Diabetes mellitus: Sterblichkeit (Diabetes mellitus)

Diabetes mellitus bezeichnet eine Gruppe chronischer Stoffwechselerkrankungen, die durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel gekennzeichnet sind, und gehört zu den häufigsten Todesursachen weltweit, insbesondere in Ländern mit hohem und niedrigem Einkommen (WHO 2020). Ein Versterben an Diabetes tritt vor allem aufgrund von diabetesbedingten Langzeitkomplikationen (z. B. Nieren- oder neurologische Komplikationen) oder Akutkomplikationen (z. B. schwere Hypoglykämien) auf. Die Sterberaten stiegen weltweit von 1990 bis Mitte der 2000er-Jahre kontinuierlich an. Seitdem ist in Entwicklungsländern ein Plateau, in entwickelten Ländern hingegen in der Tendenz ein Rückgang zu erkennen (Balooch Hasankhani et al. 2023). Eine verringerte Sterblichkeit an Diabetes könnte auf Verbesserungen in der Prävention von diabetesbedingten Komplikationen zurückzuführen sein.

Schon gewusst?

(Diabetes mellitus)

26.891 Personen verstarben im Jahr 2022 an einem Diabetes.

(Diabetes mellitus)

Bei Frauen nahm die altersstandardisierte Sterblichkeit an Diabetes zwischen 1998 und 2022 deutlich ab, bei Männern jedoch nicht.

(Diabetes mellitus)

Die Diabetes-Sterberate lag in sozioökonomisch hoch deprivierten Regionen bei beiden Geschlechtern deutlich höher als in niedrig deprivierten Regionen.

Visualisierung

Darstellung
Geschlecht

Zeitverlauf

NachRegion

NachAlter

NachGechlecht

NachBildung

Ergebnis

Im Jahr 2022 verstarben in Deutschland 26.891 Menschen an Diabetes mellitus (Frauen: 13.813; Männer 13.078). Die altersstandardisierte Sterberate lag bei 26,7 pro 100.000 Personen und war für Männer mit 32,1 höher als für Frauen mit 22,2 pro 100.000 Personen. Die Sterblichkeit an Diabetes stieg mit zunehmendem Alter deutlich an: Während die Sterberate in der Altersgruppe der 45- bis 64-Jährigen bei 8,7 pro 100.000 Personen war, lag diese bei 325 bei Personen ab 80 Jahren. Hinsichtlich des Bundeslandes zeigten sich 2022 die höchsten Sterberaten in Sachsen-Anhalt, Thüringen sowie im Saarland und die niedrigste in Hamburg. In Regionen mit hoher sozioökonomischer Deprivation lagen 2021 die altersstandardisierten Sterberaten an Diabetes bei Frauen mit 27,4 und bei Männern mit 37,3 um etwa 55 % beziehungsweise 48 % höher als in Regionen mit niedriger Deprivation (Frauen: 17,6; Männer: 25,4 pro 100.000 Personen). Zwischen 2001 und 2005 stieg die altersstandardisierte Diabetes-Sterberate insgesamt an und zeigte ab 2006 einen schwankenden Verlauf mit abnehmender Tendenz. Bei Männern war hierbei im Zeitverlauf keine Abnahme in der Sterblichkeit an Diabetes zu erkennen. Bei Frauen hingegen fiel die Diabetes-Sterberate mit Ausnahme einiger Schwankungen kontinuierlich ab und lag 2022 mit 22,2 deutlich niedriger als 1998 mit 31,1 pro 100.000 Personen.

Fazit

Im europäischen Vergleich liegt die Sterberate an Diabetes in Deutschland derzeit im mittleren Bereich (Eurostat 2024). In den letzten 25 Jahren nahm die Sterblichkeit an Diabetes bei Frauen, aber nicht bei Männern, ab, wozu unterschiedliche Entwicklungen der Diabetesprävalenz und von Langzeitkomplikationen, zum Beispiel diabetesbedingten Amputationen, beigetragen haben könnten. Der Anstieg in der Diabetes-Sterblichkeit bis 2005 hängt vermutlich mit der Umstellung auf ICD-10-Kodierung ab 1998 zusammen. Zum Tode führende Folge- oder Begleiterkrankungen des Diabetes (z. B. koronare Herzkrankheiten, Schlaganfall) werden meist nicht als Versterben an Diabetes dokumentiert, was zu einer deutlichen Unterschätzung der diabetesspezifischen Sterblichkeit beiträgt (Jacobs et al. 2017). Die Variation der Diabetes-Sterblichkeit nach Bundesland folgt weitgehend der regionalen Verteilung der Diabetesprävalenz (RKI 2022). Eine angemessene Präventionsstrategie mit Soziallagenbezug und Gesundheitsförderung in allen Lebensphasen könnte langfristig entscheidend zur Reduktion regionaler und sozioökonomischer Diabetes-Sterblichkeitsunterschiede beitragen.

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Diabetes mellitus: Sterblichkeit ist definiert als die Anzahl der Sterbefälle, bei denen ein Diabetes mellitus (ICD-10-WHO-Code: E10 – E14) als zum Tode führendes Grundleiden (Todesursache) kodiert wurden, pro 100.000 Personen in einem Jahr.

Bezugspopulation

Bevölkerung mit ständigem Wohnsitz in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Todesursachenstatistik der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder umfasst alle Sterbefälle von Personen mit ständigem Wohnsitz in Deutschland mit Angaben zu Alter, Geschlecht, Wohnsitz und der zugrundeliegenden Todesursache (Grundleiden) – kodiert nach ICD-10-WHO-Version.

