Regionale sozioökonomische Deprivation (Regionale sozioökonomische Deprivation)

Regionale sozioökonomische Deprivation bezeichnet die Benachteiligung der Wohnbevölkerung einer Region im Vergleich zu anderen Regionen in Bezug auf ihre sozioökonomische Situation. Diese Benachteiligung drückt sich oft in niedrigen Einkommen, geringer Bildungsbeteiligung und hoher Arbeitslosigkeit aus. Häufig sind damit schlechtere Chancen auf soziale Teilhabe und gesunde Lebensbedingungen verbunden. Eine Auswertung von Gesundheitsindikatoren nach dem Ausmaß regionaler sozioökonomischer Deprivation ermöglicht die Beschreibung von gesundheitlichen Ungleichheiten in der Bevölkerung eines Landes.

In Deutschland lässt sich die sozioökonomische Deprivation der Regionen mit dem „German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD)" bestimmen (Michalski et al. 2022). Regionen mit hoher Deprivation finden sich überwiegend in den ländlichen Gebieten im Norden und Nordosten Deutschland sowie in den vom wirtschaftlichen Strukturwandel betroffenen Regionen der alten Bundesländer, zum Beispiel im Ruhrgebiet oder im Saarland. Gebiete mit tendenziell niedriger Deprivation finden sich dagegen vor allem in Süddeutschland, in der Region um Hamburg und in bestimmten Teilen Westdeutschlands. In hoch deprivierten Regionen finden sich häufig eine höhere Krankheitslast, eine höhere Sterblichkeit und kürzere Lebenserwartung (Hoebel et al. 2018, Tetzlaff et al. 2024).

Schon gewusst?

(Lebenserwartung und Todesursachen)

3,5 Jahre beträgt die Differenz in der Lebenserwartung von neugeborenen Jungen zwischen sozioökonomisch hoch und niedrig deprivierten Regionen im Jahr 2021.

(Diabetes mellitus)

9,3 % der Frauen in sozioökonomisch hoch deprivierten Regionen hatten einen Gestationsdiabetes, aber nur 7,0 % der Frauen in Regionen mit niedriger Deprivation.

(Herz-Kreislauf-Erkrankungen)

Die Sterberate an KHK lag in Regionen mit hoher sozioökonomischer Deprivation höher als in Regionen mit niedriger Deprivation.

Publikationen zum Thema

Prävalenz von Gestationsdiabetes mellitus in Deutschland

15.05.2024, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Hintergrund: Gestationsdiabetes mellitus (GDM) erhöht das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen. Ein generelles Screening auf GDM wurde 2012 in Deutschland eingeführt.

Methode: Die Analyse basiert auf Daten der externen stationären Qualitätssicherung zur Geburtshilfe der Jahre 2013 bis 2021. Frauen mit präkonzeptionellem Diabetes wurden ausgeschlossen. Ein GDM wurde bei Dokumentation im …

Age-specific and cause-specific mortality contributions to the socioeconomic gap in life expectancy in Germany, 2003–21: an ecological study

01.05.2024, Fachartikel, English

Background: Earlier death among people in socioeconomically deprived circumstances has been found internationally and for various causes of death, resulting in a considerable life-expectancy gap between socioeconomic groups. We examined how age-specific and cause-specific mortality contributions to the socioeconomic gap in life expectancy have changed at the area level in Germany over time.

Methods

Diabetesbedingte Amputationen in Deutschland im Trend 2015 – 2022 und nach sozialräumlicher Lage

23.04.2024, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Hintergrund: Diabetesbedingte Amputationen reduzieren die gesundheitliche Lebensqualität und sind Indikator für die Versorgung von Diabetes.

Methode: Mit der fallpauschalenbezogenen Krankenhausstatistik wurden für die Jahre 2015 – 2022 bevölkerungsbezogene altersstandardisierte Raten für diabetesbedingte Major- und Minoramputationsfälle berechnet und für 2022 nach regionaler sozioökonomischer …

Inzidenz von Typ-1- und Typ-2-Diabetes vor und während der COVID-19-Pandemie in Deutschland

08.11.2023, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Hintergrund: Für Deutschland existieren bisher keine Trenddaten zur Inzidenz von Typ-1- und Typ-2-Diabetes über alle Altersgruppen, die die COVID-19-Pandemiejahre berücksichtigen.

Methode: Basierend auf anonymisierten Routinedaten von neun Millionen Krankenversicherten wurden Neuerkrankungen an Diabetes (ICD-Diagnose E10.- bis E14.-) im stationären oder (gesichert in zwei Quartalen) im ambulanten …

Widening area-based socioeconomic inequalities in cancer mortality in Germany between 2003 and 2019

19.10.2023, Fachartikel, English

Cancer mortality has declined in recent decades, but—due to a lack of national individual-level data—it remains unclear whether this applies equally to all socioeconomic groups in Germany. Using an area-based approach, this study investigated socioeconomic inequalities in cancer mortality and their secular trends on a German nationwide scale for the first time. Official cause-of-death data from …

Inzidenz, Prävalenz und Versorgung von Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland: Zeittrends und sozialräumliche Lage

14.06.2023, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Hintergrund: Zeitliche Trends und mögliche sozialräumliche Ungleichheiten hinsichtlich der Häufigkeit und Versorgung von Typ-1-Diabetes mellitus (T1D) bei Kindern und Jugendlichen sind für die Planung von zielgerechten Behandlungsstrukturen von Bedeutung.

Methode: Mit Daten der bundesweiten Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV) und des Diabetesregisters in Nordrhein-Westfalen wurden für …