Alkohol: Riskanter Konsum (ab 18 Jahre) (Alkoholkonsum)

Alkohol ist eine psychoaktive Substanz, die Abhängigkeit erzeugen kann. Alkoholkonsum zählt weltweit zu den wesentlichen Risikofaktoren für Krankheiten, gesundheitliche Beeinträchtigungen und Todesfälle. Schädlicher Alkoholkonsum steht unter anderem im Zusammenhang mit Lebererkrankungen, Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Unfällen und Gewalt (WHO 2018). Dabei steigen die Risiken mit zunehmenden Konsummengen. Als riskanter Konsum gilt die mittlere Zufuhr pro Tag von mehr als 10 g Reinalkohol bei Frauen und mehr als 20 g bei Männern, dieser Grenzwert wurde für die folgenden Auswertungen herangezogen. Nach aktuellem Kenntnisstand gibt es jedoch kein gesundheitlich unbedenkliches Niveau des Alkoholkonsums, weshalb aktualisierte Empfehlungen lauten, generell keinen Alkohol zu trinken (WHO 2023). Zur Reduktion gesundheitsschädlichen Alkoholkonsums in der Bevölkerung hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Strategien auf globaler und europäischer Ebene entwickelt. Das Nationale Gesundheitsziel „Alkoholkonsum reduzieren“ orientiert sich teilweise daran.

Schon gewusst?

(Alkoholkonsum)

13,5 % der Erwachsenen gaben im Jahr 2019 an, in riskanten Mengen Alkohol getrunken zu haben.

(Alkoholkonsum)

16,1 % der Männer tranken Alkohol in riskanten Mengen, aber nur 11,1 % der Frauen.

(Alkoholkonsum)

Bei Frauen stieg der Anteil mit einem riskanten Alkoholkonsum mit zunehmender Bildungsgruppe.

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Ergebnis

Im Jahr 2019 wiesen in Deutschland 13,5 % der Erwachsenen einen riskanten Alkoholkonsum auf. Der Anteil war bei Männern mit 16,1 % größer als bei Frauen (11,1 %). Bei Frauen im Alter von 30 bis 44 Jahren war der Anteil mit riskantem Alkoholkonsum mit 8,6 % geringer als in der angrenzenden jüngeren sowie älteren Altersgruppe. Bei Frauen war außerdem mit höherer Bildungsgruppe ein höherer Anteil mit riskantem Alkoholkonsum zu verzeichnen: In der niedrigsten Bildungsgruppe wiesen nur 6,4 % einen riskanten Alkoholkonsum auf, in der mittleren Bildungsgruppe 12,0 % und in der hohen Bildungsgruppe 16,6 %. Bei Männern zeigten sich keine bedeutsamen Unterschiede nach Alter und Bildung. Im Vergleich der Bundesländer war der Anteil der Bevölkerung mit riskantem Alkoholkonsum in Sachsen und Bayern höher als im Bundesdurchschnitt.

Fazit

Etwa jede neunte Frau und jeder sechste Mann konsumierte durchschnittlich täglich mehr als 10 g Reinalkohol (Frauen) beziehungsweise 20 g (Männer) und wiesen damit einen riskanten Konsum auf. Um im Bereich des Alkoholkonsums wirksam Prävention zu betreiben, ist ein Policy Mix notwendig, der vielfältige Akteurinnen und Akteure einbezieht und aus einer Kombination von verhältnis- und verhaltenspräventiven Maßnahmen besteht. Beispielsweise könnten gesetzliche Regelungen bestimmte Rahmenbedingungen schaffen, die schädliche Konsummuster reduzieren. Dazu gehören zum Beispiel spezifische Verkaufsverbote nach Ort und Altersgruppe, Begrenzung von Alkoholwerbung und Preisgestaltung mittels Steuern. Im Bereich Verhaltensprävention ist die Schaffung eines Problembewusstseins für die negativen Auswirkungen Alkoholkonsums in Politik und Gesellschaft vorrangig (WHO 2018) und wichtige Voraussetzung dafür, dass das Gesundheitsziel „Alkoholkonsum reduzieren“ wirksam umgesetzt werden kann.

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Alkohol: Riskanter Konsum ist definiert als Anteil der Frauen und Männer mit einem Konsum von mehr als 10 g beziehungsweise 20 g reinen Alkohol pro Tag.