Datenqualität

Die Statistik der Sterbefälle ist eine Vollerhebung mit Auskunftspflicht. Sie umfasst alle Sterbefälle in der Wohnbevölkerung, die in Deutschland standesamtlich registriert werden, unabhängig vom Sterbeort. Ist der Sterbeort im Ausland, wird der Sterbefall erfasst, sofern er nachträglich standesamtlich beurkundet wird. Es finden mehrstufige Vollständigkeit- und Plausibilitätskontrollen statt, sodass eine hohe Zuverlässigkeit gegeben ist (Destatis 2024).

In der unikausalen Todesursachenstatistik wird für jeden Todesfall das zum Tode führende Grundleiden kodiert, auch wenn mehrere Erkrankungen zum Tod geführt haben könnten. Weitere Angaben aus der Todesbescheinigung werden in der amtlichen Todesursachenstatistik nicht berücksichtigt. Die Qualität der kodierten Todesursachen variiert in Abhängigkeit der Dokumentation eines validen Grundleidens und wird gemäß einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Deutschland als „mittel“ eingestuft (WHO 2005, Zack et al. 2017).

Berechnung

  • Beschreibung: Quotient aus der Anzahl aller Sterbefälle an Diabetes mellitus (ICD-Code: E10 – E14) und der Anzahl aller Personen mit ständigem Wohnsitz in Deutschland.
  • Stratifizierung: Die Darstellung nach Bundesland basiert auf dem Wohnort der verstorbenen Person. Die Stratifizierung nach regionaler sozioökonomischer Deprivation erfolgt auf Grundlage des German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD) (Jahre 2003 – 2020: GISD Release 2020, Jahr 2021: GISD Release 2022 v0.2) (Michalski et al. 2022). Der GISD fasst Merkmale der Erwerbs-, Bildungs- und Einkommenssituation für jeden Kreis und jede kreisfreie Stadt in einer Kennzahl zusammen. Die Kreise werden entlang ihrer GISD-Werte in Quintile von niedriger bis hoher sozioökonomischer Deprivation eingeteilt, die über den Wohnort der verstorbenen Person mit den Mortalitätsdaten verknüpft werden. Die Berechnung der Mortalitätsraten erfolgt stratifiziert nach niedriger (1. Quintil), mittlerer (2. – 4. Quintil) und hoher (5. Quintil) Deprivation. Unterschiede in der Mortalität nach sozioökonomischer Deprivation beziehen sich auf die räumliche Ebene.
  • Altersstandardisierung: Mit der europäischen Standardbevölkerung 2013 als Bezugspopulation erfolgte eine Altersstandardisierung unter Verwendung von 5-Jahres-Altersgruppen mit Ausnahme von < 1, 1 – 4 Jahre und ≥ 90 Jahre. Für die Auswertungen nach GISD wird die Altersgruppe ≥ 85 Jahre als höchste Altersgruppe verwendet.
  • Berechnungen: Für die Berechnung der Sterberaten insgesamt sowie nach Geschlecht, Altersgruppen und Bundesland wurde die Durchschnittsbevölkerung als Bezugspopulation verwendet (Destatis 2024). Für die Auswertung nach GISD wurde der Bevölkerungsdurchschnitt eines Jahres (Mittelwert der Bevölkerung zum 31.12. des Vorjahres und des dargestellten Jahres) verwendet und die Berechnung erfolgte im Forschungsdatenzentrum der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder (Todesursachenstatistik 2003 - Todesursachenstatistik 2021).

Weiterführende Links

Publikationen zum Thema

Age-specific and cause-specific mortality contributions to the socioeconomic gap in life expectancy in Germany, 2003–21: an ecological study

01.05.2024, Fachartikel, English

Background: Earlier death among people in socioeconomically deprived circumstances has been found internationally and for various causes of death, resulting in a considerable life-expectancy gap between socioeconomic groups. We examined how age-specific and cause-specific mortality contributions to the socioeconomic gap in life expectancy have changed at the area level in Germany over time.

Methods

Veränderungen in der Sterblichkeit an ausgewählten nicht übertragbaren Krankheiten während der COVID-19-Pandemie in Deutschland 2020 und 2021

24.11.2023, Fachartikel, Deutsch

Es zeigt sicht, dass in Deutschland die beobachtete Sterberate an akutem Herzinfarkt 2020/21 höher und an HKE 2021 tendenziell höher lag als in Fortsetzung des Verlaufs im Referenzzeitraum 2015–2019 erwartet werden konnte. Dies könnte zur Übersterblichkeit in Deutschland während der Pandemie beigetragen haben. Das Ergebnis unserer Analyse weist in dieselbe Richtung wie eine erste Publikation aus …

Excess mortality in adults with documented diabetes in Germany

01.01.2021, Fachartikel, English

Objectives: Little is known about the age-specific excess mortality pattern of people with diagnosed diabetes in Germany. Thus, our goal was to determine the excess mortality in diagnosed diabetes overall and stratified by age and sex based on claims data.

Design: Routine data analysis using a claims dataset from all statutory health-insured persons in Germany in 2013, which accounts for about …

Prävalenz, Inzidenz und Mortalität von Diabetes mellitus bei Erwachsenen in Deutschland

13.09.2017, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Eine kontinuierliche Erfassung der wichtigsten epidemiologischen Kennzahlen des Diabetes zur Einordnung in den Public-Health-Kontext existiert für Deutschland derzeit nicht. Basierend auf einer umfassenden Literaturrecherche werden für die letzten Jahrzehnte verfügbare bevölkerungsbezogene Angaben zur Häufigkeit des Vorliegens (Prävalenz), Häufigkeit von Neuerkrankungen (Inzidenz) und …