Pflegeleistungen (Pflege)

Mit steigendem Anteil älterer Menschen an der Bevölkerung in Deutschland wächst auch der Anteil der Pflegebedürftigen (Matzk et al. 2023, Destatis 2021).Pflegebedürftige Menschen sind gesundheitlich eingeschränkt, was mit Schwierigkeiten zum Beispiel in der Mobilität und der selbstständigen Lebensführung einhergehen kann; sie benötigen daher Hilfe und Unterstützung. Diese Unterstützungsleistungen werden überwiegend durch Angehörige erbracht, im höheren Lebensalter auch in stationären Einrichtungen (Demografieportal 2024). Die Kosten dafür werden im Rahmen der gesetzlichen Pflegeversicherung abgedeckt. Durch die Alterung der Bevölkerung wird erwartet, dass es zu einer größer werdenden Lücke bei der Versorgung von Pflegebedürftigen kommen kann (Blüher et al. 2021). Daher ist es relevant, zu beobachten, wie sich die Anzahl der Pflegebedürftigen weiter entwickeln wird und welche Altersgruppen besonders betroffen sind.

Schon gewusst?

(Pflege)

6 % der Personen erhielten im Jahr 2021 Pflegeleistungen.

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7,3 % der Frauen erhielten Pflegeleistungen, deutlich mehr als Männer mit 4,6 %.

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Seit 1999 hat der Anteil derjenigen, die Pflegeleistungen beziehen, stetig zugenommen.

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Ergebnis

Im Jahr 2021 erhielten in Deutschland 6,0 % der Menschen Pflegeleistungen, wobei der Anteil mit 5,0 % ambulant deutlich höher lag als stationär (1,0 %). Frauen und Mädchen erhielten mit 7,3 % häufiger ambulante und stationäre Pflegeleistungen als Männer und Jungen mit 4,6 %. Diese Unterschiede verringerten sich aber deutlich, wenn die altersstandardisierten Werte betrachtet wurden (5,3 % bei Frauen; 4,6 % bei Männern). Der Anteil von Personen mit Pflegeleistungen in der Bevölkerung stieg mit zunehmendem Alter bei beiden Geschlechtern deutlich an und lag bei den 65- bis 69-Jährigen bei 5,7 %, bei den über 90-Jährigen bei 81,6 %. Ähnliche Ergebnisse hinsichtlich Geschlecht und Alter zeigen sich auch für die Vorjahre ab 1999. Regionale Unterschiede waren 2021 deutlich zu sehen: In den südlichen Bundesländern Baden-Württemberg (4,9 %) und Bayern (4,4 %) lag der Anteil deutlich niedriger als in den östlichen Bundesländern Thüringen (7,9 %), Sachsen (7,7 %), Sachsen-Anhalt (7,7 %), Mecklenburg-Vorpommern (7,6 %) und Brandenburg (7,3 %). Über die Zeit ist der Anteil der Pflegebedürftigen von 2,5 % auf 6,0 % deutlich angestiegen, wobei sowohl der Anteil der ambulant versorgten als auch der stationär versorgten Personen anstieg. Nach Altersstandardisierung blieb nur der Anstieg von ambulant Pflegebedürftigen sichtbar.

Fazit

Der Anteil von Personen, die Pflegeleistungen erhalten, hat sich zwischen 1999 und 2021 mehr als verdoppelt. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass 2017 der Pflegebedürftigkeitsbegriff erweitert wurde. Die Einstufung erfolgt seither in Pflegegraden, die die bis dahin gültigen Pflegestufen ablösen (Barmer Pflegereport 2023) und den Anstieg ab 2017 zum Teil begründen (Schwinger et al. 2023). Die Geschlechterunterschiede können durch die höhere Lebenserwartung von Frauen, ihre höhere Krankheitslast und die Familienkonstellationen im Alter erklärt werden. Männer erhalten häufiger informelle Pflegeleistungen (erbracht von Angehörigen), auch ohne Bezug von Leistungen aus der Pflegeversicherung. Frauen hingegen leben wegen der höheren Lebenserwartung im hohen Alter häufiger ohne Partner und sind auf andere Formen der Unterstützung angewiesen (Aaltonen et al. 2024). Durch die Zunahme des Anteils von Menschen, die Langzeitpflege benötigen, und dem Fachkräftemangel entstehen künftig weitere Herausforderungen. Daher sollten präventive Potenziale im Vorfeld einer Pflegebedürftigkeit genutzt werden, zum Beispiel Strategien zur Vermeidung des kognitiven Abbaus und Stärkung gesundheitlicher und sozialer Ressourcen (Blüher et al. 2023).