Operationalisierung

Die Erfassung des riskanten Alkoholkonsums basiert auf Selbstangaben der Befragten:

GEDA 2019/2020-EHIS:

  • „Die folgenden Fragen beziehen sich auf Ihren Alkoholkonsum. Wie oft haben Sie in den letzten 12 Monaten Alkohol getrunken, wie Bier, Wein, Sekt, Spirituosen, Schnaps, Cocktails, alkoholische Mischgetränke, Liköre, hausgemachten oder selbstgebrannten Alkohol?“
  • Antwortmöglichkeiten: „Täglich oder fast täglich“, „An 5 – 6 Tagen pro Woche“, „An 3 – 4 Tagen pro Woche“, „An 1 – 2 Tagen pro Woche“, „An 2 – 3 Tagen pro Monat“, „Einmal pro Monat“, „Weniger als einmal pro Monat“, „Nicht in den letzten 12 Monaten, da ich keinen Alkohol mehr trinke“, „Nie oder lediglich einige wenige Schlucke in meinem Leben“
  • Bei mindestens wöchentlichem Konsum wurde die Trinkmenge auf der Basis von Standardgetränken, differenziert nach Wochentagen (Montag bis Donnerstag) und Wochenende (Freitag bis Sonntag), erfragt
  • Darauf basierend wurde der mittlere Konsum in g Reinalkohol pro Tag geschätzt. Ein Konsum von > 10 g reinem Alkohol pro Tag bei Frauen und > 20 g pro Tag bei Männern wird als riskant definiert

Bezugspopulation

Deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 18 Jahren in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Ergebnisse basieren auf folgendem bundesweiten Befragungssurvey des Robert Koch-Instituts:

  • GEDA 2019/2020-EHIS:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, N = 23.001
    • gültige Werte für den Indikator: n = 22.392

Datenqualität

Die RKI-Befragungssurveys liefern repräsentative Ergebnisse für die deutschsprachige Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren. Wie bei allen bevölkerungsbezogenen Studien ist davon auszugehen, dass einige Personengruppen unterrepräsentiert sind, wie Personen der niedrigen Bildungsgruppe, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Darüber hinaus basieren alle Informationen auf Selbstangaben und nicht auf ärztlichen Interviews.

