Asthma: Prävalenz (ab 18 Jahre) (Atemwegserkrankungen)

Asthma bronchiale ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege, die durch eine reversible Verengung der Bronchien gekennzeichnet ist. Typische Beschwerden, die in ihrer Intensität und Häufigkeit variieren, sind anfallsartige Kurzatmigkeit oder Atemnot, ein Engegefühl in der Brust, hörbare Atemgeräusche (Giemen, Pfeifen, Brummen) vor allem beim Ausatmen und ein starker Reizhusten. Im Krankheitsverlauf kann es zu akuten Verschlechterungsepisoden (Exazerbationen) kommen, die zu einer notfallmäßigen Krankenhausbehandlung führen können. Auslöser für Asthmabeschwerden können in der Luft enthaltene Stoffe wie bestimmte Allergene oder Tabakrauch und andere Schadstoffe sein. Zu weiteren auslösenden Faktoren zählen körperliche Aktivität oder virale Infektionen der Atemwege (Lommatzsch et al. 2023). Asthma zählt zu den häufigsten nichtübertragbaren Erkrankungen weltweit und verursacht erhebliche individuelle Einschränkungen sowie Belastungen des Gesundheitssystems (WHO 2019).

Schon gewusst?

(Atemwegserkrankungen)

8 % der Erwachsenen waren im Jahr 2019 in den letzten 12 Monaten von Asthma betroffen.

(Atemwegserkrankungen)

9,1 % der Frauen hatten Asthma und damit häufiger als Männer mit 7,0 %.

(Atemwegserkrankungen)

Die Asthmaprävalenz stieg zwischen 2009 und 2019 bedeutsam an.

Visualisierung

Darstellung
Geschlecht

Zeitverlauf

NachRegion

NachAlter

NachGechlecht

NachBildung

Ergebnis

Im Jahr 2019 gaben in Deutschland insgesamt 8,0 % der Erwachsenen das Bestehen eines Asthmas in den letzten 12 Monaten an. Frauen (9,1 %) waren häufiger betroffen als Männer (7,0 %). Über alle Altersgruppen hinweg lag die Asthmaprävalenz bei Frauen und Männern jeweils auf einem ähnlichen Niveau. Unterschiede zwischen den Bildungsgruppen waren getrennt nach Geschlecht statistisch nicht signifikant. Jedoch war die Asthmaprävalenz insgesamt bei Personen der niedrigen Bildungsgruppe (9,2 %) höher als bei Personen der hohen Bildungsgruppe (6,9 %). Unter Berücksichtigung der Altersstruktur war die Asthmaprävalenz im Süden niedriger als im Bundesdurchschnitt. In den Jahren zwischen 2009 und 2019 stieg die Asthmaprävalenz sowohl bei Frauen als auch bei Männern bedeutsam an, insgesamt um rund drei Prozentpunkte.

Fazit

Die Prävalenz von Asthma bei Erwachsenen ist zwischen 2009 und 2019 angestiegen. Dieser Anstieg zeigt sich auch in Abrechnungsdaten gesetzlich Versicherter (Zi 2024, WIdO 2024). Diskutiert wird ein Zusammenhang mit Veränderungen von Lebensstil- und Umweltfaktoren, die das Risiko einer Asthmaerkrankung erhöhen (Krämer et al. 2015). Veränderungen im Diagnose- beziehungsweise Bekanntheitsgrad von Asthma über die Zeit sind ebenfalls zu berücksichtigen. Möglicherweise besteht auch ein Zusammenhang mit dem Klimawandel, der Faktoren begünstigt, die einen Asthmaanfall auslösen können. Dazu zählen Pflanzenpollen, Ozon, Feinstaub und Extremwetter (Bergmann et al. 2023). Bei der Asthmaprävention gilt der Reduktion von Belastungen durch Rauchen und Passivrauchen, Schadstoffe oder Allergene ein besonderes Augenmerk. Da sich Asthma zumeist effektiv behandeln lässt, sollten auch Anstrengungen bezüglich Patienteninformation und Zugang zu leistungsstarken Versorgungsstrukturen nicht nachlassen.

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Asthma: Prävalenz ist definiert als der Anteil der Erwachsenen mit Asthma (Bronchialasthma, Lungenasthma, allergisches Asthma) in den letzten 12 Monaten.

