Inanspruchnahme fachärztlicher Leistungen (ab 18 Jahre) (Ambulante Versorgung)

Die ambulante Versorgung umfasst alle Behandlungsleistungen, die außerhalb von Kliniken erbracht werden. Den größten Bereich bildet die ambulante ärztliche Versorgung, in Deutschland vor allem durch niedergelassene Ärztinnen und Ärzte. Bei vielen gesundheitlichen Beschwerden stellt die allgemeinärztliche Versorgung medizinischen Behandlungsbedarf fest. Fachärztinnen und Fachärzte übernehmen die Verordnung und Durchführung von spezialisierten Diagnosen und Therapien (Prütz und Rommel 2017, Prütz et al. 2021).

Schon gewusst?

(Ambulante Versorgung)

66,7 % der Erwachsenen nahmen im Jahr 2023 binnen eines Jahres fachärztliche Leistungen in Anspruch.

(Ambulante Versorgung)

75,1 % der Frauen nutzten fachärztliche Leistungen, aber nur 57,6 % der Männer.

(Ambulante Versorgung)

59,3 % der 18- bis 29-Jährigen, aber 72,5 % der über 80-Jährigen nahmen fachärztliche Leistungen in Anspruch.

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Ergebnis

Im Jahr 2023 nahmen in Deutschland 66,7 % der Erwachsenen binnen 12 Monaten fachärztliche Leistungen in Anspruch. Mit 75,1 % nutzten Frauen fachärztliche Leistungen häufiger als Männer mit 57,6 %. Ebenso nahm die Inanspruchnahme mit dem Alter deutlich zu: Während 59,3 % der 18- bis 29-Jährigen fachärztliche Leistungen nutzten, waren es bei den über 80-Jährigen 72,5 %. Personen der hohen Bildungsgruppe (70,2 %) nahmen fachärztliche Leistungen häufiger in Anspruch als Personen der niedrigen Bildungsgruppe (64,9 %). Im Jahr 2019 zeigten sich kaum Unterschiede in der Inanspruchnahme fachärztlicher Leistungen zwischen den Bundesländern. Die Nutzung fachärztlicher Leistungen ist in den letzten gut zehn Jahren relativ konstant. Im Jahr 2014 hatten 65,3 % der Bevölkerung fachärztliche Leistungen in Anspruch genommen.

Fazit

Ein Großteil der Erwachsenen gab an, im letzten Jahr fachärztliche Leistungen in Anspruch genommen zu haben. Die Inanspruchnahme fachärztlicher Leistungen variierte vor allem nach Alter und Geschlecht. Die Zunahme altersassoziierter Erkrankungen bedingt dabei die Zunahme der Inanspruchnahme vieler Gesundheitsleistungen und somit auch von fachärztlichen Leistungen. Ebenso zeigt sich häufig, dass Frauen häufiger die Hilfe des Gesundheitssystems in Anspruch nehmen als Männer (Prütz et al. 2021). Während der COVID-19-Pandemie kam es zeitweise zu einem deutlichen Rückgang in der Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen (Damerow et al. 2022). Die Inanspruchnahme fachärztlicher Leistungen bewegt sich derzeit aber auf vorpandemischem Niveau.

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Inanspruchnahme fachärztlicher Leistungen ist definiert als der Anteil der Erwachsenen, die in den 12 Monaten Fachärztinnen und -ärzte aufgesucht haben.

Operationalisierung

Die Erfassung der Inanspruchnahme fachärztlicher Leistungen basiert auf Selbstangaben der Befragten:

GEDA 2014/2015-EHIS, GEDA 2019/2020-EHIS, GEDA 2022, GEDA 2023

  • „Wann waren Sie zuletzt bei einem Facharzt, um sich selbst beraten, untersuchen oder behandeln zu lassen? Nicht gemeint sind Besuche beim Zahnarzt oder beim Allgemeinmediziner/Hausarzt.“
  • Antwortmöglichkeiten: „Vor weniger als 12 Monaten“, „Vor 12 Monaten oder länger“, „Nie“
  • Die erste Antwortoption wurde den letzten beiden gegenübergestellt, um die 12-Monats-Pärvalenz der Inanspruchnahme fachärztlicher Leistungen zu erhalten.

