Soziale Unterstützung (ab 18 Jahre) (Soziale Einbindung)

Soziale Unterstützung umfasst emotionale, instrumentelle und informationelle Ressourcen, die einer Person über zwischenmenschliche Beziehungen und Netzwerke zur Verfügung stehen (Wills und Shinar 2000). Auf emotionaler Ebenen entfaltet sich Unterstützung durch Zuneigung, Fürsorge und Verständnis durch andere. Instrumentelle Unterstützung umfasst Hilfe bei der Bewältigung von Alltagsaufgaben oder finanzielle Unterstützung. Informationelle Unterstützung meint die Bereitstellung von Wissen und Informationen.

Als wichtige psychosoziale Ressource wirkt soziale Unterstützung direkt oder als Puffer auf die Gesundheit. Personen, die über eine geringe soziale Unterstützung verfügen, leiden häufiger unter chronischem Stress, Depressionen und körperlichen Beschwerden und weisen eine erhöhte Mortalität auf. Sie sind zudem häufiger körperlich inaktiv und zeigen einen höheren Tabak- und Alkoholkonsum (Borgmann et al. 2017).

Schon gewusst?

(Soziale Einbindung)

37,3 % der Erwachsenen verfügten im Jahr 2023 über eine starke soziale Unterstützung.

(Soziale Einbindung)

44,6 % der Personen der hohen Bildungsgruppe erhielten eine starke soziale Unterstützung, aber nur 31,3 % der Personen der niedrigen Bildungsgruppe.

(Soziale Einbindung)

In den Jahren 2019 bis 2023 lag der Anteil der Erwachsenen mit starker sozialer Unterstützung deutlich höher als in den Jahren zuvor.

Visualisierung

Darstellung
Geschlecht

Zeitverlauf

NachRegion

NachAlter

NachGechlecht

NachBildung

Ergebnis

Im Jahr 2023 berichteten in Deutschland 37,3 % der Erwachsenen, in starkem Maße soziale Unterstützung erhalten zu haben. Während 40,8 % der Frauen über eine starke soziale Unterstützung verfügten, lag der Anteil bei Männern mit 33,8 % deutlich niedriger. Dieser Geschlechterunterschied zeigte sich durchgängig ab dem Jahr 2014. Der höchste Anteil starker sozialer Unterstützung fand sich bei den 30- bis 44-Jährigen mit einem Anteil von 40,4 %. Unter den 18- bis 29-Jährigen lag der Anteil mit starker sozialer Unterstützung nur bei 34,8 %. 80-jährige und ältere Personen erhielten am seltensten eine starke soziale Unterstützung (29,1 %). Mit zunehmendem Bildungsgrad stieg auch der Anteil der Personen mit starker sozialer Unterstützung: Während in der niedrigen Bildungsgruppe 31,3 % eine starke soziale Unterstützung berichteten, waren es in der mittleren Bildungsgruppe 37,7 % und in der hohen Bildungsgruppe 44,6 %. Zwischen den Bundesländern zeigten sich keine bedeutsamen Unterschiede. Im zeitlichen Trend zeigte sich in den Jahren 2010 bis 2014 eine Abnahme des Anteils der Personen mit starker sozialer Unterstützung. In den Jahren 2019 und 2022 lag der Anteil der Personen mit starker sozialer Unterstützung über dem Anteil des Jahres 2014, während in 2023 wiederum ein leichter Rückgang zu verzeichnen war. Hierbei ist nicht auszuschließen, dass die geringere soziale Unterstützung im Jahr 2014 durch einen Wechsel der Erhebungsmethode (schriftliche Befragung) beeinflusst wurde.

