Schlaganfall: Prävalenz (ab 18 Jahre) (Herz-Kreislauf-Erkrankungen)

Bei einem Schlaganfall handelt es sich um eine plötzlich auftretende Schädigung von Hirnarealen, die infolge eines Gefäßverschlusses (ischämischer Schlaganfall) oder durch eine Hirnblutung (hämorrhagischer Schlaganfall) entsteht. Das Risiko von Gefäßverschlüssen ist insbesondere bei arteriosklerotisch geschädigten Hals- oder Hirnschlagadern erhöht. Hirnblutungen treten hingegen häufig bei Hirnarterien auf, welche durch einen langjährigen Bluthochdruck geschädigt wurden. In Folge eines Schlaganfalls wird die Funktion des Gehirns beeinträchtigt. Schlagartig treten vor allem Lähmungen (meist in einer Körperhälfte), Sprach-, Seh- und Gleichgewichtsstörungen auf. Wie bei der koronaren Herzkrankheit sind Rauchen, Adipositas, Bewegungsarmut, Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck und Diabetes zentrale Risikofaktoren für einen Schlaganfall. Schlaganfälle sind eine Hauptursache einer bleibenden Behinderung im Erwachsenenalter und zählen zu den häufigsten Todesursachen (Destatis 2024).

Schon gewusst?

(Herz-Kreislauf-Erkrankungen)

14,6 % der Personen ab 80 Jahren hatten im Jahr 2014 im Verlauf ihres bisherigen Lebens einen Schlaganfall.

(Herz-Kreislauf-Erkrankungen)

Personen der niedrigen Bildungsgruppe waren deutlich häufiger von einem Schlaganfall betroffen als Personen der mittleren und der hohen Bildungsgruppe.

(Herz-Kreislauf-Erkrankungen)

Die Schlaganfallprävalenz hat zwischen 2003 und 2014 um rund einen Prozentpunkt zugenommen.

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Darstellung
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Zeitverlauf

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NachGechlecht

NachBildung

Ergebnis

Im Jahr 2014 lag in Deutschland die Lebenszeitprävalenz für Schlaganfall bei 3,3 % (Frauen: 3,3 %; Männer: 3,3 %). Die Prävalenz stieg mit zunehmendem Alter deutlich an. Bei 18- bis 44-Jährigen lag die Prävalenz bei 0,9 % und bei 45- bis 64-Jährigen bei 2,8 %. Personen im Alter zwischen 65 und 79 Jahren waren zu 7,5 % und Personen ab 80 Jahren zu 14,6 % betroffen. Personen der niedrigen Bildungsgruppe waren mit 6,2 % häufiger von einem Schlaganfall betroffen als Personen der mittleren (2,1 %) und der hohen Bildungsgruppe (2,2 %). Die Prävalenz variierte zwischen den Regionen und lag in der Region Mitte-West mit 4,0 % über dem Bundesdurchschnitt. In den Jahren zwischen 2003 und 2014 hat die Schlaganfallprävalenz bei Frauen und Männern um rund einen Prozentpunkt statistisch bedeutsam zugenommen.

Fazit

Die Prävalenz von Schlaganfall bei Erwachsenen lag in 2014 bei rund 3 %. Auf ähnlichem Niveau bewegen sich die Analysen auf der Grundlage von Abrechnungsdaten gesetzlich Versicherter für den aktuelleren Zeitraum von 2017 – 2022 (WIdO 2024). Aufgrund der überlappenden Risikofaktoren, ist das Präventionspotenzial beim Schlaganfall ähnlich dem der koronaren Herzkrankheit. Die Unterschiede in den Bildungsgruppen verdeutlichen, dass verhaltens- und verhältnisbezogene Präventionsangebote insbesondere sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen in den Blick nehmen sollten. Dabei gilt es, nicht nur Todesfälle zu verhindern, sondern auch dauerhafte Behinderungen oder Funktionseinschränkungen zu vermeiden, die sehr häufig nach Schlaganfällen auftreten.

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Schlaganfall: Prävalenz ist definiert als der Anteil der Erwachsenen mit einem Schlaganfall im Verlauf ihres bisherigen Lebens.