Bezugspopulation

Deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 18 Jahren in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Ergebnisse basieren auf folgenden bundesweiten Befragungssurveys des Robert Koch-Instituts:

  • GEDA 2014/2015-EHIS:
    • webbasierte und schriftliche Befragungen auf der Basis einer Einwohnermeldeamtsstichprobe, N = 24.016
    • gültige Werte für den Indikator: n = 23.861
  • GEDA 2019/2020-EHIS:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, N = 23.001
    • gültige Werte für den Indikator: n = 22.648
  • GEDA 2022:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, Erhebung unterteilt in Welle 1 bis 10 mit einem Basismodul und bis zu vier Fragebogenmodulen, N = 33.149 (relevante Teilstichprobe Welle 1 bis 10, Modul 2: n = 8.288)
    • gültige Werte für den Indikator Welle 1 bis 10, Modul 2: n = 8.252
  • GEDA 2023:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, Erhebung unterteilt in Welle 11 bis 22 mit einem Basismodul und bis zu vier Fragebogenmodulen, N = 30.002 (relevante Teilstichprobe Welle 11 bis 22, Modul 2: n = 12.017)
    • gültige Werte für den Indikator Welle 11 bis 22, Modul 2: n = 11.998

Datenqualität

Die RKI-Befragungssurveys liefern repräsentative Ergebnisse für die deutschsprachige Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren in Privathaushalten. Wie bei allen bevölkerungsbezogenen Studien ist davon auszugehen, dass einige Personengruppen unterrepräsentiert sind, wie Personen der niedrigen Bildungsgruppe, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Darüber hinaus basieren alle Informationen auf Selbstangaben und nicht auf ärztlichen Interviews. Zeitvergleiche der Ergebnisse zwischen der GEDA-Welle 2014/2015-EHIS und den übrigen Wellen sollten aufgrund von Unterschieden in der Stichprobenziehung sowie Unterschieden im Erhebungsmodus vorsichtig interpretiert werden.