Weiterführende Links

Berechnung

  • Beschreibung und Stratifizierung: Für den Indikator werden die Kennzahlen für Gesamt sowie nach Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung ausgewiesen. In den GEDA-Wellen 2009 bis 2014/2015-EHIS wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie männlich oder weiblich sind. Seit GEDA 2019/2020-EHIS werden das Geburtsgeschlecht und die geschlechtliche Identität erhoben (Pöge et al. 2022). In den Analysen nach Geschlecht werden Personen ausgewiesen, die sich als weiblich oder männlich identifizieren. Genderdiverse Menschen, die sich diesen Kategorien nicht zuordnen, werden aufgrund der geringen Fallzahl nicht gesondert ausgewiesen, sind jedoch in der Gesamt-Kategorie enthalten. Die Darstellung nach Bundesland basiert auf dem Wohnort der Befragten. Der Bildungsstatus wird anhand des CASMIN-Indexes bestimmt (Brauns et al. 2003). Dieser verwendet Angaben zu schulischer und beruflicher Bildung und ermöglicht die Einteilung in eine niedrige, mittlere und hohe Bildungsgruppe.
  • Umgang mit unsicheren Werten: Voraussetzung für die stratifizierte Darstellung eines Indikators ist, dass die Fallzahl in der Gruppe mindestens 5 beträgt und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als akzeptabel angesehen wird (Konfidenzintervall schmaler als 25 Prozentpunkte und Variationskoeffizient ≤ 33,5 %). Letzteres bedeutet, dass die untere Grenze des Konfidenzintervalls mindestens die Hälfte des Schätzers betragen muss. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, werden die Werte nicht berichtet („zu wenige Daten“). Berichtet, jedoch als unsicher markiert, werden Werte, die auf weniger als 10 Fällen basieren, deren Konfidenzintervall breiter als 20 Prozentpunkte ist oder wenn die Untergrenze weniger als ⅔ des Schätzers beträgt (Variationskoeffizient ≤ 16,6 %). Aufgrund der Unsicherheit sollten diese Werte mit Vorsicht interpretiert werden.
  • Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der zugrundeliegenden Bezugspopulation durch unterschiedliche Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in jedem Survey ein Gewichtungsfaktor verwendet. Diese berücksichtigen die Ziehungswahrscheinlichkeit der Teilnehmenden und passen außerdem die Surveys an die Bevölkerungsstruktur Deutschlands hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung an. In GEDA 2019/2020-EHIS wurde zusätzlich die regionale Siedlungsstruktur (Kreistyp) berücksichtigt. Dabei wurden die Daten des Statistischen Bundesamts zum Stichtag 31.12.2019 (GEDA 2019/2020-EHIS) verwendet. Die Bildungsverteilung wurde dem Mikrozensus 2017 entnommen.
  • Altersstandardisierung: Eine Standardisierung nach Alter und Geschlecht wurde innerhalb der Bundesländer sowie innerhalb der Bildungsgruppen durchgeführt. Dazu wurde die europäische Standardbevölkerung 2013 verwendet. Es werden sowohl die Ergebnisse mit als auch die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung ausgewiesen. Die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung bilden die tatsächliche Alters- und Geschlechtsverteilung innerhalb der Bundesländer bzw. Bildungsgruppen ab und sind damit zum Beispiel geeignet, um Fragen des Versorgungsbedarfs zu beantworten. Bei den Ergebnissen mit Altersstandardisierung sind die Bundesländer und die Bildungsgruppen hinsichtlich Alter und Geschlecht vergleichbar. Dadurch können Unterschiede aufgezeigt werden, die sich nicht durch Alter und Geschlecht erklären lassen.
  • Berechnung:
    • Konfidenzintervalle: Die zufallsbedingte Variabilität der Ergebnisse kann den 95 %-Konfidenzintervallen in den Tabellen und Abbildungen entnommen werden. Die Konfidenzintervalle wurden mit der Logit-Methode berechnet. Dabei wurde die Streuung der Gewichtungsfaktoren berücksichtigt.
    • Regionale Unterschiede: Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Bundesländern und dem Bundesdurchschnitt wurden mittels Chi-Quadrat-Test unter Adjustierung für multiples Testen ermittelt. Dabei wurden die einzelnen Bundesländer im Vergleich zu den jeweils verbleibenden Bundesländern (zusammengefasst) getestet. Die Einteilung in der Karte erfolgt anhand von fünf äquidistanten Kategorien.

Publikationen zum Thema

Risky Alcohol Consumption and Heavy Episodic Drinking among Parents in Germany

05.12.2019, Fachartikel, English

Introduction: Risky alcohol consumption (RAC) and heavy episodic drinking (HED) by parents can have negative effects on their children. At present, little is known about these forms of alcohol consumption among parents in Germany. The aim of this analysis is to estimate the percentage of parents living in Germany who practise RAC and HED and to study associations between these consumption patterns …

Alkoholkonsum von Erwachsenen in Deutschland: Riskante Trinkmengen, Folgen und Maßnahmen

28.09.2016, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Gesundheitsschädlicher Alkoholkonsum zählt zu den fünf wesentlichen Risikofaktoren für Krankheiten, Beeinträchtigungen und Todesfälle weltweit. Er wird als mitverursachend für mehr als 200 Krankheiten angesehen und ist für die Entstehung vieler beabsichtigter und unbeabsichtigter Verletzungen mit verantwortlich. Zur Reduktion gesundheitsschädlichen Alkoholkonsums wurde in Deutschland aktuell das …

Riskanter Alkoholkonsum und Rauschtrinken unter Berücksichtigung von Verletzungen und der Inanspruchnahme alkoholspezifischer medizinischer Beratung

25.05.2013, Fachartikel, Deutsch

Die Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) wurde von 2008 bis 2011 durchgeführt und umfasste Befragungen, Untersuchungen und Tests. Zielpopulation war die in Deutschland lebende Bevölkerung im Alter von 18 bis 79 Jahren (N = 8152). Daten zum Alkoholkonsum, Risikokonsum und Rauschtrinken wurden im Selbstausfüllfragebogen mit dem Alcohol Use Disorder Identification Test – …