COPD: Prävalenz (ab 45 Jahre) (Atemwegserkrankungen)

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD, engl. „chronic obstructive pulmonary disease“) geht mit einer hohen Krankheitslast einher und zählt sowohl in Deutschland als auch weltweit zu den führenden Todesursachen (Porst et al. 2023). Die Erkrankung ist durch chronische Entzündung und oft fortschreitende Verengung der Atemwege sowie Zerstörung des Lungengewebes (Lungenparenchyms) gekennzeichnet. Charakteristisch ist das Bestehen von chronischem Husten und Auswurf (chronische Bronchitis) sowie von dauerhaften Erweiterungen der Lungenbläschen (Lungenemphysem), die oft in Kombination miteinander auftreten. COPD entsteht auf der Basis eines komplexen Zusammenspiels zwischen genetischen Faktoren und Umweltfaktoren. Tabakrauchen – sowohl aktiv als auch passiv – stellt den bedeutendsten Risikofaktor dar. Daneben können auch Störungen der Lungenentwicklung, wiederholte Atemwegsinfektionen in der frühen Kindheit oder Belastungen durch Luftschadstoffe zur Entwicklung einer COPD beitragen (BÄK et al. o.J.).

Schon gewusst?

(Atemwegserkrankungen)

8,5 % der Personen ab 45 Jahren waren im Jahr 2019 von einer COPD betroffen.

(Atemwegserkrankungen)

Eine COPD war in der niedrigen Bildungsgruppe fast dreimal häufiger als in der hohen Bildungsgruppe.

(Atemwegserkrankungen)

Bei Frauen hat die COPD-Prävalenz in der Altersgruppe von 45 bis 64 Jahren zwischen 2014 und 2019 bedeutsam zugenommen.

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Darstellung
Geschlecht

Zeitverlauf

NachRegion

NachAlter

NachGechlecht

NachBildung

Ergebnis

Im Jahr 2019 lag in Deutschland bei 8,5 % der Personen ab 45 Jahren eine COPD vor. Dabei zeigten sich keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern (Frauen: 8,6 %; Männer: 8,5 %). Der Anteil der Personen mit einer COPD nahm im Lebensverlauf zu, von 7,6 % bei 45- bis 64-Jährigen auf 10,3 % bei Personen ab 80 Jahren. Personen der niedrigen Bildungsgruppe (12,3 %) waren häufiger von COPD betroffen als Personen der mittleren (6,9 %) und der hohen Bildungsgruppe (4,2 %). Im Süden lag die Prävalenz der COPD mit 6,9 % niedriger und in der Region Mitte-West (10,1 %) höher als im Bundesdurchschnitt. Beim Vergleich der Zeitpunkte 2014 und 2019 zeigten sich für Erwachsene über 45 Jahre insgesamt keine Veränderungen. Bei Frauen wurde jedoch ein Anstieg der COPD-Prävalenz in der Altersgruppe der 45- bis 64-Jährigen beobachtet.

Fazit

Im Zeitraum zwischen 2014 und 2019 kam es bei Frauen und Männern zu keiner bedeutsamen Veränderung der COPD-Prävalenz. Der beobachtete Anstieg in der Gruppe von Frauen im mittleren Alter kann unter anderem mit verändertem Rauchverhalten über die Zeit zusammenhängen (Zeiher et al. 2018). Zur Reduktion bestehender sozialer Unterschiede gibt es in Deutschland ein hohes Potenzial zur Verbesserung der Tabakkontrolle und der Prävention tabak-assoziierter Erkrankungen wie COPD. Neben Unterschieden in der Verbreitung von Risikofaktoren wie dem Rauchen sind auch methodische Unterschiede in der Erhebung zu beachten, da bei Befragungen nur Personen erfasst werden, denen ihre COPD bekannt ist. In Ergänzung zu Befragungsdaten ist die periodisch wiederkehrende Erfassung von bevölkerungsrepräsentativen Daten zur Lungenfunktion, zu Krankheitsdiagnosen sowie Krankheitsbeschwerden und der Sterblichkeit wichtig, um Fortschritte und verbleibende Herausforderungen in der Prävention und Versorgung von COPD zu identifizieren.