Berechnung

  • Beschreibung und Stratifizierung: Für den Indikator werden die Kennzahlen für Gesamt sowie nach Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung ausgewiesen. In den GEDA-Wellen 2009 bis 2014/2015-EHIS wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie männlich oder weiblich sind. Seit GEDA 2019/2020-EHIS werden das Geburtsgeschlecht und die geschlechtliche Identität erhoben (Pöge et al. 2022). In den Analysen nach Geschlecht werden Personen ausgewiesen, die sich als weiblich oder männlich identifizieren. Genderdiverse Menschen, die sich diesen Kategorien nicht zuordnen, werden aufgrund der geringen Fallzahl nicht gesondert ausgewiesen, sind jedoch in der Gesamt-Kategorie enthalten. Die Darstellung nach Bundesland basiert auf dem Wohnort der Befragten. Der Bildungsstatus wird anhand des CASMIN-Indexes bestimmt (Brauns et al. 2003). Dieser verwendet Angaben zu schulischer und beruflicher Bildung und ermöglicht die Einteilung in eine niedrige, mittlere und hohe Bildungsgruppe.
  • Umgang mit unsicheren Werten: Voraussetzung für die stratifizierte Darstellung eines Indikators ist, dass die Fallzahl in der Gruppe mindestens 5 beträgt und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als akzeptabel angesehen wird (Konfidenzintervall schmaler als 25 Prozentpunkte und Variationskoeffizient ≤ 33,5 %). Letzteres bedeutet, dass die untere Grenze des Konfidenzintervalls mindestens die Hälfte des Schätzers betragen muss. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, werden die Werte nicht berichtet („zu wenige Daten“). Berichtet, jedoch als unsicher markiert, werden Werte, die auf weniger als 10 Fällen basieren, deren Konfidenzintervall breiter als 20 Prozentpunkte ist oder wenn die Untergrenze weniger als ⅔ des Schätzers beträgt (Variationskoeffizient ≤ 16,6 %). Aufgrund der Unsicherheit sollten diese Werte mit Vorsicht interpretiert werden.
  • Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der zugrundeliegenden Bezugspopulation durch unterschiedliche Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in jedem Survey ein Gewichtungsfaktor verwendet. Diese berücksichtigen die Ziehungswahrscheinlichkeit der Teilnehmenden und passen außerdem die Surveys an die Bevölkerungsstruktur Deutschlands hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung an. In GEDA 2019/2020-EHIS wurde zusätzlich die regionale Siedlungsstruktur (Kreistyp) berücksichtigt. Dabei wurden die Daten des Statistischen Bundesamts zum Stichtag 31.12.2014 (GEDA 2014/2015-EHIS), 31.12.2019 (GEDA 2019/2020-EHIS) und 31.12.2021 (GEDA 2022, GEDA 2023) verwendet. Die Bildungsverteilung wurde dem Mikrozensus 2013 (GEDA 2014/2015-EHIS), 2017 (GEDA 2019/2020-EHIS) und 2018 (GEDA 2022, GEDA 2023) entnommen.
  • Altersstandardisierung: Eine Standardisierung nach Alter und Geschlecht wurde innerhalb der Bundesländer sowie innerhalb der Bildungsgruppen durchgeführt. Dazu wurde die europäische Standardbevölkerung 2013 verwendet. Es werden sowohl die Ergebnisse mit als auch die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung ausgewiesen. Die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung bilden die tatsächliche Alters- und Geschlechtsverteilung innerhalb der Bundesländer bzw. Bildungsgruppen ab und sind damit zum Beispiel geeignet, um Fragen des Versorgungsbedarfs zu beantworten. Bei den Ergebnissen mit Altersstandardisierung sind die Bundesländer und die Bildungsgruppen hinsichtlich Alter und Geschlecht vergleichbar. Dadurch können Unterschiede aufgezeigt werden, die sich nicht durch Alter und Geschlecht erklären lassen.
  • Berechnung:
    • Konfidenzintervalle: Die zufallsbedingte Variabilität der Ergebnisse kann den 95 %-Konfidenzintervallen in den Tabellen und Abbildungen entnommen werden. Die Konfidenzintervalle wurden mit der Logit-Methode berechnet. Dabei wurde die Streuung der Gewichtungsfaktoren berücksichtigt.
    • Regionale Unterschiede: Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Bundesländern und dem Bundesdurchschnitt wurden mittels Chi-Quadrat-Test unter Adjustierung für multiples Testen ermittelt. Dabei wurden die einzelnen Bundesländer im Vergleich zu den jeweils verbleibenden Bundesländern (zusammengefasst) getestet. Die Einteilung in der Karte erfolgt anhand von fünf äquidistanten Kategorien.  

Weiterführende Links

Publikationen zum Thema

Gesundheitliche Lage in Deutschland in der COVID-19-Pandemie

06.07.2022, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Die Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 im Jahr 2020 und die damit einhergehenden Eindämmungsmaßnahmen haben viele Bereiche des alltäglichen Lebens verändert. Vermutet wird ein Einfluss auf die Gesundheit auch jenseits des Infektionsgeschehens. Deshalb wurde mit Daten der Studie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA 2019/2020-EHIS) die gesundheitliche Lage der Bevölkerung in der ersten …

Inanspruchnahme ambulanter medizinischer Leistungen in Deutschland

15.09.2021, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Die ambulante Gesundheitsversorgung spielt für die Erkennung und Behandlung von Gesundheitsproblemen eine wichtige Rolle. Informationen zur Nutzung der unterschiedlichen Versorgungsangebote und deren Einflussfaktoren werden zur gesundheitspolitischen Steuerung und Sicherstellung einer bedarfsgerechten Versorgung benötigt. Der vorliegende Beitrag enthält aktuelle Daten zur Inanspruchnahme …