Aktive Mobilität (ab 18 Jahre) (Körperliche Aktivität)

Regelmäßige Bewegung spielt eine wichtige Rolle bei der Prävention und Behandlung einer Vielzahl nichtübertragbarer Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes und Depression. Derzeit bewegt sich jedoch die deutliche Mehrheit der Erwachsenen in Deutschland zu wenig, um den optimalen Nutzen für die Gesundheit zu erreichen (siehe Indikator Bewegungsverhalten). Das körperlich aktive Zurücklegen von Wegstrecken, auch aktive Mobilität genannt, ist eine gute Möglichkeit, mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren. Hierbei werden beispielsweise die Wegstrecken zum Einkaufen, zur Arbeitsstelle oder zu Freizeitaktivitäten körperlich aktiv zurückgelegt. Die häufigsten Formen der aktiven Mobilität sind das zu Fuß gehen und das Fahrradfahren. Durch aktive Mobilität kann auch zum Klimaschutz beigetragen werden, wenn der motorisierte Individualverkehr, unter anderem Auto fahren, durch aktive Mobilität ersetzt wird.

Schon gewusst?

(Körperliche Aktivität)

71,1 % der Erwachsenen legten im Jahr 2019 mindestens eine Stunde pro Woche Wegstrecken zu Fuß zurück.

(Körperliche Aktivität)

25,9 % der Erwachsenen legten im Jahr 2019 mindestens eine Stunde pro Woche Wegstrecken mit dem Fahrrad zurück.

(Körperliche Aktivität)

33,3 % der Personen mit hoher Bildung, aber nur 21,0 % der Personen mit niedriger Bildung sind wöchentlich mindestens eine Stunde Fahrrad gefahren.

Visualisierung

Darstellung
Geschlecht

Zeitverlauf

NachRegion

NachAlter

NachGechlecht

NachBildung

Ergebnis

Im Jahr 2019 haben in Deutschland 71,1 % der Erwachsenen für mindestens eine Stunde pro Woche Wegstrecken zu Fuß zurückgelegt, 25,9 % für mindestens eine Stunde pro Woche mit dem Fahrrad. Mit 29,1 % sind Männer häufiger Fahrrad gefahren als Frauen (22,8 %), während beim Zufußgehen keine Geschlechterunterschiede festzustellen waren. Im Altersverlauf zeigte sich für das Zufußgehen, dass Personen im jungen Erwachsenenalter (18 – 29 Jahre: 79,4 %) häufiger mindestens eine Stunde in der Woche zu Fuß gegangen sind als ältere Personen (ab 80 Jahren: 57,4 %). Beim Fahrradfahren fand eine Reduktion der Aktivität insbesondere ab 80 Jahren statt. In dieser Altersgruppe haben lediglich 11,5 % noch eine Stunde pro Woche Wegstrecken mit dem Fahrrad zurückgelegt. Personen der niedrigen Bildungsgruppe gingen seltener zu Fuß als Personen der mittleren und hohen Bildungsgruppe. Unter Berücksichtigung der Altersstruktur zeigten sich jedoch nur signifikante Unterschiede zwischen der niedrigen und hohen Bildungsgruppe. Von der niedrigen zur hohen Bildungsgruppe nahm der Anteil der Personen, die mindestens eine Stunde pro Woche Fahrrad gefahren sind, kontinuierlich zu und lag in der niedrigen Bildungsgruppe bei 21,0 % und in der hohen Bildungsgruppe bei 33,3 %. Der Anteil der Personen, die mindestens eine Stunde zu Fuß gegangen sind, lag in Berlin und Hamburg über dem Bundesdurchschnitt, im Saarland darunter. Beim Fahrradfahren lag der Anteil in Niedersachsen über dem Bundesdurchschnitt, im Saarland, Hessen und Rheinland-Pfalz darunter.

Fazit

Aktive Mobilität kann einen wichtigen Beitrag zur Bewegungsförderung leisten. Insbesondere durch mehr Fahrradfahren zum Zurücklegen von Wegstrecken besteht noch Potenzial, mehr Bewegung in den Alltag zu integrieren. Dies trifft vor allem auf Frauen und Personen der niedrigen Bildungsgruppe zu. Neben Kampagnen zur Aufklärung über den gesundheitlichen Nutzen der aktiven Mobilität, ist die Schaffung einer sicheren und attraktiven Infrastruktur eine wichtige Voraussetzung dafür, dass mehr Menschen Wegstrecken aktiv zurücklegen.