Operationalisierung

Die Erfassung von Asthma basiert auf Selbstangaben der Befragten:

GEDA 2009, GEDA 2010 und GEDA 2012:

  • „Wurde bei Ihnen jemals Asthma bronchiale von einem Arzt festgestellt? Hinweis: Synonyme für Asthma bronchiale: Bronchialasthma, Lungenasthma, allergisches Asthma“
  • Wurde diese Frage bejaht, wurde anschließend gefragt: „Bestand das Asthma bei Ihnen auch in den letzten 12 Monaten?“
  • Antwortmöglichkeiten: „Ja“, „Nein“

GEDA 2014/2015-EHIS:

  • „Wurde eine der folgenden Krankheiten oder Beschwerden jemals ärztlich diagnostiziert?“
  • In einer Liste mit 17 vorgegebenen Erkrankungen konnte „Schlaganfall“ angekreuzt werden.
  • Antwortmöglichkeiten: „Ja“, „Nein“

GEDA 2019/2020-EHIS:

  • „Es geht nun um dauerhafte Krankheiten und chronische Gesundheitsprobleme. Bitte berücksichtigen Sie dabei keine vorübergehenden gesundheitlichen Probleme. Hatten Sie in den letzten 12 Monaten eine der folgenden Krankheiten oder Beschwerden?“
  • In einer Liste mit 18 vorgegebenen Erkrankungen konnte „Asthma, einschließlich allergischem Asthma“ ausgewählt werden.
  • Antwortmöglichkeiten: „Ja“, „Nein“

Bezugspopulation

Deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 18 Jahren in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Ergebnisse basieren auf folgenden bundesweiten Befragungssurveys des Robert Koch-Instituts:

  • GEDA 2009:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 21.262
    • gültige Werte für den Indikator: n = 21.189
  • GEDA 2010:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 22. 050
    • gültige Werte für den Indikator: n = 22.000
  • GEDA 2012:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 19.294
    • gültige Werte für den Indikator: n = 19.261
  • GEDA 2014/2015-EHIS:
    • webbasierte und schriftliche Befragungen auf der Basis einer Einwohnermeldeamtsstichprobe, N = 24.016
    • gültige Werte für den Indikator: n = 22.671
  • GEDA 2019/2020-EHIS:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, N = 23.001
    • gültige Werte für den Indikator: n = 22.682

Datenqualität

Die RKI-Befragungssurveys liefern repräsentative Ergebnisse für die deutschsprachige Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren in Privathaushalten. Wie bei allen bevölkerungsbezogenen Studien ist davon auszugehen, dass einige Personengruppen unterrepräsentiert sind, wie Personen der niedrigen Bildungsgruppe, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Darüber hinaus basieren alle Informationen auf Selbstangaben und nicht auf ärztlichen Interviews. Zeitvergleiche der Ergebnisse zwischen der GEDA-Welle 2014/2015-EHIS und den übrigen Wellen sollten aufgrund von Unterschieden in der Stichprobenziehung sowie Unterschieden im Erhebungsmodus vorsichtig interpretiert werden.

