Koronare Herzkrankheit: Prävalenz (ab 18 Jahre) (Herz-Kreislauf-Erkrankungen)

Die koronare oder auch ischämische Herzkrankheit ist eine chronische Erkrankung des Herzens, die durch eine zunehmende Verengung von meist arteriosklerotisch veränderten Herzkranzgefäßen zur Mangeldurchblutung des Herzmuskelgewebes führt. Zur koronaren Herzkrankheit zählt auch die sogenannte Angina pectoris (Brustenge) und auch der Herzinfarkt. Wesentliche Risikofaktoren für die koronare Herzkrankheit sind Rauchen, Adipositas, Bewegungsarmut, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und Diabetes. Das Risiko einer koronaren Herzerkrankung kann durch Verhaltens- und Verhältnisänderungen sowie durch Therapien vorbestehender Erkrankungen entscheidend beeinflusst werden. Die koronare Herzerkrankung ist die führende Ursache für Morbidität und Mortalität in Deutschland und verursacht die höchsten Krankheitskosten (Porst et al. 2022, Destatis 2024).

Schon gewusst?

(Herz-Kreislauf-Erkrankungen)

18,7 % der 65- bis 79-Jährigen hatten im Jahr 2014 im Verlauf ihres bisherigen Lebens eine koronare Herzkrankheit.

(Herz-Kreislauf-Erkrankungen)

Eine koronare Herzkrankheit ist bei Personen der niedrigen Bildungsgruppe deutlich häufiger als bei Personen der mittleren und der hohen Bildungsgruppe.

(Herz-Kreislauf-Erkrankungen)

Die Prävalenz der koronaren Herzkrankheit ist zwischen 2003 und 2014 für Frauen zurückgegangen.

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Zeitverlauf

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Ergebnis

Im Jahr 2014 lag in Deutschland die Lebenszeitprävalenz der koronaren Herzkrankheit bei 7,6 %. Männer (9,2 %) waren häufiger betroffen als Frauen (6,1 %). Insgesamt stieg die Prävalenz der koronaren Herzkrankheit mit zunehmendem Alter deutlich an. Während 18- bis 44-Jährige noch relativ selten von koronarer Herzkrankheit betroffen waren (1,4 %), lag die Prävalenz bei 65- bis 79-Jährigen bei 18,7 % und erreichte bei Personen ab 80 Jahren mit 31,6 % den höchsten Wert. Im Vergleich der Bildungsgruppen waren Personen der niedrigen Bildungsgruppe am häufigsten von koronarer Herzkrankheit betroffen (13,9 %). Insbesondere bei Frauen zeigte sich ein starker Bildungsgruppengradient. Zwischen den Bundesländern zeigten sich keine bedeutsamen Unterschiede in der Prävalenz der koronaren Herzkrankheit. In den Jahren zwischen 2003 und 2014 ging für Frauen die altersstandardisierte Prävalenz zurück, während dieser Trend für Männer nicht zu beobachten war.

Fazit

Die Prävalenz der koronaren Herzkrankheit hat sich im betrachteten Zeitraum zwischen 2003 bis 2014 für Frauen leicht verringert, nicht aber für Männer. Abrechnungsdaten gesetzlich Versicherter, wie sie für den Zeitraum 2015 bis 2021 (Zi 2024) sowie für den Zeitraum 2017 – 2022 (WIdO 2024) vorliegen, weisen auf einen weiteren Rückgang der Prävalenz der koronaren Herzkrankheit auf nach wie vor hohem Niveau hin. Dies stellt die Gesundheitsversorgung vor hohe Anforderungen, kann aber nicht allein aus dem Gesundheitssystem heraus gelöst werden. Das Präventionspotenzial der koronaren Herzkrankheit ist sehr hoch. Verhaltens- und verhältnisbezogene Präventionsangebote sollten dabei insbesondere sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen mit niedriger Bildung adressieren.

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Koronare Herzkrankheit: Prävalenz ist definiert als der Anteil der Erwachsenen mit einer jemals ärztlich diagnostizierten koronaren Herzerkrankung (Durchblutungsstörungen am Herzen, Verengung der Herzkranzgefäße, Angina pectoris, Herzinfarkt).