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Aktive Mobilität ist definiert als der Anteil der Erwachsenen, die mindestens eine Stunde in der Woche Wegstrecken zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurücklegen.

Operationalisierung

Die Erfassung der aktiven Mobilität basiert auf Selbstangaben der Befragten:

GEDA 2019/2020-EHIS:

  • „An wie vielen Tagen in einer typischen Woche gehen Sie mindestens 10 Minuten ohne Unterbrechung zu Fuß, um von Ort zu Ort zu gelangen?“
    • Anzahl der Tage pro Woche/Nie oder seltener als 1 Tag pro Woche
  • „Wie lange gehen Sie an einem typischen Tag zu Fuß, um von Ort zu Ort zu gelangen?“
    • „10 – 29 Minuten pro Tag“
    • „30 – 59 Minuten pro Tag“
    • „1 Stunde bis unter 2 Stunden pro Tag“
    • „2 Stunden bis unter 3 Stunden pro Tag“
    • „3 Stunden pro Tag und mehr“
  • „An wie vielen Tagen in einer typischen Woche fahren Sie mindestens 10 Minuten ohne Unterbrechung mit dem Fahrrad, um von Ort zu Ort zu gelangen?“
    • Anzahl der Tage pro Woche/Nie oder seltener als 1 Tag pro Woche
  • „Wie lange fahren Sie an einem typischen Tag mit dem Fahrrad, um von Ort zu Ort zu gelangen?“
    • „10 – 29 Minuten pro Tag“
    • „30 – 59 Minuten pro Tag“
    • „1 Stunde bis unter 2 Stunden pro Tag“
    • „2 Stunden bis unter 3 Stunden pro Tag“
    • „3 Stunden pro Tag und mehr“

Bezugspopulation

Deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 18 Jahren in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Ergebnisse basieren auf folgendem bundesweiten Befragungssurvey des Robert Koch-Instituts:

  • GEDA 2019/2020-EHIS:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, N = 23.001
    • gültige Werte für den Indikator zu Fuß von Ort zu Ort: n = 22.455, Fahrradfahren von Ort zu Ort: n = 22.609

Datenqualität

Die RKI-Befragungssurveys liefern repräsentative Ergebnisse für die deutschsprachige Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren. Wie bei allen bevölkerungsbezogenen Studien ist davon auszugehen, dass einige Personengruppen unterrepräsentiert sind, wie Personen der niedrigen Bildungsgruppe, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Darüber hinaus basieren alle Informationen auf Selbstangaben und nicht auf ärztlichen Interviews.