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator COPD: Prävalenz ist definiert als der Anteil der Personen ab 45 Jahren mit einer chronischen Bronchitis, chronisch obstruktiven Lungenerkrankung oder einem Lungenemphysem in den letzten 12 Monaten.

Operationalisierung

Die Erfassung der COPD basiert auf Selbstangaben der Befragten:

GEDA 2014/2015-EHIS

  • „Hatten Sie in den letzten 12 Monaten eine der folgenden Krankheiten oder Beschwerden?“
  • In einer Liste mit 17 vorgegebenen Erkrankungen konnte „Chronische Bronchitis, chronisch obstruktive Lungenerkrankung, Lungenemphysem“ angekreuzt werden.
  • Antwortmöglichkeiten: „Ja“, „Nein“

GEDA 2019/2020-EHIS

  • „Es geht nun um dauerhafte Krankheiten und chronische Gesundheitsprobleme. Bitte berücksichtigen Sie dabei keine vorübergehenden gesundheitlichen Probleme. Hatten Sie in den letzten 12 Monaten eine der folgenden Krankheiten oder Beschwerden?“
  • In einer Liste mit 18 vorgegebenen Erkrankungen konnte „Chronische Bronchitis, chronisch obstruktive Lungenerkrankung, Lungenemphysem“ ausgewählt werden.
  • Antwortmöglichkeiten: „Ja“, „Nein“

Bezugspopulation

Deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 45 Jahren in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Ergebnisse basieren auf folgenden bundesweiten Befragungssurveys des Robert Koch-Instituts:

  • GEDA 2014/2015-EHIS:
    • webbasierte und schriftliche Befragungen auf der Basis einer Einwohnermeldeamtsstichprobe, N = 24.016
    • gültige Werte für den Indikator: n = 23.791 Personen ab 45 Jahren
  • GEDA 2019/2020-EHIS:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, N = 23.001
    • gültige Werte für den Indikator: n = 22.414 Personen ab 45 Jahre

Datenqualität

Die RKI-Befragungssurveys liefern repräsentative Ergebnisse für die deutschsprachige Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren in Privathaushalten. Wie bei allen bevölkerungsbezogenen Studien ist davon auszugehen, dass einige Personengruppen unterrepräsentiert sind, wie Personen der niedrigen Bildungsgruppe, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Darüber hinaus basieren alle Informationen auf Selbstangaben und nicht auf ärztlichen Interviews. Zeitvergleiche der Ergebnisse zwischen der GEDA-Welle 2014/2015-EHIS und den übrigen Wellen sollten aufgrund von Unterschieden in der Stichprobenziehung sowie Unterschieden im Erhebungsmodus vorsichtig interpretiert werden.