Operationalisierung

Die Erfassung der koronaren Herzkrankheit basiert auf Selbstangaben der Befragten:

GSTel03 und GSTel06

  • „Wurden bei Ihnen jemals von einem Arzt Durchblutungsstörungen am Herzen oder Verengungen der Herzkranzgefäße, also eine Angina pectoris festgestellt?“
  • Darüber hinaus wurde gefragt: „Wurde bei Ihnen jemals von einem Arzt ein Herzinfarkt festgestellt?“
  • Antwortmöglichkeiten jeweils: „Ja“, „Nein“

GEDA 2009, GEDA 2010 und GEDA 2012

  • „Wurden bei Ihnen jemals von einem Arzt Durchblutungsstörungen am Herzen oder eine Verengung der Herzkranzgefäße festgestellt? Hinweis: Wird auch koronare Herzerkrankung oder Angina pectoris genannt.“
  • Darüber hinaus wurde gefragt: „Wurde bei Ihnen jemals von einem Arzt ein Herzinfarkt festgestellt?“
  • Antwortmöglichkeiten jeweils: „Ja“, „Nein“

GEDA 2014/2015-EHIS

  • „Wurde eine der folgenden Krankheiten oder Beschwerden jemals ärztlich diagnostiziert?“
  • In einer Liste mit 17 vorgegebenen Erkrankungen konnte „Herzinfarkt“ und „Koronare Herzerkrankung oder Angina Pectoris“ angekreuzt werden.
  • Antwortmöglichkeiten: „Ja“, „Nein“

Bezugspopulation

Deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 18 Jahren in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Ergebnisse basieren auf folgenden bundesweiten Befragungssurveys des Robert Koch-Instituts:

  • GSTel03:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 8.318
    • gültige Werte für den Indikator: n = 8.244
  • GSTel06:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 5.542
    • gültige Werte für den Indikator: n = 5.516
  • GEDA 2009:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 21.262
    • gültige Werte für den Indikator: n = 21.165
  • GEDA 2010:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 22. 050
    • gültige Werte für den Indikator: n = 21.946
  • GEDA 2012:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 19.294
    • gültige Werte für den Indikator: n = 19.206
  • GEDA 2014/2015-EHIS:
    • webbasierte und schriftliche Befragungen auf der Basis einer Einwohnermeldeamtsstichprobe, N = 24.016
    • gültige Werte für den Indikator: n = 21.064

Datenqualität

Die RKI-Befragungssurveys liefern repräsentative Ergebnisse für die deutschsprachige Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren in Privathaushalten. Wie bei allen bevölkerungsbezogenen Studien ist davon auszugehen, dass einige Personengruppen unterrepräsentiert sind, wie Personen der niedrigen Bildungsgruppe, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Darüber hinaus basieren alle Informationen auf Selbstangaben und nicht auf ärztlichen Interviews. Zeitvergleiche der Ergebnisse zwischen der GEDA-Welle 2014/2015-EHIS und den übrigen Wellen sollten aufgrund von Unterschieden in der Stichprobenziehung sowie Unterschieden im Erhebungsmodus vorsichtig interpretiert werden.

