Inanspruchnahme von Krankenhausversorgung (ab 18 Jahre) (Stationäre Versorgung)

Neben der ambulanten Versorgung, die meist in Arztpraxen und medizinischen Versorgungszentren stattfindet, ist die stationäre Versorgung in Krankenhäusern eine wichtige Säule des Gesundheitssystems. Zu den Aufgaben der Krankenhäuser gehören neben der Versorgung von Patientinnen und Patienten auch die klinische Forschung und die Ausbildung in den Gesundheitsberufen beziehungsweise die Lehre. Im Jahr 2022 wurde knapp ein Viertel der Gesundheitsausgaben in Deutschland für Leistungen der Krankenhäuser aufgewendet (Destatis 2024).

Schon gewusst?

(Stationäre Versorgung)

17,4 % der Erwachsenen waren im Jahr 2019 innerhalb eines Jahres mindestens eine Nacht im Krankenhaus.

(Stationäre Versorgung)

2 x Die Inanspruchnahme von Krankenhausversorgung war bei 65- bis 79-Jährigen und über 80-Jährigen doppelt so hoch wie bei 18- bis 29-Jährigen.

(Stationäre Versorgung)

Der Anteil der Erwachsenen, die im Krankenhaus behandelt werden, war in der niedrigen Bildungsgruppe am höchsten.

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Ergebnis

Im Jahr 2019 verbrachten in Deutschland 17,4 % der Erwachsenen innerhalb eines Jahres mindestens eine Nacht im Krankenhaus (Frauen: 17,8 %; Männer: 17,0 %). Der Anteil der Personen mit einem stationären Aufenthalt nahm im Lebensverlauf zu: Während von den 18- bis 29-Jährigen 11,6 % innerhalb von 12 Monaten im Krankenhaus behandelt wurden, waren es bei den 65- bis 79-Jährigen 25,0 % und bei den über 80-Jährigen 24,8 %. Mit 27,9 % war in Sachsen-Anhalt der höchste Anteil von Personen mit Krankenhausaufenthalt zu finden. Die niedrigste Krankenhausinanspruchnahme zeigte sich in Niedersachsen mit 12,9 %. Der Anteil der Personen, die im Krankenhaus behandelt wurden, war in der niedrigen Bildungsgruppe höher (24,4 %) als in der mittleren (15,1 %) und der hohen Bildungsgruppe (13,0 %). Seit dem Jahr 2009 (15,1 %) ist der Anteil der Personen, die in einem Krankenhaus versorgt wurden, gering angestiegen. Werden die Geschlechter getrennt betrachtet, zeigt sich, dass der Anstieg nur bei den Männern vorhanden war.

Fazit

Rund ein Sechstel der Erwachsenen verbrachte innerhalb eines Jahres mindestens eine Nacht im Krankenhaus. Die Inanspruchnahme der Krankenhausversorgung ist stark altersabhängig; die Zunahme mit dem Alter wird mit dem altersbedingten Anstieg von Erkrankungen erklärt. Die höhere Inanspruchnahme bei Personen der niedrigen Bildungsgruppe kann darauf zurückgeführt werden, dass viele chronische Erkrankungen, zum Beispiel Herz-Kreislauf-Erkrankungen, psychische Erkrankungen oder Muskel-Skelett-Erkrankungen, in niedrigen Bildungsgruppen häufiger auftreten (RKI 2017), was unter anderem auch zu mehr Krankenhausaufenthalten führt. Deutschland gehört im europäischen Vergleich zu den Ländern mit der höchsten Dichte an Krankenhausbetten und der höchsten Inanspruchnahme von Krankenhausbehandlungen (RKI 2015).

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Inanspruchnahme von Krankenhausversorgung ist definiert als der Anteil der Erwachsenen, die in den letzten 12 Monaten mindestens eine Nacht im Krankenhaus verbracht haben.

Operationalisierung

Die Erfassung von Krankenhausaufenthalten basiert auf Selbstangaben der Befragten:

GEDA 2009, GEDA 2010, GEDA 2012:

  • „Wie viele Nächte haben Sie in den letzten 12 Monaten in Krankenhaus gelegen? Hinweis: Wir meinen als Patient, nicht als Begleitung.“
  • Alle Angaben >= 1 Nacht wurden als Krankenhausaufenthalt gezählt.

