Zuckerhaltige Erfrischungsgetränke (ab 18 Jahre) (Ernährungsverhalten)

Zuckerhaltige Erfrischungsgetränke haben eine geringe Sättigungswirkung, obwohl sie gleichzeitig zu einer hohen Zuckeraufnahme führen. Wird der Flüssigkeitsbedarf häufig über solche Getränke gedeckt, kann dies langfristig Übergewicht und Adipositas sowie Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes begünstigen (Hu 2013). Der Konsum zuckerhaltiger Erfrischungsgetränke wirkt sich zudem auf die Mundgesundheit aus: Der enthaltene Zucker wird in der Mundhöhle durch Bakterien gespalten, wodurch Säuren entstehen, die den Zahnschmelz angreifen und Karies verursachen. Dieser Effekt wird zusätzlich durch die in zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken häufig enthaltenen Säuren begünstigt. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt allen Altersgruppen, nicht mehr als 10 % der Energiezufuhr am Tag über freie Zucker aufzunehmen. Freier Zucker sind alle Mono- und Disaccharide, die Lebensmitteln zugesetzt werden, sowie Zucker, der von Natur aus in Honig, Sirup und Fruchtsäften enthalten ist (WHO 2015).

Schon gewusst?

(Ernährungsverhalten)

12,2 % der Erwachsenen tranken im Jahr 2019 täglich zuckerhaltige Erfrischungsgetränke.

(Ernährungsverhalten)

16,5 % der Männer tranken täglich zuckerhaltige Erfrischungsgetränke, aber nur 7,8 % der Frauen.

(Ernährungsverhalten)

16,2 % der Personen der niedrigen Bildungsgruppe tranken täglich zuckerhaltige Erfrischungsgetränke und damit mehr als Personen höherer Bildungsgruppen.

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Ergebnis

Im Jahr 2019 tranken in Deutschland 12,2 % der Erwachsenen täglich zuckerhaltige Erfrischungsgetränke. Mit 16,5 % konsumierten etwa doppelt so viele Männer täglich solche Getränke wie Frauen (7,8 %). In den Altersgruppen der 18- bis 29-Jährigen (15,4 %) und der 30- bis 44-Jährigen (15,7 %) waren die Anteile mit einem täglichen Konsum gleich groß. Mit dem Alter nahm der Anteil derer, die täglich zuckerhaltige Erfrischungsgetränke verzehrten, ab und betrug bei den 45- bis 64-Jährigen 12,3 %, bei den 65- bis 79-Jährigen 6,7 % und bei den 80-Jährigen und Älteren 7,3 %. Während bei den Männern der Anteil mit einem täglichen Konsum erst bei den über 65-Jährigen sank, war bei den Frauen eine stetige Abnahme mit dem Alter zu beobachten. Mit zunehmender Bildung nahm der Anteil der Personen mit einem täglichen Verzehr zuckerhaltiger Erfrischungsgetränke ab, ausgehend von 16,2 % in der niedrige Bildungsgruppe, 11,9 % in der mittlere Bildungsgruppe und 6,3 % in der hohen Bildungsgruppe. Zwischen den Bundesländern waren keine bedeutsamen Unterschiede im Konsum zuckerhaltiger Erfrischungsgetränke festzustellen.

Fazit

Rund jede achte Person in Deutschland verzehrte täglich zuckerhaltige Erfrischungsgetränke. Dabei zeigte sich ein deutlicher Unterschied zwischen den Geschlechtern zuungunsten der Männer. Der Anteil der täglichen Konsumentinnen und Konsumenten war in den beiden jüngsten Altersgruppen und in der niedrigen Bildungsgruppe größer als in höheren Alters- und Bildungsgruppen. Da das Risiko für Adipositas und Typ-2-Diabetes mit einem gesteigerten Verzehr zuckerhaltiger Getränke zunimmt, sollten bevölkerungsweite Interventionsmöglichkeiten genutzt werden (von Philipsborn et al. 2019), um den Konsum in der Bevölkerung zu reduzieren.

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Zuckerhaltige Erfrischungsgetränke ist definiert als der Anteil der Erwachsenen, die solche Getränke mindestens täglich konsumieren.

Operationalisierung

Die Erfassung des täglichen Konsums zuckerhaltiger Getränke basiert auf Selbstangaben der Befragten:

GEDA 2019/2020-EHIS:

  • „Wie oft trinken Sie zuckerhaltige Getränke wie gesüßte Fruchtsaftgetränke, Limonade, Cola oder andere zuckerhaltige Erfrischungsgetränke? Bitte zählen Sie Light- und Diätgetränke oder Getränke mit Süßstoff nicht mit.“
  • Antwortmöglichkeiten: „Täglich oder mehrmals täglich“, „4 bis 6 Mal pro Woche“, „1 bis 3 Mal pro Woche“, „Weniger als einmal pro Woche“, „Nie“
  • Ein täglicher Konsum zuckerhaltiger Erfrischungsgetränke wird angenommen, wenn die Frage mit „täglich oder mehrmals täglich“ beantwortet wurde.

Bezugspopulation

Deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 18 Jahren in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Ergebnisse basieren auf folgendem bundesweiten Befragungssurvey des Robert Koch-Instituts:

  • GEDA 2019/2020-EHIS:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, N = 23.001
    • gültige Werte für den Indikator: n = 22.693

Datenqualität

Die RKI-Befragungssurveys liefern repräsentative Ergebnisse für die deutschsprachige Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren. Wie bei allen bevölkerungsbezogenen Studien ist davon auszugehen, dass einige Personengruppen unterrepräsentiert sind, wie Personen der niedrigen Bildungsgruppe, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Darüber hinaus basieren alle Informationen auf Selbstangaben und nicht auf ärztlichen Interviews.

