Darmkrebs: Sterblichkeit (Krebserkrankungen)

Darmkrebs – gemeint ist hier Krebs im Dick- und Mastdarm – ist die dritthäufigste Todesursache unter den Krebserkrankungen. Die altersstandardisierten Sterberaten gehen bei beiden Geschlechtern kontinuierlich zurück. Die Überlebensraten sinken mit zunehmendem Alter und in höheren Tumorstadien, insbesondere nach Fernmetastasierung (Stadium IV) (RKI 2023). Im Rahmen des gesetzlichen Früherkennungsprogramms kann im Alter von 50 bis 54 Jahren jährlich und ab 55 Jahre alle zwei Jahre ein immunologischer Test auf verstecktes Blut im Stuhl in Anspruch genommen werden. Alternativ sieht das Krebsfrüherkennungsprogramm für Männer ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren (Frauen) eine Darmspiegelung (Koloskopie) vor (RKI 2023). Weitere Informationen zum Krebsgeschehen in Deutschland finden sich unter www.krebsdaten.de.

Schon gewusst?

(Krebserkrankungen)

10.320 Frauen und 12.727 Männer verstarben im Jahr 2021 an Darmkrebs.

(Krebserkrankungen)

Die altersstandardisierte Darmkrebssterblichkeit war in sozioökonomisch hoch deprivierten Regionen höher als in wohlhabenderen Regionen.

(Krebserkrankungen)

Die altersstandardisierte Sterberate an Darmkrebs ist bei beiden Geschlechtern zwischen 1999 und 2021 deutlich zurückgegangen.

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Ergebnis

Im Jahr 2021 verstarben in Deutschland 10.320 Frauen und 12.727 Männer an Darmkrebs. Die altersstandardisierte Sterberate lag bei 23,4 pro 100.000 Personen und war für Männer deutlich höher als für Frauen (30,0 vs. 18,1 pro 100.000 Personen). Die Sterberate stieg mit zunehmendem Alter bis auf einen Wert von 180 pro 100.000 in der höchsten Altersgruppe der über 80-Jährigen. Regionale Unterschiede in der Darmkrebssterblichkeit waren eher gering. Allerdings waren die altersstandardisierten Raten sowohl für Frauen als auch für Männer in soziökonomisch niedrig deprivierten Regionen geringer als in den Regionen mit mittlerer und hoher Deprivation. Insgesamt gingen die Sterberaten an Darmkrebs bei beiden Geschlechtern seit Ende der 1990er-Jahre kontinuierlich zurück. Die rückläufige Darmkrebssterblichkeit ist sowohl in niedrig als auch in mittel und hoch deprivierten Regionen zu beobachten, wobei der Rückgang in hoch deprivierten Regionen am geringsten ausfiel.

Fazit

Die Sterberaten sind bei beiden Geschlechtern in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Dieser Rückgang ist stärker ausgeprägt als in der Europäischen Union insgesamt und auch im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen in Deutschland (RKI 2016). Dazu beigetragen haben offenbar auch Fortschritte in der Therapie sowie neue Therapieverfahren, bei denen beispielsweise gezielt gegen Strukturen im Tumor vorgegangen wird, um dessen Wachstum zu verhindern. Es bestehen jedoch erhebliche, sich über die Zeit ausweitende, regionale sozioökonomische Ungleichheiten in der Darmkrebssterblichkeit, die auf besondere Präventionspotenziale in sozioökonomisch benachteiligten Regionen hinweisen (Tetzlaff et al. 2023).

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Darmkrebs: Sterblichkeit ist definiert als die Anzahl der Sterbefälle, bei denen Darmkrebs (ICD-10-WHO-Code: C18 – C20) als zum Tode führendes Grundleiden (Todesursache) kodiert wurde, pro 100.000 Personen in einem Jahr.

Bezugspopulation

Bevölkerung mit ständigem Wohnsitz in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Todesursachenstatistik der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder umfasst alle Sterbefälle von Personen mit ständigem Wohnsitz in Deutschland mit Angaben zu Alter, Geschlecht, Wohnsitz und der zugrundeliegenden Todesursache (Grundleiden) – kodiert nach ICD-10-WHO-Version.

Datenqualität

Die Statistik der Sterbefälle ist eine Vollerhebung mit Auskunftspflicht. Sie umfasst alle Sterbefälle in der Wohnbevölkerung, die in Deutschland standesamtlich registriert werden, unabhängig vom Sterbeort. Ist der Sterbeort im Ausland, wird der Sterbefall erfasst, sofern er nachträglich standesamtlich beurkundet wird. Es finden mehrstufige Vollständigkeit- und Plausibilitätskontrollen statt, sodass eine hohe Zuverlässigkeit gegeben ist (Destatis 2024).

In der unikausalen Todesursachenstatistik wird für jeden Todesfall das zum Tode führende Grundleiden kodiert, auch wenn mehrere Erkrankungen zum Tod geführt haben könnten. Weitere Angaben aus der Todesbescheinigung werden in der amtlichen Todesursachenstatistik nicht berücksichtigt. Die Qualität der kodierten Todesursachen variiert in Abhängigkeit der Dokumentation eines validen Grundleidens und wird gemäß einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Deutschland als „mittel“ eingestuft (WHO 2005, Zack et al. 2017).