Fazit

Der Grad der sozialen Unterstützung variierte in hohem Maße mit Geschlecht, Alter und Bildung. Da soziale Unterstützung eine bedeutende psychosoziale Ressource für Gesundheit und gut beeinflussbar ist, stellt sie einen wichtigen Ansatzpunkt zur Förderung der Gesundheit dar (Vonneilich et al. 2022). Insbesondere im jungen Erwachsenenalter sowie im hohen Alter ist die Förderung von sozialen Netzwerkstrukturen von großer Bedeutung – beides Lebensphasen, die mit großen Veränderungen der sozialen Netzwerke einhergehen. Über settingbasierte Maßnahmen der Gesundheitsförderung in Ausbildungs- und Arbeitsstätten, Krankenhäusern, Pflegeheimen und Kommunen können soziale Kontakte gefördert und Unterstützungsnetzwerke auf- und ausgebaut werden. Ferner besteht in Deutschland im Hinblick auf das Zusammenspiel von sozialer Benachteiligung, sozialer Unterstützung und Gesundheit Forschungsbedarf. Dies gilt ebenso für regionale Unterschiede und zeitliche Trends.

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Soziale Unterstützung ist definiert als der Anteil der Erwachsenen mit einer starken sozialen Unterstützung.

Operationalisierung

Die Erfassung des Grades der sozialen Unterstützung wird mittels der etablierten Oslo-3-Item Social Support Scale erfasst (Dalgard et al. 2006), die auf den folgenden drei Fragen basiert:

GEDA 2009, GEDA 2010, GEDA 2012, GEDA 2014/2015-EHIS, GEDA 2019/2020-EHIS, GEDA 2022, GEDA 2023

  • 1. „Wie viele Menschen stehen Ihnen so nahe, dass Sie sich auf sie verlassen können, wenn Sie ernste persönliche Probleme haben?“
  • Antwortmöglichkeiten: „Keine“ (1), „1 bis 2“ (2), „3 bis 5“ (3), „6 oder mehr“ (4)
  • 2. „Wie viel Anteilnahme und Interesse zeigen andere Menschen an dem, was Sie tun?“
  • Antwortmöglichkeiten: „Sehr viel Anteilnahme und Interesse“ (5), „Viel Anteilnahme und Interesse“ (4), „Weder viel noch wenig“ (3), „Wenig Anteilnahme und Interesse“ (2), „Keine Anteilnahme und Interesse“ (1)
  • 3. „Wie einfach ist es für Sie, praktische Hilfe von Nachbarn zu erhalten, wenn Sie diese benötigen?“
  • Antwortmöglichkeiten: „Sehr einfach“ (5), „Einfach“ (4), „Möglich“ (3), „Schwierig“ (2), „Sehr schwierig“ (1)
  • Anhand der Antworten wird ein Summenscore gebildet (Range: 3 – 14): „Geringe soziale Unterstützung“ wird bei Punktwerten 3 – 8, „mittlere soziale Unterstützung“ bei Punktwerten 9 – 11 und „starke soziale Unterstützung“ bei Punktwerten 12 – 14 angenommen.

Bezugspopulation

Deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 18 Jahren in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Ergebnisse basieren auf folgenden bundesweiten Befragungssurveys des Robert Koch-Instituts:

  • GEDA 2009:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 21.262
    • gültige Werte für den Indikator: n = 20.418
  • GEDA 2010:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 22. 050
    • gültige Werte für den Indikator: n = 21.420
  • GEDA 2012:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 19.294
    • gültige Werte für den Indikator: n = 18.651
  • GEDA 2014/2015-EHIS:
    • webbasierte und schriftliche Befragungen auf der Basis einer Einwohnermeldeamtsstichprobe, N = 24.016
    • gültige Werte für den Indikator: n = 23.617
  • GEDA 2019/2020-EHIS:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, N = 23.001
    • gültige Werte für den Indikator: n = 21.863
  • GEDA 2022:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, Erhebung unterteilt in Welle 1 bis 10 mit einem Basismodul und bis zu vier Fragebogenmodulen, N = 33.149
    • gültige Werte für den Indikator aus Welle 1 bis 10, Basismodul: n = 31.918
  • GEDA 2023:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, Erhebung unterteilt in Welle 11 bis 20 mit einem Basismodul und bis zu vier Fragebogenmodulen; N = 30.002
    • gültige Werte für den Indikator aus Welle 11 bis 13, Basismodul und Welle 14 bis 21, Modul 2 und 3: n = 28.959

