Arthrose: Prävalenz (ab 18 Jahre) (Muskel-Skelett-Erkrankungen)

Arthrose ist weltweit die häufigste Gelenkerkrankung und der Anteil der Betroffenen wird weiter zunehmen (Hunter und Zeinstra 2019). Arthrose tritt überwiegend bei Personen in der zweiten Lebenshälfte und mit zunehmendem Lebensalter vermehrt auf. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Arthrose verursacht Gelenkschmerzen und Einschränkungen der Gelenkbeweglichkeit, die im Verlauf der Erkrankung zunehmen und wiederum mit Einschränkungen der körperlichen Funktionsfähigkeit einhergehen, die zu einem Verlust an Lebensqualität (Salaffi et al. 2005), Einschränkungen in Autonomie und Einschränkungen in instrumentellen Aktivitäten des täglichen Lebens führen. Arthrose ist nicht heilbar, kann aber durch körperliche Aktivität, Reduktion von Übergewicht, Physiotherapie und durch Medikation in ihren Auswirkungen begrenzt werden. Arthrose führt zu erheblichen direkten und indirekten Kosten für das Gesundheitssystem, besonders durch Operation und Gelenkersatz von häufig betroffenen Gelenken, wie Knie und Hüfte, sowie durch krankheitsbedingte Arbeitsausfälle.

Schon gewusst?

(Muskel-Skelett-Erkrankungen)

17,1 % der Erwachsenen waren im Jahr 2019 von Arthrose betroffen.

(Muskel-Skelett-Erkrankungen)

41,1 % der Personen über 80 Jahren waren von Arthrose betroffen.

(Muskel-Skelett-Erkrankungen)

Mehr als doppelt so viele Personen der niedrigen Bildungsgruppe waren von Arthrose betroffen im Vergleich zu Personen der hohen Bildungsgruppe.

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Ergebnis

Im Jahr 2019 gaben in Deutschland 17,1 % der Erwachsenen eine Arthrose an, sie trat bei Frauen (21,6 %) häufiger auf als bei Männern (12,4 %). Im jüngeren Erwachsenenalter zeigte sich eine Arthrose selten, sie wurde mit zunehmendem Alter sowohl bei Frauen als auch bei Männern immer häufiger. Der Anteil der von Arthrose betroffenen Erwachsenen lag in der Altersgruppe der 45- bis 64-Jährigen bei 19,7 % (Frauen 23,9 %: Männer 15,4 %), bei den 65- bis 79-Jährigen bei 32,2 % (Frauen 39,7 %; Männer 23,2 %) und bei den Personen ab 80 Jahren bei 41,1 % (Frauen 47,3 %; Männer 31,6 %). Arthrose betraf besonders stark Personen der niedrigen Bildungsgruppe (25,9 %), Personen in der mittleren (14,2 %) und der hohen Bildungsgruppe waren deutlich seltener betroffen (11,2 %). Im Saarland (22,9 %) und Brandenburg (23,0 %) lag die Prävalenz der Arthrose über dem Bundesdurchschnitt. Nach Berücksichtigung der Altersstruktur bliebt nur der Unterschied im Saarland bestehen.

Fazit

Die Prävalenz von Arthrose war sowohl mit dem Geschlecht als auch mit dem Alter sowie der Bildung assoziiert. Die großen Prävalenzunterschiede nach Bildung spiegeln den Einfluss der Arbeitsplatz-bedingten gelenkbelastenden Tätigkeiten wieder, aber auch Zusammenhänge zwischen Bildung und Übergewicht und körperlicher Inaktivität. Zur Verringerung dieser Risiken sind verhältnispräventive Ansätze in der Arbeitswelt notwendig, zum Beispiel zur Verringerung von schwerem Heben und Tragen. Aber auch Ansätze zur Verringerung von Übergewicht und Adipositas und Förderung von körperlicher Aktivität in allen Altersgruppen sind nötig, um im späteren Lebensalter nicht durch Funktionseinschränkungen und Schmerzen beeinträchtigt zu sein (Whittaker et al. 2021).

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Arthrose: Prävalenz ist definiert als der Anteil der Erwachsenen mit Arthrose in den letzten 12 Monaten.

Operationalisierung

Die Erfassung von Arthrose basiert auf Selbstangaben der Befragten:

GEDA 2019/2020-EHIS:

  • „Es geht nun um dauerhafte Krankheiten und chronische Gesundheitsprobleme. Bitte berücksichtigen Sie dabei keine vorübergehenden gesundheitlichen Probleme. Hatten Sie in den letzten 12 Monaten eine der folgenden Krankheiten oder Beschwerden?“
  • In einer Liste mit 18 vorgegebenen Erkrankungen konnte „Arthrose. Nicht gemeint ist Arthritis, bzw. Gelenksentzündung“ ausgewählt werden.
  • Antwortmöglichkeiten: „Ja“, „Nein“

Bezugspopulation

Deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 18 Jahren in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Ergebnisse basieren auf folgendem bundesweiten Befragungssurvey des Robert Koch-Instituts:

  • GEDA 2019/2020-EHIS:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, N = 23.001
    • gültige Werte für den Indikator: n = 22.549

Datenqualität

Die RKI-Befragungssurveys liefern repräsentative Ergebnisse für die deutschsprachige Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren. Wie bei allen bevölkerungsbezogenen Studien ist davon auszugehen, dass einige Personengruppen unterrepräsentiert sind, wie Personen der niedrigen Bildungsgruppe, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Darüber hinaus basieren alle Informationen auf Selbstangaben und nicht auf ärztlichen Interviews.