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Pflegeleistungen ist definiert als der Anteil der ambulant oder stationär versorgten Pflegebedürftigen an der Gesamtbevölkerung. Eine Person gilt nach SGB-XI, § 14 (1) als pflegebedürftig, wenn sie gesundheitlich bedingte Beeinträchtigungen der Selbständigkeit oder der Fähigkeiten aufweisen und deshalb der Hilfe durch andere bedürfen.

Bezugspopulation

Die Gesamtbevölkerung Deutschlands.

Datenquelle

Die Daten zu den Pflegeleistungsempfängerinnen und -empfängern nach Sozialgesetzbuch (SGB-XI, § 14 (1)) werden durch das Statistische Bundesamt zur Verfügung gestellt. Der Datensatz enthält Informationen zu Alter, Geschlecht, Wohnort und Art der Pflegeleistung, welche durch die Träger der Pflegeversicherung und die privaten Versicherungsunternehmen gemäß § 2 Absatz 2 Nr. 2 der Pflegestatistik-Verordnung übermittelt werden.

Datenqualität

Die Voraussetzung für den Erhalt von Leistungen der Pflegeversicherung ist, dass eine Pflegebedürftigkeit (ein Pflegegrad) beispielsweise durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen festgestellt wird. Alle Personen mit einem Pflegegrad von 2 oder mehr haben einen Anspruch auf den Erhalt von Pflegeleistungen, die in Form von Pflegegeld (für pflegeleistende Angehörige) und/oder Pflegesachleistungen (für den Bezug ambulanter oder stationärer Pflege) erfolgt. Der Pflegegrad muss aktiv beantragt werden. Personen, bei denen noch keine Bewilligung vorliegt oder die keinen Pflegegrad beantragen, aber pflegebedürftig sind, sind im Datensatz nicht enthalten.

Berechnung

  • Beschreibung: Quotient aus der Anzahl der Personen, die Leistungen der sozialen Pflegeversicherung erhalten, und der Bevölkerung in Deutschland.
  • Stratifizierung: Die Stratifizierung nach Bundesland basiert auf dem Wohnort der Personen, die Pflegeleistungen erhalten. Bei der Art der Pflegeleistungen wird zwischen dem Bezug von ambulanten (zu Hause und teilstationär erhaltenen) beziehungsweise stationären (in Pflegeheimen, Pflege-Wohngemeinschaften erhaltenen) Pflegeleistungen unterschieden.
  • Altersstandardisierung: Es erfolgt eine direkte Altersstandardisierung mit der europäischen Standardbevölkerung 2013 als Bezugspopulation unter Verwendung von 5-Jahres-Altersgruppen, beginnend bei 0 – 4 Jahre bis 85 – 89 Jahre sowie ≥ 90 Jahre.

Weiterführende Links

Publikationen zum Thema

Gesundheitliche Lage älterer und hochaltriger Menschen in Deutschland: Ergebnisse der Studie Gesundheit 65+

20.09.2023, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Hintergrund: Aufgrund des demografischen Wandels ist eine umfassende Gesundheitsberichterstattung zur Gesundheit im höheren Alter wichtig.

Methode: Gesundheit 65+ ist eine epidemiologische Längsschnittstudie zur gesundheitlichen Lage der Personen ab 65 Jahren in Deutschland. Auf Grundlage einer zweistufigen, geschichteten Zufallsstichprobe aus 128 Einwohnermeldeämtern nahmen zwischen Juni 2021 …

Informal caregivers in Germany – who are they and which risks and resources do they have?

16.02.2023, Fachartikel, English

Background: The aim of this study is to describe the social characteristics, the health and living situation and the prevalence of behavioral risk factors of adult informal caregivers compared to non-caregivers in Germany.

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