Adipositas und Übergewicht (ab 18 Jahre) (Körpergewicht)

Übergewicht stellt ein über das Normalmaß hinausgehendes Körpergewicht bei einer gegebenen Körpergröße dar. Starkes Übergewicht wird als Adipositas bezeichnet und von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) als eigenständige Krankheit eingestuft (WHO 2000). Eine Adipositas ist ein zentraler Risikofaktor für die Entstehung von nichtübertragbaren chronischen Erkrankungen, wie zum Beispiel Typ-2-Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Muskel- und Gelenkerkrankungen sowie verschiedenen Krebserkrankungen, und geht mit einem höheren Risiko, frühzeitig zu versterben einher.

Adipositas und die Folgeerkrankungen sind ein bedeutendes Public-Health-Problem und stellen eine große wirtschaftliche Herausforderung dar. Laut Berechnungen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wird Deutschland zwischen 2020 und 2050 rund 11 % der Gesundheitsausgaben für die Behandlung von Erkrankungen, die im Zusammenhang mit Adipositas stehen, ausgeben (OECD 2019).

Schon gewusst?

(Körpergewicht)

19,0 % der Erwachsenen waren im Jahr 2019 von einer Adipositas betroffen.

(Körpergewicht)

Mit zunehmendem Alter stieg die Adipositasprävalenz bei beiden Geschlechtern an.

(Körpergewicht)

Eine Adipositas wiesen mehr als doppelt so viele Personen der niedrigen im Vergleich zur hohen Bildungsgruppe auf.

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Ergebnis

Im Jahr 2019 lag in Deutschland bei 53,5 % der Erwachsenen ein Übergewicht (einschließlich Adipositas) vor. Mit 60,5 % waren Männer deutlich häufiger betroffen als Frauen (46,6 %). Eine Adipositas wiesen 19,0 % der Erwachsenen auf (Frauen: 19,0 %; Männer: 19,1 %). Der Anteil der Personen, die von einer Adipositas betroffen waren, nahm im Lebensverlauf zu und war in der Altersgruppe zwischen 45 und 64 Jahren am größten: Während 9,6 % der 18- bis 29-Jährigen eine Adipositas aufwiesen, waren es bei den 45- bis 64-Jährigen 23,3 % und bei den 65- bis 79-Jährigen 23,0 %. Bei den über 80-Jährigen sank der Anteil mit einer Adipositas auf 16,8 %. Am häufigsten war eine Adipositas bei Männern in der Altersgruppe der 45- bis 64-Jährigen, bei Frauen in der Altersgruppe der 65- bis 79-Jährigen zu beobachten. Personen der niedrigen Bildungsgruppe (26,8 %) waren häufiger von einer Adipositas betroffen als Personen der mittleren Bildungsgruppe (17,5 %), die wiederum häufiger von einer Adipositas betroffen waren als Personen der hohen Bildungsgruppe (10,8 %).

Fazit

Bei einem Fünftel der Bevölkerung in Deutschland lag im Jahr 2019 eine Adipositas vor und es zeigten sich in der Verbreitung deutliche soziale Unterschiede. Es ist bekannt, dass Maßnahmen, die zu individuellen Verhaltensänderungen führen, nur begrenzt zur Reduktion der hohen Adipositasprävalenz beitragen. Vielmehr sollten verhältnispräventive Ansätze, die bei der Veränderung des zunehmend Übergewicht und Adipositas begünstigenden Lebensumfeldes ansetzen, durchgeführt und als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden werden. Es sind vor allem strukturelle Maßnahmen zur Adipositasprävention bei Menschen in sozial benachteiligten Lebensverhältnissen notwendig.

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Übergewicht (einschließlich Adipositas) ist definiert als der Anteil der Erwachsenen mit einem Body Mass Index (BMI) von ≥ 25,0 kg/m2, eine Adipositas liegt bei einem BMI von ≥ 30,0 kg/m2 vor.

Operationalisierung

Die Erfassung von Körpergröße und Körpergewicht basiert auf Selbstangaben der Befragten:

GEDA 2019/2020-EHIS:

  • „Wie groß sind Sie, wenn Sie keine Schuhe tragen? Bitte geben Sie Ihre Körpergröße in cm an.“
  • „Wie viel wiegen Sie, wenn Sie keine Kleidung und Schuhe tragen? Bitte geben Sie Ihr Körpergewicht in kg an. Interviewerhinweis: Schwangere Frauen geben bitte ihr Gewicht vor der Schwangerschaft an.“
  • Der BMI wird aus dem Verhältnis des Körpergewichts einer Person zum Quadrat der Körpergröße (kg/m2) berechnet.

Bezugspopulation

Deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 18 Jahren in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Ergebnisse basieren auf folgendem bundesweiten Befragungssurvey des Robert Koch-Instituts:

  • GEDA 2019/2020-EHIS:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, N = 23.001
    • gültige Werte für den Indikator: n = 22.414

Datenqualität

Die RKI-Befragungssurveys liefern repräsentative Ergebnisse für die deutschsprachige Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren. Wie bei allen bevölkerungsbezogenen Studien ist davon auszugehen, dass einige Personengruppen unterrepräsentiert sind, wie Personen der niedrigen Bildungsgruppe, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Darüber hinaus basieren alle Informationen auf Selbstangaben und nicht auf ärztlichen Interviews.