Weiterführende Links

Berechnung

  • Beschreibung und Stratifizierung: Für den Indikator werden die Kennzahlen für Gesamt sowie nach Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung ausgewiesen. In den GEDA-Wellen 2009 bis 2014/2015-EHIS wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie männlich oder weiblich sind. Seit GEDA 2019/2020-EHIS werden das Geburtsgeschlecht und die geschlechtliche Identität erhoben (Pöge et al. 2022). In den Analysen nach Geschlecht werden Personen ausgewiesen, die sich als weiblich oder männlich identifizieren. Genderdiverse Menschen, die sich diesen Kategorien nicht zuordnen, werden aufgrund der geringen Fallzahl nicht gesondert ausgewiesen, sind jedoch in der Gesamt-Kategorie enthalten. Die Darstellung nach Bundesland basiert auf dem Wohnort der Befragten. Der Bildungsstatus wird anhand des CASMIN-Indexes bestimmt (Brauns et al. 2003). Dieser verwendet Angaben zu schulischer und beruflicher Bildung und ermöglicht die Einteilung in eine niedrige, mittlere und hohe Bildungsgruppe.
  • Umgang mit unsicheren Werten: Voraussetzung für die stratifizierte Darstellung eines Indikators ist, dass die Fallzahl in der Gruppe mindestens 5 beträgt und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als akzeptabel angesehen wird (Konfidenzintervall schmaler als 25 Prozentpunkte und Variationskoeffizient ≤ 33,5 %). Letzteres bedeutet, dass die untere Grenze des Konfidenzintervalls mindestens die Hälfte des Schätzers betragen muss. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, werden die Werte nicht berichtet („zu wenige Daten“). Berichtet, jedoch als unsicher markiert, werden Werte, die auf weniger als 10 Fällen basieren, deren Konfidenzintervall breiter als 20 Prozentpunkte ist oder wenn die Untergrenze weniger als ⅔ des Schätzers beträgt (Variationskoeffizient ≤ 16,6 %). Aufgrund der Unsicherheit sollten diese Werte mit Vorsicht interpretiert werden.
  • Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der zugrundeliegenden Bezugspopulation durch unterschiedliche Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in jedem Survey ein Gewichtungsfaktor verwendet. Diese berücksichtigen die Ziehungswahrscheinlichkeit der Teilnehmenden und passen außerdem die Surveys an die Bevölkerungsstruktur Deutschlands hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung an. In GEDA 2019/2020-EHIS wurde zusätzlich die regionale Siedlungsstruktur (Kreistyp) berücksichtigt. Dabei wurden die Daten des Statistischen Bundesamts zum Stichtag 31.12.2019 (GEDA 2019/2020-EHIS) verwendet. Die Bildungsverteilung wurde dem Mikrozensus 2017 entnommen.
  • Altersstandardisierung: Eine Standardisierung nach Alter und Geschlecht wurde innerhalb der Bundesländer sowie innerhalb der Bildungsgruppen durchgeführt. Dazu wurde die europäische Standardbevölkerung 2013 verwendet. Es werden sowohl die Ergebnisse mit als auch die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung ausgewiesen. Die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung bilden die tatsächliche Alters- und Geschlechtsverteilung innerhalb der Bundesländer bzw. Bildungsgruppen ab und sind damit zum Beispiel geeignet, um Fragen des Versorgungsbedarfs zu beantworten. Bei den Ergebnissen mit Altersstandardisierung sind die Bundesländer und die Bildungsgruppen hinsichtlich Alter und Geschlecht vergleichbar. Dadurch können Unterschiede aufgezeigt werden, die sich nicht durch Alter und Geschlecht erklären lassen.
  • Berechnung:
    • Konfidenzintervalle: Die zufallsbedingte Variabilität der Ergebnisse kann den 95 %-Konfidenzintervallen in den Tabellen und Abbildungen entnommen werden. Die Konfidenzintervalle wurden mit der Logit-Methode berechnet. Dabei wurde die Streuung der Gewichtungsfaktoren berücksichtigt.
    • Regionale Unterschiede: Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Bundesländern und dem Bundesdurchschnitt wurden mittels Chi-Quadrat-Test unter Adjustierung für multiples Testen ermittelt. Dabei wurden die einzelnen Bundesländer im Vergleich zu den jeweils verbleibenden Bundesländern (zusammengefasst) getestet. Die Einteilung in der Karte erfolgt anhand von fünf äquidistanten Kategorien.

Publikationen zum Thema

Time trends of non-alcoholic beverage consumption among adults in Germany, 1990–2011

08.04.2020, Fachartikel, English

Background: In Germany, information on trends in non-alcoholic beverage intake over the last decades is sparse. The aim of this analysis is to examine trends in non-alcoholic beverage consumption among adults living in Germany between 1990 and 2011 with special focus on gender, age and education level.

Methods: We used self-reported food frequency questionnaire information from 25 to 69 year old …

Limo, Saft & Co – Konsum zuckerhaltiger Getränke in Deutschland

20.08.2013, Bericht, Deutsch

Erfrischungsgetränke und Säfte sind beliebt – und das nicht nur in der warmen Jahreszeit: Mehr als zwei Gläser zuckerhaltige Getränke trinken Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene durchschnittlich pro Tag. Die vorliegende Ausgabe von GBE kompakt beschäftigt sich mit dem Konsum von zuckerhaltigen Getränken in der Bevölkerung. Die Autoren Martina Rabenberg und Gert Mensink gehen dabei unter …