Koronare Herzkrankheit: Sterblichkeit (Herz-Kreislauf-Erkrankungen)

Die koronare Herzkrankheit (KHK) ist weltweit die häufigste Todesursache. Im internationalen Vergleich liegt die Sterblichkeit an KHK in Deutschland über dem europäischen Durchschnitt (OECD 2022, Eurostat 2024). Die KHK ist eine chronische Erkrankung, bei der es zu einer Verengung der Herzkranzgefäße kommt (Koronare Herzkrankheit: Prävalenz). Die Folge ist eine Minderdurchblutung des Herzens. Der Herzinfarkt stellt eine lebensbedrohliche Akutkomplikation der KHK dar. Durch die Minderdurchblutung des Herzmuskels kann es hierbei zu dauerhaften Schäden am Herzmuskelgewebe kommen. Als weitere Krankheitsfolgen tragen vor allem Herzinsuffizienz (Herzschwäche) und Herzrhythmusstörungen zur hohen Sterblichkeit der KHK bei. In den letzten Jahrzehnten ist die KHK-Sterblichkeit in den meisten Industrieländern deutlich gesunken. Die Gründe für diese Trendentwicklung werden auf einen Rückgang in der Häufigkeit wichtiger Risikofaktoren und auf Verbesserungen in der medizinischen Versorgung zurückgeführt (Ahmadi et al. 2022).

Schon gewusst?

(Herz-Kreislauf-Erkrankungen)

125.984 Personen verstarben im Jahr 2022 an einer KHK.

(Herz-Kreislauf-Erkrankungen)

Zwischen 1998 und 2022 ging die altersstandardisierte KHK-Sterblichkeit bei beiden Geschlechtern etwa um die Hälfte zurück.

(Herz-Kreislauf-Erkrankungen)

Die Sterberate an KHK lag in Regionen mit hoher sozioökonomischer Deprivation höher als in Regionen mit niedriger Deprivation.

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Ergebnis

Im Jahr 2022 verstarben in Deutschland 125.984 Personen an einer KHK (Frauen: 54.523; Männer: 71.461). Die altersstandardisierte Sterberate lag bei 126 pro 100.000 Personen und war für Männer mit 179 höher als für Frauen mit 87,5 pro 100.000 Personen. Ab dem 45. Lebensjahr stieg die KHK-Sterblichkeit mit zunehmendem Alter deutlich an: In der Altersgruppe der 45- bis 64-Jährigen belief sie sich auf 42,1 pro 100.000 Personen, bei den 65- bis 79-Jährigen auf 248 und bei den über 80-Jährigen auf 1.566. Die altersstandardisierten Sterberaten für KHK variierten deutlich im Bundeslandvergleich und lagen im Jahr 2022 in Sachsen-Anhalt mit 170,0 pro 100.000 etwa doppelt so hoch wie in Hamburg mit 87,1. In Regionen mit hoher sozioökonomischer Deprivation lagen die KHK-Sterberaten im Jahr 2021 altersstandardisiert deutlich höher als in Regionen mit niedriger Deprivation: Pro 100.000 Personen bei Frauen um 39 % (hohe Deprivation: 98,6; niedrige Deprivation: 70,8) und bei Männern um 34 % (hohe Deprivation: 196; niedrige Deprivation: 146). Im Zeitverlauf zwischen 1998 und 2022 sank die KHK-Sterblichkeit bei beiden Geschlechtern und in allen Altersgruppen ab. Altersstandardisiert gingen die KHK-Sterberaten bei beiden Geschlechtern um mehr als die Hälfte zurück. Die hohe regionale Variation der KHK-Sterblichkeit blieb jedoch über die Zeit bestehen.

Fazit

Im Zeitverlauf wird ein Rückgang der Sterblichkeit an KHK deutlich, der in vielen westlichen Industrienationen beobachtet werden kann (Ahmadi et al. 2022). In den letzten Jahren zeigte sich jedoch auch ein Abflachen des Rückgangs in der KHK-Sterblichkeit , der vor allem mit einem Anstieg von Risikofaktoren wie Diabetes und mit Versäumnissen in der Prävention wie im Bereich Tabakkontrolle und Ernährung in Verbindung gebracht wurde (Emmert-Fees et al. 2023). Die deutlichen regionalen Unterschiede in der KHK-Sterblichkeit werden vor allem auf Unterschiede in den Erkrankungsrisiken und sozioökonomischen Verhältnissen zurückgeführt (Ebeling et al. 2024, Michalski et al. 2022). Eine angemessene Präventionsstrategie mit Soziallagenbezug und Gesundheitsförderung in allen Lebensphasen kann langfristig entscheidend zur Reduktion regionaler und sozioökonomischer KHK-Sterblichkeitsunterschiede beitragen.

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Koronare Herzkrankheit: Sterblichkeit ist definiert als die Anzahl der Sterbefälle, bei denen eine koronare Herzkrankheit (ICD-10-WHO-Code: I20 – I25) als zum Tode führendes Grundleiden (Todesursache) kodiert wurde, pro 100.000 Personen in einem Jahr.

