Gestationsdiabetes mellitus: Prävalenz (Diabetes mellitus)

Beim Schwangerschaftsdiabetes oder Gestationsdiabetes mellitus (GDM) handelt es sich um eine erstmals in der Schwangerschaft diagnostizierte Störung des Blutzuckerstoffwechsels. Diese bildet sich bei den meisten Frauen nach der Geburt zurück, erhöht aber das Risiko für Geburtskomplikationen bei Mutter und Kind (Metzger et al. 2008) sowie das Risiko der Mutter, später an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken (Rayanagoudar et al. 2016). Wichtige potenziell vermeidbare Risikofaktoren für das Auftreten eines Gestationsdiabetes sind Adipositas und eine starke Gewichtszunahme in der Schwangerschaft sowie Bewegungsmangel. Diese Risikofaktoren als auch der Gestationsdiabetes selbst kommen in sozioökonomisch benachteiligten Gruppen häufiger vor.

Schon gewusst?

(Diabetes mellitus)

8,5 % der schwangeren Frauen waren im Jahr 2021 von Gestationsdiabetes betroffen.

(Diabetes mellitus)

9,3 % der Frauen in sozioökonomisch hoch deprivierten Regionen hatten einen Gestationsdiabetes, aber nur 7,0 % der Frauen in Regionen mit niedriger Deprivation.

(Diabetes mellitus)

Seit 2013 hat die Prävalenz des Gestationsdiabetes bei Frauen mit Klinikgeburt kontinuierlich zugenommen.

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Ergebnis

Im Jahr 2021 wurde in Deutschland bei 63.563 von 749.690 Frauen mit Klinikgeburt ein Gestationsdiabetes dokumentiert (8,5 %). Die Prävalenz des Gestationsdiabetes stieg mit zunehmendem Alter der Mütter bei Geburt deutlich an: Während 3,6 % der Frauen unter 20 Jahren betroffen waren, waren es mit 17,2 % mehr als viermal so viele im Alter ab 45 Jahren. In Regionen mit hoher sozioökonomischer Deprivation war die Prävalenz des Gestationsdiabetes mit 9,3 % höher als in Regionen mit niedriger Deprivation (7,0 %). Weiterhin variierte die Prävalenz des Gestationsdiabetes zwischen den Bundesländern und zeigte die niedrigsten Werte in Schleswig-Holstein mit 5,7 % und Hamburg mit 6,7 %. Die höchsten Werte erreichten mit jeweils über 10 % Sachsen-Anhalt, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Der Anteil der Frauen, bei denen ein Gestationsdiabetes dokumentiert wurde, hat seit 2013 (4,6 %) mit der Zeit kontinuierlich zugenommen. Dieser Anstieg war in allen Altersgruppen sichtbar.

Fazit

Im Zeitverlauf wird ein Anstieg der Prävalenz des Gestationsdiabetes deutlich, der durch verschiedene Faktoren beeinflusst sein kann. Zum einen haben Risikofaktoren des Gestationsdiabetes zugenommen, zum Beispiel das durchschnittliche Alter der Mütter bei Geburt oder die Häufigkeit von Adipositas (Destatis 2021). Zum anderen wurde im Jahr 2012 die Leitlinie für Gestationsdiabetes geändert und ein Screening als Kassenleistung eingeführt. Dies hat im Folgenden zu einer Zunahme der Diagnostik und Dokumentation geführt (Reitzle et al. 2021). Analysen auf Basis von ambulanten Abrechnungsdaten liefern höhere Schätzungen zum Gestationsdiabetes, allerdings auch mit steigender Tendenz (KBV 2023). Die steigende Prävalenz des Gestationsdiabetes im zeitlichen Verlauf sowie die höheren Prävalenzen in Regionen mit hoher sozioökonomischer Deprivation unterstreichen den Bedarf einer angemessenen Präventionsstrategie.

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Gestationsdiabetes mellitus: Prävalenz ist definiert als der Anteil der Frauen mit Klinikgeburt (inklusive Totgeburten) in einem Jahr, bei denen die Diagnose eines Gestationsdiabetes im Mutterpass oder die ICD-10 Diagnose O24.4 während des Klinikaufenthalts der Geburt dokumentiert ist.

Bezugspopulation

Alle Frauen mit Klinikgeburt in Deutschland nach Ausschluss von Frauen mit vorbestehendem Diabetes (etwa 1 % aller Frauen).