Berechnung

  • Beschreibung und Stratifizierung: Für den Indikator werden die Kennzahlen für Gesamt sowie nach Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung ausgewiesen. In den GEDA-Wellen 2009 bis 2014/2015-EHIS wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie männlich oder weiblich sind. Seit GEDA 2019/2020-EHIS werden das Geburtsgeschlecht und die geschlechtliche Identität erhoben (Pöge et al. 2022). In den Analysen nach Geschlecht werden Personen ausgewiesen, die sich als weiblich oder männlich identifizieren. Genderdiverse Menschen, die sich diesen Kategorien nicht zuordnen, werden aufgrund der geringen Fallzahl nicht gesondert ausgewiesen, sind jedoch in der Gesamt-Kategorie enthalten. Die Darstellung nach Bundesland basiert auf dem Wohnort der Befragten. Der Bildungsstatus wird anhand des CASMIN-Indexes bestimmt (Brauns et al. 2003). Dieser verwendet Angaben zu schulischer und beruflicher Bildung und ermöglicht die Einteilung in eine niedrige, mittlere und hohe Bildungsgruppe.
  • Umgang mit unsicheren Werten: Voraussetzung für die stratifizierte Darstellung eines Indikators ist, dass die Fallzahl in der Gruppe mindestens 5 beträgt und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als akzeptabel angesehen wird (Konfidenzintervall schmaler als 25 Prozentpunkte und Variationskoeffizient ≤ 33,5 %). Letzteres bedeutet, dass die untere Grenze des Konfidenzintervalls mindestens die Hälfte des Schätzers betragen muss. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, werden die Werte nicht berichtet („zu wenige Daten“). Berichtet, jedoch als unsicher markiert, werden Werte, die auf weniger als 10 Fällen basieren, deren Konfidenzintervall breiter als 20 Prozentpunkte ist oder wenn die Untergrenze weniger als ⅔ des Schätzers beträgt (Variationskoeffizient ≤ 16,6 %). Aufgrund der Unsicherheit sollten diese Werte mit Vorsicht interpretiert werden.
  • Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der zugrundeliegenden Bezugspopulation durch unterschiedliche Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in jedem Survey ein Gewichtungsfaktor verwendet. Diese berücksichtigen die Ziehungswahrscheinlichkeit der Teilnehmenden und passen außerdem die Surveys an die Bevölkerungsstruktur Deutschlands hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung an. In GEDA 2019/2020-EHIS wurde zusätzlich die regionale Siedlungsstruktur (Kreistyp) berücksichtigt. Dabei wurden die Daten des Statistischen Bundesamts zum Stichtag 31.12.2019 (GEDA 2019/2020-EHIS) verwendet. Die Bildungsverteilung wurde dem Mikrozensus 2017 entnommen.
  • Altersstandardisierung: Eine Standardisierung nach Alter und Geschlecht wurde innerhalb der Bundesländer sowie innerhalb der Bildungsgruppen durchgeführt. Dazu wurde die europäische Standardbevölkerung 2013 verwendet. Es werden sowohl die Ergebnisse mit als auch die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung ausgewiesen. Die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung bilden die tatsächliche Alters- und Geschlechtsverteilung innerhalb der Bundesländer bzw. Bildungsgruppen ab und sind damit zum Beispiel geeignet, um Fragen des Versorgungsbedarfs zu beantworten. Bei den Ergebnissen mit Altersstandardisierung sind die Bundesländer und die Bildungsgruppen hinsichtlich Alter und Geschlecht vergleichbar. Dadurch können Unterschiede aufgezeigt werden, die sich nicht durch Alter und Geschlecht erklären lassen.
  • Konfidenzintervalle: Die zufallsbedingte Variabilität der Ergebnisse kann den 95 %-Konfidenzintervallen in den Tabellen und Abbildungen entnommen werden. Die Konfidenzintervalle wurden mit der Logit-Methode berechnet. Dabei wurde die Streuung der Gewichtungsfaktoren berücksichtigt.
  • Regionale Unterschiede: Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Bundesländern und dem Bundesdurchschnitt wurden mittels Chi-Quadrat-Test unter Adjustierung für multiples Testen ermittelt. Dabei wurden die einzelnen Bundesländer im Vergleich zu den jeweils verbleibenden Bundesländern (zusammengefasst) getestet. Die Einteilung in der Karte erfolgt anhand von fünf äquidistanten Kategorien. 

Weiterführende Links

Publikationen zum Thema

Veränderung des Sporttreibens und der aktiven Wegstrecken seit der COVID-19-Pandemie

20.12.2022, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Hintergrund: Körperliche Aktivität ist ein bedeutendes Verhalten zur Gesundheitsförderung. Die Maßnahmen zur Eindämmung der COVID-19-Pandemie, wie beispielsweise die Reduktion sozialer Kontakte, die Schließung von Sportstätten sowie das Arbeiten im Homeoffice, können die Ausübung regelmäßiger körperlicher Aktivität erschweren.

Methode: Es wurden die zwischen Juli und Oktober 2021 erhobenen Daten …

Development of the European Health Interview Survey - Physical Activity Questionnaire (EHIS-PAQ) to monitor physical activity in the European Union

02.12.2015, Fachartikel, English

Background: A domain-specific physical activity questionnaire (EHIS-PAQ) was developed in the framework of the second wave of the European Health Interview Survey (EHIS). This article presents the EHIS-PAQ and describes its development and evaluation processes.

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