Rauchen (ab 18 Jahre) (Tabakkonsum)

Das Rauchen von Tabakprodukten ist in Deutschland das bedeutendste Einzelrisiko für die Gesundheit und führende Ursache vorzeitiger Sterblichkeit. Das im Tabak enthaltene Nikotin macht abhängig und Erkrankungen, die bei Rauchenden vermehrt auftreten, sind zum Beispiel Herz-Kreislauf-, Atemwegs- und Krebserkrankungen. An den Folgen des Rauchens sterben in Deutschland jedes Jahr etwa 127.000 Menschen. Für die Versorgung von Krankheiten und Gesundheitsproblemen sowie möglicher Krankheitsfolgen, die auf das Rauchen zurückzuführen sind, entstehen hohe Kosten (Effertz 2018).

Um heutige und künftige Generationen vor den gesundheitlichen, gesellschaftlichen, ökologischen und wirtschaftlichen Folgen des Tabakkonsums und des Passivrauchens zu schützen, wurde unter Leitung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Rahmenübereinkommen zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (FCTC) ausgehandelt. Deutschland hat den Vertrag 2004 ratifiziert. Seitdem sind verschiedene gesetzliche Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakkonsums und zum Nichtraucherschutz ergriffen worden. Begleitet wurden diese Maßnahmen durch das nationale Gesundheitsziel „Tabakkonsum reduzieren“ (BMG 2015)

Schon gewusst?

(Tabakkonsum)

28,9 % der Erwachsenen rauchten im Jahr 2019 Tabakprodukte.

(Tabakkonsum)

33,9 % der Männer gaben an, aktuell zu rauchen, aber nur 24,0 % der Frauen.

(Tabakkonsum)

2 x Der Anteil Rauchender ist in der niedrigen und mittleren im Vergleich zur hohen Bildungsgruppe fast doppelt so hoch.

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Ergebnis

Im Jahr 2019 rauchten in Deutschland 28,9 % der Erwachsenen täglich oder gelegentlich. Mit 33,9 % rauchten deutlich mehr Männer als Frauen (24,0 %). In der Altersgruppe der 30- bis 44-Jährigen war der Anteil aktuell Rauchender am größten (37,5 %). Geringfügig niedriger war der Anteil in der Altersgruppe der 18- bis 29-Jährigen (35,7 %). Erst ab einem Alter von 65 Jahren nahm der Anteil Rauchender deutlich ab (16,3 %) und betrug bei den über 80-Jährigen nur noch 3,5 %. Der Anteil von Rauchenden war in der niedrigen (31,0 %) und mittleren Bildungsgruppe etwa gleich groß (31,8 %) und damit fast doppelt so hoch wie in der hohen Bildungsgruppe (17,3 %). Beim Vergleich der Bundesländer lag der Anteil von Rauchenden in Berlin und Mecklenburg-Vorpommern über, sowie im Saarland unter dem Bundesdurchschnitt. Nach Berücksichtigung der Altersstruktur blieb nur der Unterschied in Berlin bestehen.

Fazit

In der erwachsenen Bevölkerung war Rauchen zum Beobachtungszeitpunkt weit verbreitet, wobei deutliche Geschlechter- und Bildungsunterschiede zuungunsten von Männern sowie der niedrigen und mittleren Bildungsgruppe bestanden. Es müssen daher weitere Anstrengungen unternommen werden, um den Tabakkonsum in der Bevölkerung zu verringern. Im internationalen Vergleich sind die in Deutschland bislang umgesetzten Maßnahmen zur Tabakkontrolle relativ schwach, was sich auch in der europäischen Tabakkontrollskala widerspiegelt, die Länder hinsichtlich ihrer Bemühungen um effektive Tabakprävention und Tabakkontrolle miteinander vergleicht (Joossens 2021). Hier belegt Deutschland einen der fünf letzten Plätze. Die konsequente Umsetzung der FCTC-Maßnahmen wäre ein wichtiger Beitrag, um das bedeutendste vermeidbare Gesundheitsrisiko in Deutschland weiter zu verringern, beispielsweise durch ein umfassendes Verbot von Tabakwerbung, -promotion und -sponsoring, aber auch durch die aktive Beratung und Unterstützung bei der Vorbereitung und Umsetzung des Rauchstopps (WHO 2024). Dabei sollten die Belange sozial benachteiligter Gruppen stärker berücksichtigt werden.