GEDA 2014/2015-EHIS

  • „Haben Sie in den letzten 12 Monaten als stationärer Patient, das heißt über Nacht oder länger, im Krankenhaus gelegen? Nicht gemeint sind Aufenthalte in Notfallstationen oder als ambulanter Patient ohne Übernachtung.“
  • Antwortmöglichkeiten: „Ja“, “Nein“

GEDA 2019/2020-EHIS

  • „In den nächsten Fragen geht es um Krankenhausaufenthalte. Bitte beziehen Sie alle Arten von Krankenhäusern ein. Nicht gemeint sind Krankenhausaufenthalte wegen einer Entbindung. Haben Sie in den letzten zwölf Monaten als stationärer Patient, das heißt über Nacht oder länger, im Krankenhaus gelegen? Nicht gemeint sind Aufenthalte in Notfallstationen oder als ambulanter Patient ohne Übernachtung.“
  • Antwortmöglichkeiten: „Ja“, „Nein“

Bezugspopulation

Deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 18 Jahren in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Ergebnisse basieren auf folgenden bundesweiten Befragungssurveys des Robert Koch-Instituts:

  • GEDA 2009:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 21.262
    • gültige Werte für den Indikator: n = 20.221
  • GEDA 2010:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 22. 050
    • gültige Werte für den Indikator: n = 22.021
  • GEDA 2012:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 19.294
    • gültige Werte für den Indikator: n = 19.273
  • GEDA 2014/2015-EHIS:
    • webbasierte und schriftliche Befragungen auf der Basis einer Einwohnermeldeamtsstichprobe, N = 24.016
    • gültige Werte für den Indikator: n = 23.901
  • GEDA 2019/2020-EHIS:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, N = 23.001
    • gültige Werte für den Indikator: n = 22.704

Datenqualität

Die RKI-Befragungssurveys liefern repräsentative Ergebnisse für die deutschsprachige Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren in Privathaushalten. Wie bei allen bevölkerungsbezogenen Studien ist davon auszugehen, dass einige Personengruppen unterrepräsentiert sind, wie Personen der niedrigen Bildungsgruppe, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Darüber hinaus basieren alle Informationen auf Selbstangaben und nicht auf ärztlichen Interviews. Zeitvergleiche der Ergebnisse zwischen der GEDA-Welle 2014/2015-EHIS und den übrigen Wellen sollten aufgrund von Unterschieden in der Stichprobenziehung sowie Unterschieden im Erhebungsmodus vorsichtig interpretiert werden.