Datenqualität

Die RKI-Befragungssurveys liefern repräsentative Ergebnisse für die deutschsprachige Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren in Privathaushalten. Wie bei allen bevölkerungsbezogenen Studien ist davon auszugehen, dass einige Personengruppen unterrepräsentiert sind, wie Personen der niedrigen Bildungsgruppe, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Darüber hinaus basieren alle Informationen auf Selbstangaben und nicht auf ärztlichen Interviews. Zeitvergleiche der Ergebnisse zwischen der GEDA-Welle 2014/2015-EHIS und den übrigen Wellen sollten aufgrund von Unterschieden in der Stichprobenziehung sowie Unterschieden im Erhebungsmodus vorsichtig interpretiert werden.

Berechnung

  • Beschreibung und Stratifizierung: Für den Indikator werden die Kennzahlen für Gesamt sowie nach Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung ausgewiesen. In den GEDA-Wellen 2009 bis 2014/2015-EHIS wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie männlich oder weiblich sind. Seit GEDA 2019/2020-EHIS werden das Geburtsgeschlecht und die geschlechtliche Identität erhoben (Pöge et al. 2022). In den Analysen nach Geschlecht werden Personen ausgewiesen, die sich als weiblich oder männlich identifizieren. Genderdiverse Menschen, die sich diesen Kategorien nicht zuordnen, werden aufgrund der geringen Fallzahl nicht gesondert ausgewiesen, sind jedoch in der Gesamt-Kategorie enthalten. Die Darstellung nach Bundesland basiert auf dem Wohnort der Befragten. Der Bildungsstatus wird anhand des CASMIN-Indexes bestimmt (Brauns et al. 2003). Dieser verwendet Angaben zu schulischer und beruflicher Bildung und ermöglicht die Einteilung in eine niedrige, mittlere und hohe Bildungsgruppe.
  • Umgang mit unsicheren Werten: Voraussetzung für die stratifizierte Darstellung eines Indikators ist, dass die Fallzahl in der Gruppe mindestens 5 beträgt und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als akzeptabel angesehen wird (Konfidenzintervall schmaler als 25 Prozentpunkte und Variationskoeffizient ≤ 33,5 %). Letzteres bedeutet, dass die untere Grenze des Konfidenzintervalls mindestens die Hälfte des Schätzers betragen muss. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, werden die Werte nicht berichtet („zu wenige Daten“). Berichtet, jedoch als unsicher markiert, werden Werte, die auf weniger als 10 Fällen basieren, deren Konfidenzintervall breiter als 20 Prozentpunkte ist oder wenn die Untergrenze weniger als ⅔ des Schätzers beträgt (Variationskoeffizient ≤ 16,6 %). Aufgrund der Unsicherheit sollten diese Werte mit Vorsicht interpretiert werden.
  • Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der zugrundeliegenden Bezugspopulation durch unterschiedliche Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in jedem Survey ein Gewichtungsfaktor verwendet. Diese berücksichtigen die Ziehungswahrscheinlichkeit der Teilnehmenden und passen außerdem die Surveys an die Bevölkerungsstruktur Deutschlands hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung an. In GEDA 2019/2020-EHIS wurde zusätzlich die regionale Siedlungsstruktur (Kreistyp) berücksichtigt. Dabei wurden die Daten des Statistischen Bundesamts zum Stichtag 31.12.2007 (GEDA 2009), 31.12.2008 (GEDA 2010), 31.12.2011 (GEDA 2012), 31.12.2014 (GEDA 2014/2015-EHIS), 31.12.2019 (GEDA 2019/2020-EHIS) und 31.12.2021 (GEDA 2022, GEDA 2023) verwendet. Die Bildungsverteilung wurde dem Mikrozensus 2007 (GEDA 2009), 2008 (GEDA 2010), 2011 (GEDA 2012), 2013 (GEDA 2014/2015-EHIS), 2017 (GEDA 2019/2020-EHIS) und 2018 (GEDA 2022, GEDA 2023) entnommen.
  • Altersstandardisierung: Eine Standardisierung nach Alter und Geschlecht wurde innerhalb der Bundesländer sowie innerhalb der Bildungsgruppen durchgeführt. Dazu wurde die europäische Standardbevölkerung 2013 verwendet. Es werden sowohl die Ergebnisse mit als auch die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung ausgewiesen. Die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung bilden die tatsächliche Alters- und Geschlechtsverteilung innerhalb der Bundesländer bzw. Bildungsgruppen ab und sind damit zum Beispiel geeignet, um Fragen des Versorgungsbedarfs zu beantworten. Bei den Ergebnissen mit Altersstandardisierung sind die Bundesländer und die Bildungsgruppen hinsichtlich Alter und Geschlecht vergleichbar. Dadurch können Unterschiede aufgezeigt werden, die sich nicht durch Alter und Geschlecht erklären lassen.
  • Berechnung:
    • Konfidenzintervalle: Die zufallsbedingte Variabilität der Ergebnisse kann den 95 %-Konfidenzintervallen in den Tabellen und Abbildungen entnommen werden. Die Konfidenzintervalle wurden mit der Logit-Methode berechnet. Dabei wurde die Streuung der Gewichtungsfaktoren berücksichtigt.
    • Regionale Unterschiede: Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Bundesländern und dem Bundesdurchschnitt wurden mittels Chi-Quadrat-Test unter Adjustierung für multiples Testen ermittelt. Dabei wurden die einzelnen Bundesländer im Vergleich zu den jeweils verbleibenden Bundesländern (zusammengefasst) getestet. Die Einteilung in der Karte erfolgt anhand von fünf äquidistanten Kategorien. 