Berechnung

  • Beschreibung und Stratifizierung: Für den Indikator werden die Kennzahlen für Gesamt sowie nach Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung ausgewiesen. In den Studien GSTel03, GSTel06 sowie den GEDA-Wellen 2009 bis 2014/2015-EHIS wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie männlich oder weiblich sind. Seit GEDA 2019/2020-EHIS werden das Geburtsgeschlecht und die geschlechtliche Identität erhoben (Pöge et al. 2022). In den Analysen nach Geschlecht werden Personen ausgewiesen, die sich als weiblich oder männlich identifizieren. Genderdiverse Menschen, die sich diesen Kategorien nicht zuordnen, werden aufgrund der geringen Fallzahl nicht gesondert ausgewiesen, sind jedoch in der Gesamt-Kategorie enthalten. Die Darstellung nach Bundesland basiert auf dem Wohnort der Befragten. Der Bildungsstatus wird anhand des CASMIN-Indexes bestimmt (Brauns et al. 2003). Dieser verwendet Angaben zu schulischer und beruflicher Bildung und ermöglicht die Einteilung in eine niedrige, mittlere und hohe Bildungsgruppe.
  • Umgang mit unsicheren Werten: Voraussetzung für die stratifizierte Darstellung eines Indikators ist, dass die Fallzahl in der Gruppe mindestens 5 beträgt und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als akzeptabel angesehen wird (Konfidenzintervall schmaler als 25 Prozentpunkte und Variationskoeffizient ≤ 33,5 %). Letzteres bedeutet, dass die untere Grenze des Konfidenzintervalls mindestens die Hälfte des Schätzers betragen muss. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, werden die Werte nicht berichtet („zu wenige Daten“). Berichtet, jedoch als unsicher markiert, werden Werte, die auf weniger als 10 Fällen basieren, deren Konfidenzintervall breiter als 20 Prozentpunkte ist oder wenn die Untergrenze weniger als ⅔ des Schätzers beträgt (Variationskoeffizient ≤ 16,6 %). Aufgrund der Unsicherheit sollten diese Werte mit Vorsicht interpretiert werden.
  • Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der zugrundeliegenden Bezugspopulation durch unterschiedliche Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in jedem Survey ein Gewichtungsfaktor verwendet. Diese berücksichtigen die Ziehungswahrscheinlichkeit der Teilnehmenden und passen außerdem die Surveys an die Bevölkerungsstruktur Deutschlands hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung an. Dabei werden die Daten des Statistischen Bundesamts zum Stichtag 31.12.2007 (GEDA 2009), 31.12.2008 (GEDA 2010), 31.12.2011 (GEDA 2012) und 31.12.2014 (GEDA 2014/2015-EHIS) verwendet. Die Bildungsverteilung wurde dem Mikrozensus 2007 (GEDA 2009), 2008 (GEDA 2010), 2011 (GEDA 2012) und 2013 (GEDA 2014/2015-EHIS) entnommen. Beim GSTel03 wurde die Stichprobe an die Bevölkerung innerhalb der Regionen (Nord, NRW, Mitte, Ost, Bayern und Baden-Württemberg), beim GSTel06 innerhalb der Bundesländer nach Altersgruppen und Geschlecht angepasst (Stichtag GSTel03: 31.12.2001, GSTel06: 31.12.2004).
  • Altersstandardisierung: Eine Standardisierung nach Alter und Geschlecht wurde innerhalb der Bundesländer sowie innerhalb der Bildungsgruppen durchgeführt. Dazu wurde die europäische Standardbevölkerung 2013 verwendet. Es werden sowohl die Ergebnisse mit als auch die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung ausgewiesen. Die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung bilden die tatsächliche Alters- und Geschlechtsverteilung innerhalb der Bundesländer bzw. Bildungsgruppen ab und sind damit zum Beispiel geeignet, um Fragen des Versorgungsbedarfs zu beantworten. Bei den Ergebnissen mit Altersstandardisierung sind die Bundesländer und die Bildungsgruppen hinsichtlich Alter und Geschlecht vergleichbar. Dadurch können Unterschiede aufgezeigt werden, die sich nicht durch Alter und Geschlecht erklären lassen.
  • Berechnung:
    • Konfidenzintervalle: Die zufallsbedingte Variabilität der Ergebnisse kann den 95 %-Konfidenzintervallen in den Tabellen und Abbildungen entnommen werden. Die Konfidenzintervalle wurden mit der Logit-Methode berechnet. Dabei wurde die Streuung der Gewichtungsfaktoren berücksichtigt.
    • Regionale Unterschiede: Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Bundesländern und dem Bundesdurchschnitt wurden mittels Chi-Quadrat-Test unter Adjustierung für multiples Testen ermittelt. Dabei wurden die einzelnen Bundesländer im Vergleich zu den jeweils verbleibenden Bundesländern (zusammengefasst) getestet. Die Einteilung in der Karte erfolgt anhand von fünf äquidistanten Kategorien.  

Weiterführende Links

Publikationen zum Thema

Gesundheitliche Lage von Erwachsenen in Deutschland

25.09.2021, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Dieser Beitrag betrachtet auf Basis der bundesweiten Befragungsstudie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA 2019/2020-EHIS), die zwischen April 2019 und September 2020 durchgeführt wurde, ausgewählte Indikatoren der gesundheitlichen Lage der erwachsenen Bevölkerung ab 18 Jahren (n = 22.708). Dazu zählen Indikatoren zum selbsteingeschätzten Gesundheitszustand, zur depressiven Symptomatik sowie zu …

12-Monats-Prävalenz einer koronaren Herzkrankheit in Deutschland

15.03.2017, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Nach Ergebnissen der Studie GEDA 2014/2015-EHIS bestand bei 3,7 % der Frauen und 6,0 % der Männer in Deutschland in den letzten 12 Monaten eine koronare Herzkrankheit (KHK; definiert als Herzinfarkt, chronische Beschwerden infolge eines Herzinfarktes oder Angina pectoris). Diese 12-Monats-Prävalenz einer KHK liegt bei beiden Geschlechtern in den Altersgruppen unter 45 Jahren noch deutlich unter 1 …

Prävalenz von Herzinfarkt und koronarer Herzkrankheit bei Erwachsenen im Alter von 40 bis 79 Jahren in Deutschland

25.05.2013, Fachartikel, Deutsch

In der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) wurden von 2008 bis 2011 in einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe von 5901 Personen in der Altersgruppe von 40 bis 79 Jahren Daten zur Prävalenz von Herzinfarkt und koronarer Herzkrankheit erhoben. Die Ergebnisse von DEGS1 wurden mit denen aus dem Bundes-Gesundheitssurveys 1998 (BGS98) verglichen. Die Lebenszeitprävalenz des …