Diabetes: Ambulant-sensitive Krankenhausfälle (ab 15 Jahre) (Qualität der Versorgung)

Diabetes kann aufgrund von Komplikationen oder Blutzuckerentgleisungen eine stationäre Behandlung erfordern. Diese Krankenhausfälle sind ambulant-sensitiv, das heißt, diese Fälle wären durch eine angemessene und rechtzeitige ambulante Versorgung potenziell vermeidbar. Der Indikator Ambulant-sensitive Krankenhausfälle ist international etabliert und wird alle zwei Jahre als Teil des von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) veröffentlichten Berichts Health at a Glance im internationalen Vergleich publiziert (OECD 2023). Auf der Grundlage der OECD-Definition werden nur Krankenhausaufnahmen mit der Hauptdiagnose Diabetes einbezogen, da der Indikator die ambulante Versorgungsqualität messen soll. Stationäre Fälle mit Diabetes als Nebendiagnose, die aufgrund der zunehmenden Prävalenz des Diabetes im Alter auf viele Behandlungsfälle zutreffen (Lehmann et al. 2019), werden nicht berücksichtigt.

Schon gewusst?

(Qualität der Versorgung)

205 ambulant-sensitive Krankenhausfälle aufgrund von Diabetes pro 100.000 Personen gab es im Jahr 2022.

(Qualität der Versorgung)

Nach einem starken Rückgang im ersten Jahr der COVID-19-Pandemie 2020 stagnierte die Rate an Krankenhausfällen aufgrund von Diabetes.

(Qualität der Versorgung)

Die Rate von ambulant-sensitiven Krankenhausfällen aufgrund von Diabetes lag in Regionen mit hoher sozioökonomischer Deprivation höher als in Regionen mit niedriger Deprivation.

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Ergebnis

Im Jahr 2022 wurden in Deutschland insgesamt 205 Krankenhausfälle mit Hauptdiagnose Diabetes pro 100.000 Personen verzeichnet. Bei Frauen war die Rate mit 150 Krankenhausfällen pro 100.000 Personen deutlich niedriger als bei Männern mit 262 pro 100.000 Personen. Mit zunehmendem Alter stieg die Rate der Krankenhausfälle deutlich an. Insbesondere in Mecklenburg-Vorpommern zeigten sich mit 241 für Frauen und 412 für Männer deutlich höhere Raten pro 100.000 Personen als im Bundesdurchschnitt. Sowohl bei Frauen als auch bei Männern waren die Raten in Regionen mit hoher sozioökonomischer Deprivation deutlich höher (Frauen: 202; Männer: 336) als in Regionen mit niedriger Deprivation (Frauen: 114; Männer: 200). Zwischen 2015 (Frauen: 217; Männer: 312) und 2019 (Frauen: 193; Männer: 305) hat die Rate der Krankenhausfälle bei Frauen und Männern leicht abgenommen und ist im Jahr 2020 (Frauen: 155; Männer: 261) stark abgesunken. In den Jahren 2021 (Frauen: 150; Männer: 257) und 2022 (Frauen: 150; Männer: 262) sind die Raten stagniert.

Fazit

In den Jahren 2015 bis 2019 nahm die Rate ambulant-sensitiver Krankenhausfälle aufgrund Diabetes leicht ab. Im Jahr 2020 zeigte sich wie bei allen Krankenhausfällen ein starker Rückgang, welcher im Kontext der COVID-19-Pandemie zu sehen ist. Der Krankenhaus-Report 2023 (Klauber et al. 2023) bestätigt, dass nach den starken Einbrüchen der ambulant-sensitiven Krankenhausfälle mit dem Start der Pandemie diese auch in den Jahren 2021 und 2022 auf einem niedrigen Niveau blieben. Es wird ein geändertes Inanspruchnahmeverhalten angenommen. Es sind regionale Unterschiede in den Raten, die mit Diabetesprävalenzen korrelieren, zu verzeichnen. Auch Regionen mit hoher sozioökonomischer Deprivation sind mit einer höheren Diabetesprävalenz assoziiert (Grundmann et al. 2014), was zu den höheren Raten für ambulant-sensitive Krankenhausfälle in diesen Regionen beiträgt.

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Diabetes: Ambulant-sensitive Krankenhausfälle ist definiert als Anzahl an stationären Behandlungsfällen von Personen ab 15 Jahren mit Hauptbehandlungsdiagnose Diabetes (E10.-/ E11.-/ E13.-/ E14.-) bezogen auf 100.000 Personen ab 15 Jahren.

Bezugspopulation

Wohnbevölkerung Deutschlands ab 15 Jahren.

Datenquelle und Fallzahl

Fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik des Statistischen Bundesamts (Destatis 2023), die alle etwa 19 Millionen stationär behandelten Fälle pro Jahr in Deutschland einschließt.

Datenqualität

Die fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik (DRG-Statistik) beinhaltet Informationen über alle Krankenhausaufenthalte in Deutschland. Sie umfasst unter anderem Haupt- und Nebendiagnosen, Operationen und Prozeduren sowie Informationen zu Alter, Geschlecht und Wohnort der Patientinnen und Patienten. Die Daten werden auf Fallbasis dokumentiert, sodass wiederholte Krankenhausaufenthalte einer Person als mehrere Fälle gewertet werden. Die Datenqualität hängt von der Kodierpraxis und weiteren Dokumentationseffekten ab.

Weiterführende Links

Berechnung

  • Beschreibung: Anzahl an Krankenhausfällen aufgrund der Hauptdiagnose Diabetes (E10.-/ E11.-/ E13.-/ E14.-) bezogen auf 100.000 Personen. Es wurden Verlegungen aus einer Rehabilitationseinrichtung oder einem anderen Akutkrankenhaus, Sterbefälle während des Aufenthalts, Entlassungen innerhalb von 24 Stunden oder Fälle im Zusammenhang mit einer Schwangerschaft oder Geburt ausgeschlossen.
  • Stratifizierung: Die Darstellung nach Bundesland basiert auf dem Wohnort. Die Stratifizierung nach regionaler sozioökonomischer Deprivation erfolgt auf Grundlage des German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD) (Jahre 2019 – 2020: GISD Release 2020; Jahre 2021 – 2022: GISD Release 2022 v0.2) (Michalski et al. 2022). Der GISD fasst Merkmale der Erwerbs-, Bildungs- und Einkommenssituation für jeden Kreis und jede kreisfreie Stadt in einer Kennzahl zusammen. Die Kreise werden entlang ihrer GISD-Werte in Quintile von niedriger bis hoher sozioökonomischer Deprivation eingeteilt, die über den Wohnort der Person mit der Krankenhausstatistik verknüpft werden. Die Berechnung der Rate von ambulant-sensitiven Krankenhausfällen erfolgt stratifiziert nach niedriger (1. Quintil), mittlerer (2. – 4. Quintil) und hoher (5. Quintil) Deprivation. Unterschiede in den Raten nach sozioökonomischer Deprivation beziehen sich auf die räumliche Ebene.
  • Altersstandardisierung: Mit der europäischen Standardbevölkerung 2013 als Bezugspopulation erfolgte eine Altersstandardisierung unter Verwendung von 5-Jahres-Altersgruppen beginnend bei 15 – 19 Jahre bis 80 – 84 Jahre sowie ≥ 85 Jahre.

Publikationen zum Thema

Sekundärdaten in der Diabetes-Surveillance – Kooperationsprojekte und Referenzdefinition zur administrativen Diabetesprävalenz

19.06.2019, Journal of Health Monitoring, Deutsch

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