Datenquelle und Fallzahl

Stationäre Qualitätssicherung Geburtshilfe (Perinatalmedizin) am Institut für Qualität und Transparenz im Gesundheitswesen (IQTIG) seit 2015 auf Basis der Perinatalstatistik der Länder (https://iqtig.org/qs-verfahren/peri/). Dieser Datensatz enthält Informationen zu allen rund 700.000 stationären Geburten pro Jahr in Deutschland.

Datenqualität

Der Datensatz enthält ausschließlich Informationen zu Klinikgeburten, da die Daten von den Krankenhäusern übermittelt werden. Geburten außerhalb des Krankenhauses, die einen sehr kleinen Anteil von unter 2 % darstellen, sind darin nicht enthalten. Da eine unvollständige Dokumentation des Gestationsdiabetes im Mutterpass nicht ausgeschlossen werden kann, ist eine Unterschätzung der Prävalenz möglich.

Berechnung

  • Beschreibung: Quotient aus der Anzahl aller Frauen mit Klinikgeburt und dokumentiertem Gestationsdiabetes und der Anzahl zu allen Frauen mit Klinikgeburt nach Ausschluss von Frauen mit vorbestehendem Diabetes.
  • Stratifizierung: Die Darstellung nach Bundesland basiert auf dem Standort des Krankenhauses, in welchem die Entbindung stattgefunden hat. Die Stratifizierung nach regionaler sozioökonomischer Deprivation erfolgt auf Grundlage des German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD) (Jahre 2019 – 2020: GISD Release 2020; Jahre 2021 – 2022: GISD Release 2022 v0.2) (Michalski et al. 2022). Der GISD liefert Informationen zu allen Land- und Stadtkreisen und teilt diese in Quintile von niedriger bis hoher sozioökonomischer Deprivation ein. Die Berechnung erfolgt stratifiziert nach niedriger (1. Quintil), mittlerer (2. – 4. Quintil) und hoher Deprivation (5. Quintil) nach Linkage des GISD mit dem Wohnort der Schwangeren auf Ebene der vierstelligen Postleitzahl (ökologische Korrelation).
  • Altersstandardisierung: Es erfolgt eine direkte Altersstandardisierung unter Verwendung folgender Altersgruppen: < 20 Jahre, in 5-Jahres-Altersgruppen für den Altersbereich zwischen 20 und 44 Jahren, ≥ 45 Jahre mit der Population der Klinikgeburten des Jahres 2021.

Weiterführende Links

Publikationen zum Thema

Prävalenz von Gestationsdiabetes mellitus in Deutschland

15.05.2024, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Hintergrund: Gestationsdiabetes mellitus (GDM) erhöht das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen. Ein generelles Screening auf GDM wurde 2012 in Deutschland eingeführt.

Methode: Die Analyse basiert auf Daten der externen stationären Qualitätssicherung zur Geburtshilfe der Jahre 2013 bis 2021. Frauen mit präkonzeptionellem Diabetes wurden ausgeschlossen. Ein GDM wurde bei Dokumentation im …

Schwangerschaftskomplikationen bei Frauen mit präkonzeptionellem Diabetes mellitus und Gestationsdiabetes mellitus

23.11.2023, Fachartikel, Deutsch

Hintergrund: Diabetes mellitus (DM) ist ein wichtiger Risikofaktor für Schwangerschaftskomplikationen. Auf Basis aller stationären Geburten in Deutschland wurden Risiken ausgewählter Schwangerschaftskomplikationen bei Vorliegen eines präkonzeptionellen Diabetes mellitus (präDM) oder eines Gestationsdiabetes mellitus (GDM) eingeschätzt.

Methode: Datengrundlage bilden alle Einlingsgeburten der …

Gestationsdiabetes in Deutschland: Zeitliche Entwicklung von Screeningquote und Prävalenz

16.06.2021, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes mellitus, GDM) ist ein wichtiger Risikofaktor für Schwangerschaftskomplikationen. Seit 2012 empfehlen die Mutterschafts-Richtlinien des Gemeinsamen Bundesausschusses ein zweistufiges Screening auf GDM, bestehend aus einem Vortest und einem darauffolgenden Diagnosetest, sofern der Vortest positiv ausfällt. Die vorliegende Studie analysiert die Umsetzung …