Diabetes Typ 1: Inzidenz (0 – 17 Jahre) (Diabetes mellitus)

Diabetes mellitus bezeichnet eine Gruppe chronischer Stoffwechselerkrankungen, die durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel gekennzeichnet sind. Bei Typ-1-Diabetes handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem aufgrund einer fehlgeleiteten Reaktion insulinproduzierende Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört, was zu einem absoluten Insulinmangel führt. Die Krankheitsentstehung wird vermutlich durch genetische und Umweltfaktoren bestimmt. Über Schädigungen von großen und kleinen Blutgefäßen und Nervenfasern erhöht Diabetes das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen der Augen und der Nieren sowie Amputationen. Die Erkrankung vermindert sowohl die Lebensqualität als auch die Lebenserwartung der Betroffenen (DiMeglio et al. 2018). In den letzten Jahrzehnten war weltweit ein Anstieg der Rate an Kindern und Jugendlichen, die einen Typ-1-Diabetes neu entwickeln, um 3 % bis 4 % pro Jahr zu beobachten (Tuomilehto et al. 2020).

Schon gewusst?

(Diabetes mellitus)

4.727 Kinder und Jugendliche zwischen 0 und 17 Jahren entwickelten im Jahr 2022 einen Typ-1-Diabetes.

(Diabetes mellitus)

Die Inzidenz des Typ-1-Diabetes war bei Jungen höher als bei Mädchen.

(Diabetes mellitus)

Von 2014 bis 2022 ist die Inzidenz des Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen angestiegen.

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Ergebnis

Im Jahr 2022 lag in Deutschland die geschätzte Inzidenz des Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 0 bis 17 Jahren bei 33,2 pro 100.000 Personenjahre. Dies entsprach einer geschätzten absoluten Zahl von 4.727 Neuerkrankungen. Die Inzidenz war bei Jungen (35,9) höher als bei Mädchen (30,3). Die Betrachtung über die Altersgruppen zeigte höhere Neuerkrankungsraten bei Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 3 und 13 Jahren verglichen mit Jüngeren und Älteren. Im Zeitvergleich zwischen 2014 und 2022 war die Inzidenz des Typ-1-Diabetes angestiegen, bei Jungen stärker als bei Mädchen.

Fazit

Auf Basis von Registerdaten entwickelten im Jahr 2022 etwa 4.700 Kinder und Jugendliche einen Typ-1-Diabetes. Von 2014 bis 2022 ist ein deutlicher Anstieg in der Inzidenz des Typ-1-Diabetes zu beobachten. Analysen auf Basis von ambulanten Abrechnungsdaten für den Zeitraum von 2015 bis 2021 zeigten Inzidenzen in einer ähnlichen Größenordnung (Reitzle et al. 2023). Es liegen verschiedene Studien vor, die sich mit der Entwicklung der Inzidenz des Typ-1-Diabetes im Zusammenhang mit der COVID-19-Pandemie beschäftigen. Beispielsweise ergab eine Metaanalyse relativer Risikoschätzungen, dass die Inzidenzrate von Typ-1-Diabetes um 20 % im Vergleich zum Zeitraum vor der Pandemie angestiegen ist (Kamrath et al. 2023).

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Diabetes Typ 1: Inzidenz ist definiert als die Anzahl der Kinder und Jugendlichen mit einer registrierten oder dokumentierten Neuerkrankung an einem Typ-1-Diabetes pro 100.000 Kinder und Jugendliche in der Bevölkerung und Jahr.

Bezugspopulation

Kinder und Jugendliche zwischen 0 und 17 Jahren mit Wohnsitz in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Bundesweite und regionale Diabetesregister (Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV-Register), Erhebungseinheit für Seltene Pädiatrische Erkrankungen in Deutschland (ESPED-Inzidenzregister), Diabetesregister in Nordrhein-Westfalen, Sächsisches Diabetesregister). Grundlage ist der Datenbestand 03/2023 der DPV-Datenbank.

Datenqualität

Die Diabetesregister stellen von freiwillig teilnehmenden Praxen beziehungsweise Kliniken übermittelte ambulante beziehungsweise stationäre Diagnosedaten und Informationen zur Therapieform von gesetzlich und privat Krankenversicherten zu unterschiedlichen Diabetestypen und Altersgruppen bereit. Die Datenqualität hängt von der Dokumentationspraxis ab, die einer gründlichen Plausibilitätsprüfung unterliegt. Die Annäherung an eine Vollerfassung für die Bezugspopulation erfolgt durch statistische Verfahren und resultiert in korrigierten Schätzungen.

Berechnung

  • Beschreibung: Die Anzahl der Erkrankungen pro 100.000 Kinder und Jugendliche von 0 bis 17 Jahren in Deutschland im Beobachtungszeitraum von 2014 bis 2022.
  • Hochrechnung/Gewichtung: Für die bundesweiten Schätzungen wurden die Fortschreibungsdaten des Statistischen Bundesamtes auf der Grundlage des Zensus 2011 verwendet. Ergebnisse mit 95 %-Konfidenzintervallen wurden unter Annahme einer Poissonverteilung der Fälle nach der Personenjahre-Methode geschätzt (Woodward 2013, Sahai und Khurshid 1993).
  • Standardisierung: Alters- und geschlechtsstandardisierte Schätzungen mit einer Gleichgewichtung für das Geschlecht und einer Altersgewichtung entsprechend der Altersspanne der Altersgruppen.
  • Absolute Zahlen: Die Summe der absoluten Zahlen von beiden Geschlechtern entspricht nicht unbedingt exakt der absoluten Zahl für die entsprechende Gesamtgruppe, da die Schätzungen aus separaten log-linearen Modellen abgeleitet sind.
  • Rundung: Aufgrund von Rundung kann es bei den Ergebnissen zu Ungenauigkeiten im Nachkommastellenbereich kommen.
  • Umgang mit unsicheren Werten: Als unsicher markiert werden Werte, wenn die Untergrenze des Konfidenzintervalls weniger als ⅔ des Schätzers beträgt (Variationskoeffizient ≤ 16,6 %).

Weiterführende Links

Publikationen zum Thema

Inzidenz von Typ-1- und Typ-2-Diabetes vor und während der COVID-19-Pandemie in Deutschland

08.11.2023, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Hintergrund: Für Deutschland existieren bisher keine Trenddaten zur Inzidenz von Typ-1- und Typ-2-Diabetes über alle Altersgruppen, die die COVID-19-Pandemiejahre berücksichtigen.

Methode: Basierend auf anonymisierten Routinedaten von neun Millionen Krankenversicherten wurden Neuerkrankungen an Diabetes (ICD-Diagnose E10.- bis E14.-) im stationären oder (gesichert in zwei Quartalen) im ambulanten …

Inzidenz, Prävalenz und Versorgung von Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland: Zeittrends und sozialräumliche Lage

14.06.2023, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Hintergrund: Zeitliche Trends und mögliche sozialräumliche Ungleichheiten hinsichtlich der Häufigkeit und Versorgung von Typ-1-Diabetes mellitus (T1D) bei Kindern und Jugendlichen sind für die Planung von zielgerechten Behandlungsstrukturen von Bedeutung.

Methode: Mit Daten der bundesweiten Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV) und des Diabetesregisters in Nordrhein-Westfalen wurden für …