Berechnung

  • Beschreibung und Stratifizierung: Für den Indikator werden die Kennzahlen für Gesamt sowie nach Geschlecht, Alter, Region und Bildung ausgewiesen. In den GEDA-Wellen 2009 bis 2014/2015-EHIS wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie männlich oder weiblich sind. Seit GEDA 2019/2020-EHIS werden das Geburtsgeschlecht und die geschlechtliche Identität erhoben (Pöge et al. 2022). In den Analysen nach Geschlecht werden Personen ausgewiesen, die sich als weiblich oder männlich identifizieren. Genderdiverse Menschen, die sich diesen Kategorien nicht zuordnen, werden aufgrund der geringen Fallzahl nicht gesondert ausgewiesen, sind jedoch in der Gesamt-Kategorie enthalten. Die Darstellung nach Region basiert auf dem Wohnort der Befragten. Der Bildungsstatus wird anhand des CASMIN-Indexes bestimmt (Brauns et al. 2003). Dieser verwendet Angaben zu schulischer und beruflicher Bildung und ermöglicht die Einteilung in eine niedrige, mittlere und hohe Bildungsgruppe.
  • Umgang mit unsicheren Werten: Voraussetzung für die stratifizierte Darstellung eines Indikators ist, dass die Fallzahl in der Gruppe mindestens 5 beträgt und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als akzeptabel angesehen wird (Konfidenzintervall schmaler als 25 Prozentpunkte und Variationskoeffizient ≤ 33,5 %). Letzteres bedeutet, dass die untere Grenze des Konfidenzintervalls mindestens die Hälfte des Schätzers betragen muss. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, werden die Werte nicht berichtet („zu wenige Daten“). Berichtet, jedoch als unsicher markiert, werden Werte, die auf weniger als 10 Fällen basieren, deren Konfidenzintervall breiter als 20 Prozentpunkte ist oder wenn die Untergrenze weniger als ⅔ des Schätzers beträgt (Variationskoeffizient ≤ 16,6 %). Aufgrund der Unsicherheit sollten diese Werte mit Vorsicht interpretiert werden.
  • Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der zugrundeliegenden Bezugspopulation durch unterschiedliche Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in jedem Survey ein Gewichtungsfaktor verwendet. Diese berücksichtigen die Ziehungswahrscheinlichkeit der Teilnehmenden und passen außerdem die Surveys an die Bevölkerungsstruktur Deutschlands hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung an. In GEDA 2019/2020-EHIS wurde zusätzlich die regionale Siedlungsstruktur (Kreistyp) berücksichtigt. Dabei wurden die Daten des Statistischen Bundesamts zum Stichtag 31.12.2014 (GEDA 2014/2015-EHIS) und 31.12.2019 (GEDA 2019/2020-EHIS) 2023) verwendet. Die Bildungsverteilung wurde dem Mikrozensus 2013 (GEDA 2014/2015-EHIS) und 2017 (GEDA 2019/2020-EHIS) entnommen.
  • Altersstandardisierung: Eine Standardisierung nach Alter und Geschlecht wurde innerhalb der Bundesländer sowie innerhalb der Bildungsgruppen durchgeführt. Dazu wurde die europäische Standardbevölkerung 2013 verwendet. Es werden sowohl die Ergebnisse mit als auch die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung ausgewiesen. Die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung bilden die tatsächliche Alters- und Geschlechtsverteilung innerhalb der Bundesländer bzw. Bildungsgruppen ab und sind damit zum Beispiel geeignet, um Fragen des Versorgungsbedarfs zu beantworten. Bei den Ergebnissen mit Altersstandardisierung sind die Bundesländer und die Bildungsgruppen hinsichtlich Alter und Geschlecht vergleichbar. Dadurch können Unterschiede aufgezeigt werden, die sich nicht durch Alter und Geschlecht erklären lassen.
  • Berechnung:
    • Konfidenzintervalle: Die zufallsbedingte Variabilität der Ergebnisse kann den 95 %-Konfidenzintervallen in den Tabellen und Abbildungen entnommen werden. Die Konfidenzintervalle wurden mit der Logit-Methode berechnet. Dabei wurde die Streuung der Gewichtungsfaktoren berücksichtigt.
    • Regionale Unterschiede: Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Regionen und dem Bundesdurchschnitt wurden mittels Chi-Quadrat-Test unter Adjustierung für multiples Testen ermittelt. Dabei wurden die einzelnen Regionen im Vergleich zu den jeweils verbleibenden Regionen (zusammengefasst) getestet. Die Einteilung in der Karte erfolgt anhand von fünf äquidistanten Kategorien.  

Weiterführende Links

Publikationen zum Thema

Gesundheitliche Lage von Erwachsenen in Deutschland

25.09.2021, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Dieser Beitrag betrachtet auf Basis der bundesweiten Befragungsstudie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA 2019/2020-EHIS), die zwischen April 2019 und September 2020 durchgeführt wurde, ausgewählte Indikatoren der gesundheitlichen Lage der erwachsenen Bevölkerung ab 18 Jahren (n = 22.708). Dazu zählen Indikatoren zum selbsteingeschätzten Gesundheitszustand, zur depressiven Symptomatik sowie zu …

12-Monats-Prävalenz der bekannten chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) in Deutschland

13.09.2017, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) geht mit einer hohen Krankheitslast einher und zählt weltweit zu den führenden Todesursachen. Neben anderen Einflussfaktoren stellt Tabakrauchen den wichtigsten veränderbaren Risikofaktor in Deutschland dar. In der Studie GEDA 2014/2015-EHIS wurde die 12-Monats-Prävalenz der bekannten COPD auf Grundlage eines europaweit konsentierten Indikators …