Operationalisierung

Die Erfassung des Schlaganfalls basiert auf Selbstangaben der Befragten:

GSTel03 und GSTel06

  • „Wurden bei Ihnen jemals von einem Arzt ein Schlaganfall diagnostiziert?“
  • Antwortmöglichkeiten: „Ja“, „Nein“, „Weiß nicht/nicht sicher“

GEDA 2009, GEDA 2010 und GEDA 2012

  • „Wurden bei Ihnen jemals von einem Arzt ein Schlaganfall festgestellt?“
  • Antwortmöglichkeiten: „Ja“, „Nein“

GEDA 2014/2015-EHIS

  • „Wurde eine der folgenden Krankheiten oder Beschwerden jemals ärztlich diagnostiziert?“
  • In einer Liste mit 17 vorgegebenen Erkrankungen konnte „Schlaganfall“ angekreuzt werden.
  • Antwortmöglichkeiten: „Ja“, „Nein“

Bezugspopulation

Deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 18 Jahren in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Ergebnisse basieren auf folgenden bundesweiten Befragungssurveys des Robert Koch-Instituts:

  • GSTel03:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 8.318
    • gültige Werte für den Indikator: n = 8.311
  • GSTel06:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 5.542
    • gültige Werte für den Indikator: n = 5.535
  • GEDA 2009:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 21.262
    • gültige Werte für den Indikator: n = 21.239
  • GEDA 2010:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 22. 050
    • gültige Werte für den Indikator: n = 22.023
  • GEDA 2012:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 19.294
    • gültige Werte für den Indikator: n = 19.282
  • GEDA 2014/2015-EHIS:
    • webbasierte und schriftliche Befragungen auf der Basis einer Einwohnermeldeamtsstichprobe, N = 24.016
    • gültige Werte für den Indikator: n = 20.920

Datenqualität

Die RKI-Befragungssurveys liefern repräsentative Ergebnisse für die deutschsprachige Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren in Privathaushalten. Wie bei allen bevölkerungsbezogenen Studien ist davon auszugehen, dass einige Personengruppen unterrepräsentiert sind, wie Personen der niedrigen Bildungsgruppe, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Darüber hinaus basieren alle Informationen auf Selbstangaben und nicht auf ärztlichen Interviews. Zeitvergleiche der Ergebnisse zwischen der GEDA-Welle 2014/2015-EHIS und den übrigen Wellen sollten aufgrund von Unterschieden in der Stichprobenziehung sowie Unterschieden im Erhebungsmodus vorsichtig interpretiert werden.