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Rauchen ist definiert als der Anteil der Erwachsenen, die angeben, täglich oder gelegentlich Tabakprodukte zu rauchen.

Operationalisierung

Die Erfassung des Rauchens basiert auf Selbstangaben der Befragten:

GEDA 2019/2020-EHIS:

  • „Rauchen Sie Tabakprodukte, einschließlich Tabakerhitzer? Bitte schließen Sie elektronische Zigaretten oder ähnliche Produkte aus.“
  • Antwortmöglichkeiten: „Ja, täglich“, „Ja, gelegentlich“, „Nein, nicht mehr“, „Ich habe noch nie geraucht“
  • Ausgehend von den Antwortkategorien wurden aktuell Rauchende (täglich oder gelegentlich) analysiert.

Bezugspopulation

Deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 18 Jahren in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Ergebnisse basieren auf folgendem bundesweiten Befragungssurvey des Robert Koch-Instituts:

  • GEDA 2019/2020-EHIS:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, N = 23.001
    • gültige Werte für den Indikator: n = 22.699

Datenqualität

Die RKI-Befragungssurveys liefern repräsentative Ergebnisse für die deutschsprachige Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren. Wie bei allen bevölkerungsbezogenen Studien ist davon auszugehen, dass einige Personengruppen unterrepräsentiert sind, wie Personen der niedrigen Bildungsgruppe, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Darüber hinaus basieren alle Informationen auf Selbstangaben und nicht auf ärztlichen Interviews.

Weiterführende Links

Berechnung

  • Beschreibung und Stratifizierung: Für den Indikator werden die Kennzahlen für Gesamt sowie nach Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung ausgewiesen. In den GEDA-Wellen 2009 bis 2014/2015-EHIS wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie männlich oder weiblich sind. Seit GEDA 2019/2020-EHIS werden das Geburtsgeschlecht und die geschlechtliche Identität erhoben (Pöge et al. 2022). In den Analysen nach Geschlecht werden Personen ausgewiesen, die sich als weiblich oder männlich identifizieren. Genderdiverse Menschen, die sich diesen Kategorien nicht zuordnen, werden aufgrund der geringen Fallzahl nicht gesondert ausgewiesen, sind jedoch in der Gesamt-Kategorie enthalten. Die Darstellung nach Bundesland basiert auf dem Wohnort der Befragten. Der Bildungsstatus wird anhand des CASMIN-Indexes bestimmt (Brauns et al. 2003). Dieser verwendet Angaben zu schulischer und beruflicher Bildung und ermöglicht die Einteilung in eine niedrige, mittlere und hohe Bildungsgruppe.
  • Umgang mit unsicheren Werten: Voraussetzung für die stratifizierte Darstellung eines Indikators ist, dass die Fallzahl in der Gruppe mindestens 5 beträgt und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als akzeptabel angesehen wird (Konfidenzintervall schmaler als 25 Prozentpunkte und Variationskoeffizient ≤ 33,5 %). Letzteres bedeutet, dass die untere Grenze des Konfidenzintervalls mindestens die Hälfte des Schätzers betragen muss. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, werden die Werte nicht berichtet („zu wenige Daten“). Berichtet, jedoch als unsicher markiert, werden Werte, die auf weniger als 10 Fällen basieren, deren Konfidenzintervall breiter als 20 Prozentpunkte ist oder wenn die Untergrenze weniger als ⅔ des Schätzers beträgt (Variationskoeffizient ≤ 16,6 %). Aufgrund der Unsicherheit sollten diese Werte mit Vorsicht interpretiert werden.
  • Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der zugrundeliegenden Bezugspopulation durch unterschiedliche Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in jedem Survey ein Gewichtungsfaktor verwendet. Diese berücksichtigen die Ziehungswahrscheinlichkeit der Teilnehmenden und passen außerdem die Surveys an die Bevölkerungsstruktur Deutschlands hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung an. In GEDA 2019/2020-EHIS wurde zusätzlich die regionale Siedlungsstruktur (Kreistyp) berücksichtigt. Dabei wurden die Daten des Statistischen Bundesamts zum Stichtag 31.12.2019 (GEDA 2019/2020-EHIS) verwendet. Die Bildungsverteilung wurde dem Mikrozensus 2017 entnommen.
  • Altersstandardisierung: Eine Standardisierung nach Alter und Geschlecht wurde innerhalb der Bundesländer sowie innerhalb der Bildungsgruppen durchgeführt. Dazu wurde die europäische Standardbevölkerung 2013 verwendet. Es werden sowohl die Ergebnisse mit als auch die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung ausgewiesen. Die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung bilden die tatsächliche Alters- und Geschlechtsverteilung innerhalb der Bundesländer bzw. Bildungsgruppen ab und sind damit zum Beispiel geeignet, um Fragen des Versorgungsbedarfs zu beantworten. Bei den Ergebnissen mit Altersstandardisierung sind die Bundesländer und die Bildungsgruppen hinsichtlich Alter und Geschlecht vergleichbar. Dadurch können Unterschiede aufgezeigt werden, die sich nicht durch Alter und Geschlecht erklären lassen.
  • Berechnung:
    • Konfidenzintervalle: Die zufallsbedingte Variabilität der Ergebnisse kann den 95 %-Konfidenzintervallen in den Tabellen und Abbildungen entnommen werden. Die Konfidenzintervalle wurden mit der Logit-Methode berechnet. Dabei wurde die Streuung der Gewichtungsfaktoren berücksichtigt.
    • Regionale Unterschiede: Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Bundesländern und dem Bundesdurchschnitt wurden mittels Chi-Quadrat-Test unter Adjustierung für multiples Testen ermittelt. Dabei wurden die einzelnen Bundesländer im Vergleich zu den jeweils verbleibenden Bundesländern (zusammengefasst) getestet. Die Einteilung in der Karte erfolgt anhand von fünf äquidistanten Kategorien.  