Bezugspopulation

Bevölkerung mit ständigem Wohnsitz in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Todesursachenstatistik der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder umfasst alle Sterbefälle von Personen mit ständigem Wohnsitz in Deutschland mit Angaben zu Alter, Geschlecht, Wohnsitz und der zugrundeliegenden Todesursache (Grundleiden) – kodiert nach ICD-10-WHO- Version.

Datenqualität

Die Statistik der Sterbefälle ist eine Vollerhebung mit Auskunftspflicht. Sie umfasst alle Sterbefälle in der Wohnbevölkerung, die in Deutschland standesamtlich registriert werden, unabhängig vom Sterbeort. Ist der Sterbeort im Ausland, wird der Sterbefall erfasst, sofern er nachträglich standesamtlich beurkundet wird. Es finden mehrstufige Vollständigkeit- und Plausibilitätskontrollen statt, sodass eine hohe Zuverlässigkeit gegeben ist (Destatis 2024).

In der unikausalen Todesursachenstatistik wird für jeden Todesfall das zum Tode führende Grundleiden kodiert, auch wenn mehrere Erkrankungen zum Tod geführt haben könnten. Weitere Angaben aus der Todesbescheinigung werden in der amtlichen Todesursachenstatistik nicht berücksichtigt. Die Qualität der kodierten Todesursachen variiert in Abhängigkeit der Dokumentation eines validen Grundleidens und wird gemäß einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Deutschland als „mittel“ eingestuft (WHO 2005, Zack et al. 2017).

Berechnung

  • Beschreibung: Quotient aus der Anzahl aller Sterbefälle an einer KHK (ICD-Code: I20 – I25) und der Anzahl aller Personen mit ständigem Wohnsitz in Deutschland.
  • Stratifizierung: Die Darstellung nach Bundesland basiert auf dem Wohnort der verstorbenen Person. Die Stratifizierung nach regionaler sozioökonomischer Deprivation erfolgt auf Grundlage des German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD) (Jahre 2003 – 2020: GISD Release 2020, Jahr 2021: GISD Release 2022 v0.2) (Michalski et al. 2022). Der GISD fasst Merkmale der Erwerbs-, Bildungs- und Einkommenssituation für jeden Kreis und jede kreisfreie Stadt in einer Kennzahl zusammen. Die Kreise werden entlang ihrer GISD-Werte in Quintile von niedriger bis hoher sozioökonomischer Deprivation eingeteilt, die über den Wohnort der verstorbenen Person mit den Mortalitätsdaten verknüpft werden. Die Berechnung der Mortalitätsraten erfolgt stratifiziert nach niedriger (1. Quintil), mittlerer (2. – 4. Quintil) und hoher (5. Quintil) Deprivation. Unterschiede in der Mortalität nach sozioökonomischer Deprivation beziehen sich auf die räumliche Ebene. 
  • Altersstandardisierung: Mit der europäischen Standardbevölkerung 2013 als Bezugspopulation erfolgte eine Altersstandardisierung unter Verwendung von 5-Jahres-Altersgruppen mit Ausnahme von < 1, 1 – 4 Jahre und ≥ 90 Jahre. Für die Auswertungen nach GISD wird die Altersgruppe ≥ 85 Jahre als höchste Altersgruppe verwendet.
  • Berechnungen: Für die Berechnung der Sterberaten insgesamt sowie nach Geschlecht, Altersgruppen und Bundesland wurde die Durchschnittsbevölkerung als Bezugspopulation verwendet (Destatis 2024). Für die Auswertung nach GISD wurde der Bevölkerungsdurchschnitt eines Jahres (Mittelwert der Bevölkerung zum 31.12. des Vorjahres und des dargestellten Jahres) verwendet und die Berechnung erfolgte im Forschungsdatenzentrum der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder (Todesursachenstatistik 2003 - Todesursachenstatistik 2021).

Weiterführende Links

Publikationen zum Thema

Age-specific and cause-specific mortality contributions to the socioeconomic gap in life expectancy in Germany, 2003–21: an ecological study

01.05.2024, Fachartikel, English

Background: Earlier death among people in socioeconomically deprived circumstances has been found internationally and for various causes of death, resulting in a considerable life-expectancy gap between socioeconomic groups. We examined how age-specific and cause-specific mortality contributions to the socioeconomic gap in life expectancy have changed at the area level in Germany over time.

Methods

Veränderungen in der Sterblichkeit an ausgewählten nicht übertragbaren Krankheiten während der COVID-19-Pandemie in Deutschland 2020 und 2021

24.11.2023, Fachartikel, Deutsch

Es zeigt sicht, dass in Deutschland die beobachtete Sterberate an akutem Herzinfarkt 2020/21 höher und an HKE 2021 tendenziell höher lag als in Fortsetzung des Verlaufs im Referenzzeitraum 2015–2019 erwartet werden konnte. Dies könnte zur Übersterblichkeit in Deutschland während der Pandemie beigetragen haben. Das Ergebnis unserer Analyse weist in dieselbe Richtung wie eine erste Publikation aus …