Weiterführende Links

Berechnung

  • Beschreibung und Stratifizierung: Für den Indikator werden die Kennzahlen für Gesamt sowie nach Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung ausgewiesen. In den GEDA-Wellen 2009 bis 2014/2015-EHIS wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie männlich oder weiblich sind. Seit GEDA 2019/2020-EHIS werden das Geburtsgeschlecht und die geschlechtliche Identität erhoben (Pöge et al. 2022). In den Analysen nach Geschlecht werden Personen ausgewiesen, die sich als weiblich oder männlich identifizieren. Genderdiverse Menschen, die sich diesen Kategorien nicht zuordnen, werden aufgrund der geringen Fallzahl nicht gesondert ausgewiesen, sind jedoch in der Gesamt-Kategorie enthalten. Die Darstellung nach Bundesland basiert auf dem Wohnort der Befragten. Der Bildungsstatus wird anhand des CASMIN-Indexes bestimmt (Brauns et al. 2003). Dieser verwendet Angaben zu schulischer und beruflicher Bildung und ermöglicht die Einteilung in eine niedrige, mittlere und hohe Bildungsgruppe.
  • Umgang mit unsicheren Werten: Voraussetzung für die stratifizierte Darstellung eines Indikators ist, dass die Fallzahl in der Gruppe mindestens 5 beträgt und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als akzeptabel angesehen wird (Konfidenzintervall schmaler als 25 Prozentpunkte und Variationskoeffizient ≤ 33,5 %). Letzteres bedeutet, dass die untere Grenze des Konfidenzintervalls mindestens die Hälfte des Schätzers betragen muss. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, werden die Werte nicht berichtet („zu wenige Daten“). Berichtet, jedoch als unsicher markiert, werden Werte, die auf weniger als 10 Fällen basieren, deren Konfidenzintervall breiter als 20 Prozentpunkte ist oder wenn die Untergrenze weniger als ⅔ des Schätzers beträgt (Variationskoeffizient ≤ 16,6 %). Aufgrund der Unsicherheit sollten diese Werte mit Vorsicht interpretiert werden.
  • Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der zugrundeliegenden Bezugspopulation durch unterschiedliche Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in jedem Survey ein Gewichtungsfaktor verwendet. Diese berücksichtigen die Ziehungswahrscheinlichkeit der Teilnehmenden und passen außerdem die Surveys an die Bevölkerungsstruktur Deutschlands hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung an. In GEDA 2019/2020-EHIS wurde zusätzlich die regionale Siedlungsstruktur (Kreistyp) berücksichtigt. Dabei wurden die Daten des Statistischen Bundesamts zum Stichtag 31.12.2019 (GEDA 2019/2020-EHIS) verwendet. Die Bildungsverteilung wurde dem Mikrozensus 2017 entnommen.
  • Altersstandardisierung: Eine Standardisierung nach Alter und Geschlecht wurde innerhalb der Bundesländer sowie innerhalb der Bildungsgruppen durchgeführt. Dazu wurde die europäische Standardbevölkerung 2013 verwendet. Es werden sowohl die Ergebnisse mit als auch die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung ausgewiesen. Die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung bilden die tatsächliche Alters- und Geschlechtsverteilung innerhalb der Bundesländer bzw. Bildungsgruppen ab und sind damit zum Beispiel geeignet, um Fragen des Versorgungsbedarfs zu beantworten. Bei den Ergebnissen mit Altersstandardisierung sind die Bundesländer und die Bildungsgruppen hinsichtlich Alter und Geschlecht vergleichbar. Dadurch können Unterschiede aufgezeigt werden, die sich nicht durch Alter und Geschlecht erklären lassen.
  • Berechnung:
    • Konfidenzintervalle: Die zufallsbedingte Variabilität der Ergebnisse kann den 95 %-Konfidenzintervallen in den Tabellen und Abbildungen entnommen werden. Die Konfidenzintervalle wurden mit der Logit-Methode berechnet. Dabei wurde die Streuung der Gewichtungsfaktoren berücksichtigt.
    • Regionale Unterschiede: Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Bundesländern und dem Bundesdurchschnitt wurden mittels Chi-Quadrat-Test unter Adjustierung für multiples Testen ermittelt. Dabei wurden die einzelnen Bundesländer im Vergleich zu den jeweils verbleibenden Bundesländern (zusammengefasst) getestet. Die Einteilung in der Karte erfolgt anhand von fünf äquidistanten Kategorien.  

Publikationen zum Thema

12-Monats-Prävalenz von Arthrose in Deutschland

13.09.2017, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Arthrose ist die weltweit häufigste Gelenkerkrankung, die insbesondere in fortgeschrittenem Stadium zu Schmerzen und Funktionseinbußen der Gelenke führt. In der Studie GEDA 2014/2015-EHIS des Robert Koch-Instituts berichten 17,9 % der Erwachsenen ab 18 Jahren das Vorliegen einer Arthrose in den letzten 12 Monaten, wobei die Prävalenz bei Frauen mit 21,8 % höher liegt als bei Männern mit 13,9 %. …

Prävalenz ausgewählter muskuloskelettaler Erkrankungen

25.05.2013, Fachartikel, Deutsch

Der Begriff muskuloskelettale Erkrankungen (MSKE) umfasst unter anderen entzündliche und degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparats. MSKE sind weltweit häufig bei Älteren und stellen die führende Ursache von chronischen Schmerzen, körperlichen Funktionseinschränkungen und Verlust an Lebensqualität dar. In der Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1) wird die aktuelle …