Weiterführende Links

Publikationen zum Thema

Alleinerziehende Eltern in Deutschland: Der Zusammenhang zwischen sozialer Unterstützung und psychosozialer Gesundheit

01.02.2019, Fachartikel, Deutsch

Die Lebenssituation alleinerziehender Mütter und Väter geht mit spezifischen Anforderungen einher, aus denen im Vergleich zu Eltern in Partnerschaft höhere psychosoziale und körperliche Belastungen entstehen können. Dabei wird sozialer Unterstützung als Ressource eine protektive Rolle zugeschrieben. Der vorliegende Beitrag untersucht, inwiefern soziale Unterstützung das Ausmaß der psychosozialen …

Soziale Unterstützung als Ressource für Gesundheit in Deutschland

13.12.2017, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Soziale Unterstützung resultiert aus sozialen Bindungen und Netzwerken. Als psychosoziale Ressource hat soziale Unterstützung einen wesentlichen Einfluss auf die Gesundheit. Sie kann u. a. das psychische Wohlbefinden verbessern, Stress reduzieren und die Auswirkung ungünstiger Lebensbedingungen verringern. Auf Basis der Erhebung GEDA 2014/2015-EHIS des Robert Koch-Instituts (RKI) wird das Ausmaß …

Arbeitslosigkeit, soziale Unterstützung und gesundheitliche Beschwerden

28.01.2011, Fachartikel, Deutsch

Hintergrund: Es ist dokumentiert, dass Arbeitslose im Vergleich zu Erwerbstätigen häufiger von Gesundheitsproblemen betroffen sind, und soziale Unterstützung die Bewältigung von Arbeitslosigkeitserfahrungen erleichtert. Auf Basis repräsentativer Daten für Deutschland wird der Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit, sozialer Unterstützung und Gesundheit beschrieben.

Methode: Die Studie „Gesundheit …