Berechnung

  • Beschreibung und Stratifizierung: Für den Indikator werden die Kennzahlen für Gesamt sowie nach Geschlecht, Alter, Region und Bildung ausgewiesen. In den GEDA-Wellen 2009 bis 2014/2015-EHIS wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie männlich oder weiblich sind. Seit GEDA 2019/2020-EHIS werden das Geburtsgeschlecht und die geschlechtliche Identität erhoben (Pöge et al. 2022). In den Analysen nach Geschlecht werden Personen ausgewiesen, die sich als weiblich oder männlich identifizieren. Genderdiverse Menschen, die sich diesen Kategorien nicht zuordnen, werden aufgrund der geringen Fallzahl nicht gesondert ausgewiesen, sind jedoch in der Gesamt-Kategorie enthalten. Die Darstellung nach Region basiert auf dem Wohnort der Befragten. Der Bildungsstatus wird anhand des CASMIN-Indexes bestimmt (Brauns et al. 2003). Dieser verwendet Angaben zu schulischer und beruflicher Bildung und ermöglicht die Einteilung in eine niedrige, mittlere und hohe Bildungsgruppe.
  • Umgang mit unsicheren Werten: Voraussetzung für die stratifizierte Darstellung eines Indikators ist, dass die Fallzahl in der Gruppe mindestens 5 beträgt und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als akzeptabel angesehen wird (Konfidenzintervall schmaler als 25 Prozentpunkte und Variationskoeffizient ≤ 33,5 %). Letzteres bedeutet, dass die untere Grenze des Konfidenzintervalls mindestens die Hälfte des Schätzers betragen muss. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, werden die Werte nicht berichtet („zu wenige Daten“). Berichtet, jedoch als unsicher markiert, werden Werte, die auf weniger als 10 Fällen basieren, deren Konfidenzintervall breiter als 20 Prozentpunkte ist oder wenn die Untergrenze weniger als ⅔ des Schätzers beträgt (Variationskoeffizient ≤ 16,6 %). Aufgrund der Unsicherheit sollten diese Werte mit Vorsicht interpretiert werden.
  • Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der zugrundeliegenden Bezugspopulation durch unterschiedliche Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in jedem Survey ein Gewichtungsfaktor verwendet. Diese berücksichtigen die Ziehungswahrscheinlichkeit der Teilnehmenden und passen außerdem die Surveys an die Bevölkerungsstruktur Deutschlands hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung an. In GEDA 2019/2020-EHIS wurde zusätzlich die regionale Siedlungsstruktur (Kreistyp) berücksichtigt. Dabei wurden die Daten des Statistischen Bundesamts zum Stichtag 31.12.2007 (GEDA 2009), 31.12.2008 (GEDA 2010), 31.12.2011 (GEDA 2012), 31.12.2014 (GEDA 2014/2015-EHIS) und 31.12.2019 (GEDA 2019/2020-EHIS) verwendet. Die Bildungsverteilung wurde dem Mikrozensus 2007 (GEDA 2009), 2008 (GEDA 2010), 2011 (GEDA 2012), 2013 (GEDA 2014/2015-EHIS) und 2017 (GEDA 2019/2020-EHIS) entnommen.
  • Altersstandardisierung: Eine Standardisierung nach Alter und Geschlecht wurde innerhalb der Bundesländer sowie innerhalb der Bildungsgruppen durchgeführt. Dazu wurde die europäische Standardbevölkerung 2013 verwendet. Es werden sowohl die Ergebnisse mit als auch die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung ausgewiesen. Die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung bilden die tatsächliche Alters- und Geschlechtsverteilung innerhalb der Bundesländer bzw. Bildungsgruppen ab und sind damit zum Beispiel geeignet, um Fragen des Versorgungsbedarfs zu beantworten. Bei den Ergebnissen mit Altersstandardisierung sind die Bundesländer und die Bildungsgruppen hinsichtlich Alter und Geschlecht vergleichbar. Dadurch können Unterschiede aufgezeigt werden, die sich nicht durch Alter und Geschlecht erklären lassen.
  • Berechnung:
    • Konfidenzintervalle: Die zufallsbedingte Variabilität der Ergebnisse kann den 95 %-Konfidenzintervallen in den Tabellen und Abbildungen entnommen werden. Die Konfidenzintervalle wurden mit der Logit-Methode berechnet. Dabei wurde die Streuung der Gewichtungsfaktoren berücksichtigt.
    • Regionale Unterschiede: Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Regionen und dem Bundesdurchschnitt wurden mittels Chi-Quadrat-Test unter Adjustierung für multiples Testen ermittelt. Dabei wurden die einzelnen Regionen im Vergleich zu den jeweils verbleibenden Regionen (zusammengefasst) getestet. Die Einteilung in der Karte erfolgt anhand von fünf äquidistanten Kategorien.  

Weiterführende Links

Publikationen zum Thema

Gesundheitliche Lage von Erwachsenen in Deutschland

25.09.2021, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Dieser Beitrag betrachtet auf Basis der bundesweiten Befragungsstudie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA 2019/2020-EHIS), die zwischen April 2019 und September 2020 durchgeführt wurde, ausgewählte Indikatoren der gesundheitlichen Lage der erwachsenen Bevölkerung ab 18 Jahren (n = 22.708). Dazu zählen Indikatoren zum selbsteingeschätzten Gesundheitszustand, zur depressiven Symptomatik sowie zu …

12-Monats-Prävalenz von Asthma bronchiale bei Erwachsenen in Deutschland

13.09.2017, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Asthma bronchiale ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Atemwege, die in jedem Lebensalter auftreten kann. Sie ist durch eine Verengung der Bronchien gekennzeichnet, die im Zeitverlauf unterschiedlich stark ausgeprägt ist und u. a. mit pfeifender Atmung, Kurzatmigkeit oder Luftnot einhergehen kann. In der Studie GEDA 2014/2015-EHIS gaben insgesamt 6,2 % der Teilnehmenden ab 18 Jahren mit …

Häufigkeit allergischer Erkrankungen in Deutschland

25.05.2013, Fachartikel, Deutsch

In der ersten Welle der „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS1) wurden aktuelle und bundesweit repräsentative Daten zum allergischen Krankheitsgeschehen von 7988 18- bis 79-Jährigen mittels computergestützter, ärztlicher Interviews erhoben. Demnach liegt die Lebenszeitprävalenz (LZP) für Asthma bronchiale bei 8,6%, Heuschnupfen bei 14,8%, Neurodermitis und Urtikaria bei jeweils …