Weiterführende Links

Berechnung

  • Beschreibung und Stratifizierung: Für den Indikator werden die Kennzahlen für Gesamt sowie nach Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung ausgewiesen. In den GEDA-Wellen 2009 bis 2014/2015-EHIS wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie männlich oder weiblich sind. Seit GEDA 2019/2020-EHIS werden das Geburtsgeschlecht und die geschlechtliche Identität erhoben (Pöge et al. 2022). In den Analysen nach Geschlecht werden Personen ausgewiesen, die sich als weiblich oder männlich identifizieren. Genderdiverse Menschen, die sich diesen Kategorien nicht zuordnen, werden aufgrund der geringen Fallzahl nicht gesondert ausgewiesen, sind jedoch in der Gesamt-Kategorie enthalten. Die Darstellung nach Bundesland basiert auf dem Wohnort der Befragten. Der Bildungsstatus wird anhand des CASMIN-Indexes bestimmt (Brauns et al. 2003). Dieser verwendet Angaben zu schulischer und beruflicher Bildung und ermöglicht die Einteilung in eine niedrige, mittlere und hohe Bildungsgruppe.
  • Umgang mit unsicheren Werten: Voraussetzung für die stratifizierte Darstellung eines Indikators ist, dass die Fallzahl in der Gruppe mindestens 5 beträgt und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als akzeptabel angesehen wird (Konfidenzintervall schmaler als 25 Prozentpunkte und Variationskoeffizient ≤ 33,5 %). Letzteres bedeutet, dass die untere Grenze des Konfidenzintervalls mindestens die Hälfte des Schätzers betragen muss. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, werden die Werte nicht berichtet („zu wenige Daten“). Berichtet, jedoch als unsicher markiert, werden Werte, die auf weniger als 10 Fällen basieren, deren Konfidenzintervall breiter als 20 Prozentpunkte ist oder wenn die Untergrenze weniger als ⅔ des Schätzers beträgt (Variationskoeffizient ≤ 16,6 %). Aufgrund der Unsicherheit sollten diese Werte mit Vorsicht interpretiert werden.
  • Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der zugrundeliegenden Bezugspopulation durch unterschiedliche Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in jedem Survey ein Gewichtungsfaktor verwendet. Diese berücksichtigen die Ziehungswahrscheinlichkeit der Teilnehmenden und passen außerdem die Surveys an die Bevölkerungsstruktur Deutschlands hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung an. In GEDA 2019/2020-EHIS wurde zusätzlich die regionale Siedlungsstruktur (Kreistyp) berücksichtigt. Dabei wurden die Daten des Statistischen Bundesamts zum Stichtag 31.12.2019 (GEDA 2019/2020-EHIS) verwendet. Die Bildungsverteilung wurde dem Mikrozensus 2017 entnommen.
  • Altersstandardisierung: Eine Standardisierung nach Alter und Geschlecht wurde innerhalb der Bundesländer sowie innerhalb der Bildungsgruppen durchgeführt. Dazu wurde die europäische Standardbevölkerung 2013 verwendet. Es werden sowohl die Ergebnisse mit als auch die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung ausgewiesen. Die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung bilden die tatsächliche Alters- und Geschlechtsverteilung innerhalb der Bundesländer bzw. Bildungsgruppen ab und sind damit zum Beispiel geeignet, um Fragen des Versorgungsbedarfs zu beantworten. Bei den Ergebnissen mit Altersstandardisierung sind die Bundesländer und die Bildungsgruppen hinsichtlich Alter und Geschlecht vergleichbar. Dadurch können Unterschiede aufgezeigt werden, die sich nicht durch Alter und Geschlecht erklären lassen.
  • Berechnung:
    • Konfidenzintervalle: Die zufallsbedingte Variabilität der Ergebnisse kann den 95 %-Konfidenzintervallen in den Tabellen und Abbildungen entnommen werden. Die Konfidenzintervalle wurden mit der Logit-Methode berechnet. Dabei wurde die Streuung der Gewichtungsfaktoren berücksichtigt.
    • Regionale Unterschiede: Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Bundesländern und dem Bundesdurchschnitt wurden mittels Chi-Quadrat-Test unter Adjustierung für multiples Testen ermittelt. Dabei wurden die einzelnen Bundesländer im Vergleich zu den jeweils verbleibenden Bundesländern (zusammengefasst) getestet. Die Einteilung in der Karte erfolgt anhand von fünf äquidistanten Kategorien.  

Publikationen zum Thema

Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen in Deutschland

14.09.2022, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Hintergrund: Übergewicht und Adipositas und die damit verbundenen Folgekrankheiten sind von hoher Public-Health-Relevanz.

Methode: In der Studie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA 2019/2020-EHIS) liegen Selbstangaben zu Körpergewicht und Körpergröße vor. Daraus wurde der Body-Mass-Index (BMI, kg/m2) berechnet und die Indikatoren Übergewicht (einschließlich Adipositas, BMI ≥ 25 kg/m2) und …

Socioeconomic Inequalities in the Rise of Adult Obesity

05.06.2019, Fachartikel, English

Objective: Despite extensive study of the obesity epidemic, research on whether obesity has risen faster in lower or in higher socioeconomic groups is inconsistent. This study examined secular trends in obesity prevalence by socioeconomic position and the resulting obesity inequalities in the German adult population.

Methods: Data were drawn from three national examination surveys conducted in …