Berechnung

  • Beschreibung und Stratifizierung: Für den Indikator werden die Kennzahlen für Gesamt sowie nach Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung ausgewiesen. In den GEDA-Wellen 2009 bis 2014/2015-EHIS wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie männlich oder weiblich sind. Seit GEDA 2019/2020-EHIS werden das Geburtsgeschlecht und die geschlechtliche Identität erhoben (Pöge et al. 2022). In den Analysen nach Geschlecht werden Personen ausgewiesen, die sich als weiblich oder männlich identifizieren. Genderdiverse Menschen, die sich diesen Kategorien nicht zuordnen, werden aufgrund der geringen Fallzahl nicht gesondert ausgewiesen, sind jedoch in der Gesamt-Kategorie enthalten. Die Darstellung nach Bundesland basiert auf dem Wohnort der Befragten. Der Bildungsstatus wird anhand des CASMIN-Indexes bestimmt (Brauns et al. 2003). Dieser verwendet Angaben zu schulischer und beruflicher Bildung und ermöglicht die Einteilung in eine niedrige, mittlere und hohe Bildungsgruppe.
  • Umgang mit unsicheren Werten: Voraussetzung für die stratifizierte Darstellung eines Indikators ist, dass die Fallzahl in der Gruppe mindestens 5 beträgt und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als akzeptabel angesehen wird (Konfidenzintervall schmaler als 25 Prozentpunkte und Variationskoeffizient ≤ 33,5 %). Letzteres bedeutet, dass die untere Grenze des Konfidenzintervalls mindestens die Hälfte des Schätzers betragen muss. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, werden die Werte nicht berichtet („zu wenige Daten“). Berichtet, jedoch als unsicher markiert, werden Werte, die auf weniger als 10 Fällen basieren, deren Konfidenzintervall breiter als 20 Prozentpunkte ist oder wenn die Untergrenze weniger als ⅔ des Schätzers beträgt (Variationskoeffizient ≤ 16,6 %). Aufgrund der Unsicherheit sollten diese Werte mit Vorsicht interpretiert werden.
  • Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der zugrundeliegenden Bezugspopulation durch unterschiedliche Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in jedem Survey ein Gewichtungsfaktor verwendet. Diese berücksichtigen die Ziehungswahrscheinlichkeit der Teilnehmenden und passen außerdem die Surveys an die Bevölkerungsstruktur Deutschlands hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung an. In GEDA 2019/2020-EHIS wurde zusätzlich die regionale Siedlungsstruktur (Kreistyp) berücksichtigt. Dabei wurden die Daten des Statistischen Bundesamts zum Stichtag 31.12.2007 (GEDA 2009), 31.12.2008 (GEDA 2010), 31.12.2011 (GEDA 2012), 31.12.2014 (GEDA 2014/2015-EHIS) und 31.12.2019 (GEDA 2019/2020-EHIS) verwendet. Die Bildungsverteilung wurde dem Mikrozensus 2007 (GEDA 2009), 2008 (GEDA 2010), 2011 (GEDA 2012), 2013 (GEDA 2014/2015-EHIS) und 2017 (GEDA 2019/2020-EHIS) entnommen.
  • Altersstandardisierung: Eine Standardisierung nach Alter und Geschlecht wurde innerhalb der Bundesländer sowie innerhalb der Bildungsgruppen durchgeführt. Dazu wurde die europäische Standardbevölkerung 2013 verwendet. Es werden sowohl die Ergebnisse mit als auch die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung ausgewiesen. Die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung bilden die tatsächliche Alters- und Geschlechtsverteilung innerhalb der Bundesländer bzw. Bildungsgruppen ab und sind damit zum Beispiel geeignet, um Fragen des Versorgungsbedarfs zu beantworten. Bei den Ergebnissen mit Altersstandardisierung sind die Bundesländer und die Bildungsgruppen hinsichtlich Alter und Geschlecht vergleichbar. Dadurch können Unterschiede aufgezeigt werden, die sich nicht durch Alter und Geschlecht erklären lassen.
  • Berechnung:
    • Konfidenzintervalle: Die zufallsbedingte Variabilität der Ergebnisse kann den 95 %-Konfidenzintervallen in den Tabellen und Abbildungen entnommen werden. Die Konfidenzintervalle wurden mit der Logit-Methode berechnet. Dabei wurde die Streuung der Gewichtungsfaktoren berücksichtigt.
    • Regionale Unterschiede: Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Bundesländern und dem Bundesdurchschnitt wurden mittels Chi-Quadrat-Test unter Adjustierung für multiples Testen ermittelt. Dabei wurden die einzelnen Bundesländer im Vergleich zu den jeweils verbleibenden Bundesländern (zusammengefasst) getestet. Die Einteilung in der Karte erfolgt anhand von fünf äquidistanten Kategorien.  

Weiterführende Links

Publikationen zum Thema

Inanspruchnahme von Krankenhausbehandlungen in Deutschland

13.12.2017, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Die stationäre Versorgung ist eine wichtige Säule des Gesundheitssystems. Daten aus Gesundheitssurveys ermöglichen die Darstellung der stationären Inanspruchnahme aus Sicht der Patientinnen und Patienten sowie die Verknüpfung mit sozialen und anderen Einflussfaktoren. In der Studie GEDA 2014/2015-EHIS wurde der Indikator „Krankenhausaufenthalt in den letzten 12 Monaten“ bei Erwachsenen erhoben. …