Publikationen zum Thema

DHS Jahrbuch Sucht 2024: Tabak – Zahlen und Fakten zum Konsum

14.05.2024, Bericht, Deutsch

In der Bevölkerung ist Rauchen unter Erwachsenen nach wie vor verbreitet. Nach aktuellen Ergebnissen der Deutschen Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA-Studie) liegt der Anteil bei einem Drittel. Bei Jugendlichen ist der Anteil Rauchender deutlich geringer und liegt nach Daten des Alkoholsurveys 2021 für die 12- bis 17-Jährigen bei 7 %. Tendenziell rauchen insgesamt weniger Erwachsene und …

Rauchverhalten und Passivrauchbelastung Erwachsener – Ergebnisse aus GEDA 2019/2020-EHIS

14.09.2022, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Hintergrund: Rauchen ist ein bedeutendes Gesundheitsrisiko und die führende Ursache vorzeitiger Sterblichkeit. Passivrauch verursacht dieselben negativen gesundheitlichen Folgen wie das Rauchen, wenn auch in einem geringeren Ausmaß. Die Verringerung des Tabakkonsums und der Schutz vor Passivrauch sind daher wichtige gesundheitspolitische Ziele.

Methode: Die Studie Gesundheit in Deutschland …

Gesundheitliche Lage in Deutschland in der COVID-19-Pandemie

06.07.2022, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Die Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 im Jahr 2020 und die damit einhergehenden Eindämmungsmaßnahmen haben viele Bereiche des alltäglichen Lebens verändert. Vermutet wird ein Einfluss auf die Gesundheit auch jenseits des Infektionsgeschehens. Deshalb wurde mit Daten der Studie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA 2019/2020-EHIS) die gesundheitliche Lage der Bevölkerung in der ersten …

Rauchen bei Erwachsenen in Deutschland

14.06.2017, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Rauchen ist ein bedeutendes Gesundheitsrisiko und die führende Ursache vorzeitiger Sterblichkeit. In Deutschland wurden zahlreiche Maßnahmen (z.B. Steuererhöhungen, Nichtraucherschutz und Warnhinweise) auf den Weg gebracht, um den Tabakkonsum der Bevölkerung zu senken. Nach GEDA 2014/2015-EHIS rauchen 20,8 % der Frauen und 27,0 % der Männer ab 18 Jahren zumindest gelegentlich. Bei beiden …