Berechnung

  • Beschreibung und Stratifizierung: Für den Indikator werden die Kennzahlen für Gesamt sowie nach Geschlecht, Alter, Region und Bildung ausgewiesen. In den Studien GSTel03, GSTel06 sowie den GEDA-Wellen 2009 bis 2014/2015-EHIS wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie männlich oder weiblich sind. Seit GEDA 2019/2020-EHIS werden das Geburtsgeschlecht und die geschlechtliche Identität erhoben (Pöge et al. 2022). In den Analysen nach Geschlecht werden Personen ausgewiesen, die sich als weiblich oder männlich identifizieren. Genderdiverse Menschen, die sich diesen Kategorien nicht zuordnen, werden aufgrund der geringen Fallzahl nicht gesondert ausgewiesen, sind jedoch in der Gesamt-Kategorie enthalten. Die Darstellung nach Region basiert auf dem Wohnort der Befragten. Der Bildungsstatus wird anhand des CASMIN-Indexes bestimmt (Brauns et al. 2003). Dieser verwendet Angaben zu schulischer und beruflicher Bildung und ermöglicht die Einteilung in eine niedrige, mittlere und hohe Bildungsgruppe.
  • Umgang mit unsicheren Werten: Voraussetzung für die stratifizierte Darstellung eines Indikators ist, dass die Fallzahl in der Gruppe mindestens 5 beträgt und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als akzeptabel angesehen wird (Konfidenzintervall schmaler als 25 Prozentpunkte und Variationskoeffizient ≤ 33,5 %). Letzteres bedeutet, dass die untere Grenze des Konfidenzintervalls mindestens die Hälfte des Schätzers betragen muss. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, werden die Werte nicht berichtet („zu wenige Daten“). Berichtet, jedoch als unsicher markiert, werden Werte, die auf weniger als 10 Fällen basieren, deren Konfidenzintervall breiter als 20 Prozentpunkte ist oder wenn die Untergrenze weniger als ⅔ des Schätzers beträgt (Variationskoeffizient ≤ 16,6 %). Aufgrund der Unsicherheit sollten diese Werte mit Vorsicht interpretiert werden.
  • Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der zugrundeliegenden Bezugspopulation durch unterschiedliche Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in jedem Survey ein Gewichtungsfaktor verwendet. Diese berücksichtigen die Ziehungswahrscheinlichkeit der Teilnehmenden und passen außerdem die Surveys an die Bevölkerungsstruktur Deutschlands hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung an. Dabei werden die Daten des Statistischen Bundesamts zum Stichtag 31.12.2007 (GEDA 2009), 31.12.2008 (GEDA 2010), 31.12.2011 (GEDA 2012) und 31.12.2014 (GEDA 2014/2015-EHIS) verwendet. Die Bildungsverteilung wurde dem Mikrozensus 2007 (GEDA 2009), 2008 (GEDA 2010), 2011 (GEDA 2012) und 2013 (GEDA 2014/2015-EHIS) entnommen. Beim GSTel03 wurde die Stichprobe an die Bevölkerung innerhalb der Regionen (Nord, NRW, Mitte, Ost, Bayern und Baden-Württemberg), beim GSTel06 innerhalb der Bundesländer nach Altersgruppen und Geschlecht angepasst (Stichtag GSTel03: 31.12.2001, GSTel06: 31.12.2004).
  • Altersstandardisierung: Eine Standardisierung nach Alter und Geschlecht wurde innerhalb der Bundesländer sowie innerhalb der Bildungsgruppen durchgeführt. Dazu wurde die europäische Standardbevölkerung 2013 verwendet. Es werden sowohl die Ergebnisse mit als auch die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung ausgewiesen. Die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung bilden die tatsächliche Alters- und Geschlechtsverteilung innerhalb der Bundesländer bzw. Bildungsgruppen ab und sind damit zum Beispiel geeignet, um Fragen des Versorgungsbedarfs zu beantworten. Bei den Ergebnissen mit Altersstandardisierung sind die Bundesländer und die Bildungsgruppen hinsichtlich Alter und Geschlecht vergleichbar. Dadurch können Unterschiede aufgezeigt werden, die sich nicht durch Alter und Geschlecht erklären lassen.
  • Berechnung:
    • Konfidenzintervalle: Die zufallsbedingte Variabilität der Ergebnisse kann den 95 %-Konfidenzintervallen in den Tabellen und Abbildungen entnommen werden. Die Konfidenzintervalle wurden mit der Logit-Methode berechnet. Dabei wurde die Streuung der Gewichtungsfaktoren berücksichtigt.
    • Regionale Unterschiede: Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Regionen und dem Bundesdurchschnitt wurden mittels Chi-Quadrat-Test unter Adjustierung für multiples Testen ermittelt. Dabei wurden die einzelnen Regionen im Vergleich zu den jeweils verbleibenden Regionen (zusammengefasst) getestet. Die Einteilung in der Karte erfolgt anhand von fünf äquidistanten Kategorien.  

Weiterführende Links

Publikationen zum Thema

Gesundheitliche Lage von Erwachsenen in Deutschland

25.09.2021, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Dieser Beitrag betrachtet auf Basis der bundesweiten Befragungsstudie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA 2019/2020-EHIS), die zwischen April 2019 und September 2020 durchgeführt wurde, ausgewählte Indikatoren der gesundheitlichen Lage der erwachsenen Bevölkerung ab 18 Jahren (n = 22.708). Dazu zählen Indikatoren zum selbsteingeschätzten Gesundheitszustand, zur depressiven Symptomatik sowie zu …

Prävalenz des Schlaganfalls bei Erwachsenen im Alter von 40 bis 79 Jahren in Deutschland

25.05.2013, Fachartikel, Deutsch

In der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) wurden von 2008 bis 2011 in einer bevölkerungsrepräsentativen Stichprobe von 5901 Personen im Alter von 40 bis 79 Jahren Daten zur Prävalenz des ärztlich diagnostizierten Schlaganfalls erhoben. Die zeitliche Entwicklung der Schlaganfallprävalenz wurde durch einen Vergleich mit dem Bundes-Gesundheitssurvey 1998 (BGS98) untersucht. Die …