Berechnung

  • Beschreibung: Quotient aus der Anzahl aller Sterbefälle an Darmkrebs (ICD-Code: C18 – C20) und der Anzahl aller Personen mit ständigem Wohnsitz in Deutschland.
  • Stratifizierung: Die Darstellung nach Bundesland basiert auf dem Wohnort der verstorbenen Person. Die Stratifizierung nach regionaler sozioökonomischer Deprivation erfolgt auf Grundlage des German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD) (Jahre 2003 – 2020: GISD Release 2020, Jahr 2021: GISD Release 2022 v0.2) (Michalski et al. 2022). Der GISD fasst Merkmale der Erwerbs-, Bildungs- und Einkommenssituation für jeden Kreis und jede kreisfreie Stadt in einer Kennzahl zusammen. Die Kreise werden entlang ihrer GISD-Werte in Quintile von niedriger bis hoher sozioökonomischer Deprivation eingeteilt, die über den Wohnort der verstorbenen Person mit den Mortalitätsdaten verknüpft werden. Die Berechnung der Mortalitätsraten erfolgt stratifiziert nach niedriger (1. Quintil), mittlerer (2. – 4. Quintil) und hoher (5. Quintil) Deprivation. Unterschiede in der Mortalität nach sozioökonomischer Deprivation beziehen sich auf die räumliche Ebene. 
  • Altersstandardisierung: Mit der europäischen Standardbevölkerung 2013 als Bezugspopulation erfolgte eine Altersstandardisierung unter Verwendung von 0 – 14 Jahre sowie anschließend von 5-Jahres-Altersgruppen ab 15 – 19 Jahre bis 80 – 84 Jahre sowie ≥ 85 Jahre.
  • Berechnungen: Für die Berechnung der Sterberaten insgesamt sowie nach Geschlecht, Altersgruppen und Bundesland wurde die Durchschnittsbevölkerung als Bezugspopulation verwendet (Destatis 2024). Für die Auswertung nach GISD wurde der Bevölkerungsdurchschnitt eines Jahres (Mittelwert der Bevölkerung zum 31.12. des Vorjahres und des dargestellten Jahres) verwendet und die Berechnung erfolgte im Forschungsdatenzentrum der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder (Todesursachenstatistik 2003 - Todesursachenstatistik 2021).

Weiterführende Links

Publikationen zum Thema

Age-specific and cause-specific mortality contributions to the socioeconomic gap in life expectancy in Germany, 2003–21: an ecological study

01.05.2024, Fachartikel, English

Background: Earlier death among people in socioeconomically deprived circumstances has been found internationally and for various causes of death, resulting in a considerable life-expectancy gap between socioeconomic groups. We examined how age-specific and cause-specific mortality contributions to the socioeconomic gap in life expectancy have changed at the area level in Germany over time.

Methods

Krebs in Deutschland für 2019/2020

07.12.2023, Bericht, Deutsch

In 2020 sind geschätzt etwa 231.400 Frauen und 261.800 Männer in Deutschland mit einer Krebserkrankung diagnostiziert worden. Dies sind etwa sechs Prozent weniger als im Jahr zuvor. Dieser für Krebserkrankungen ungewöhnliche Rückgang zeichnete sich bereits in der deutschen Krankenhausstatistik ab. Er findet sich ähnlich, zum Teil auch noch deutlicher, in den meisten internationalen Krebsregistern.

Veränderungen in der Sterblichkeit an ausgewählten nicht übertragbaren Krankheiten während der COVID-19-Pandemie in Deutschland 2020 und 2021

24.11.2023, Fachartikel, Deutsch

Es zeigt sicht, dass in Deutschland die beobachtete Sterberate an akutem Herzinfarkt 2020/21 höher und an HKE 2021 tendenziell höher lag als in Fortsetzung des Verlaufs im Referenzzeitraum 2015–2019 erwartet werden konnte. Dies könnte zur Übersterblichkeit in Deutschland während der Pandemie beigetragen haben. Das Ergebnis unserer Analyse weist in dieselbe Richtung wie eine erste Publikation aus …

Widening area-based socioeconomic inequalities in cancer mortality in Germany between 2003 and 2019

19.10.2023, Fachartikel, English

Cancer mortality has declined in recent decades, but—due to a lack of national individual-level data—it remains unclear whether this applies equally to all socioeconomic groups in Germany. Using an area-based approach, this study investigated socioeconomic inequalities in cancer mortality and their secular trends on a German nationwide scale for the first time. Official cause-of-death data from …

Die künftige Entwicklung der Erkrankungszahlen von Darmkrebs und Lungenkrebs

20.12.2013, Fachartikel, Deutsch

Hintergrund und Ziel der Arbeit: Krebserkrankungen sind weit verbreitet und mit erheblichen Belastungen für das Gesundheitssystem verbunden. Der Anstieg der Zahl an Neuerkrankungen in den letzten Jahrzehnten in Deutschland kann im Wesentlichen auf die demografische Alterung zurückgeführt werden, allerdings beeinflussen auch andere Faktoren die Inzidenz von Krebserkrankungen. Ziel der vorliegenden …