Chronisches Kranksein (ab 18 Jahre) (Funktionseinschränkungen)

Chronisches Kranksein ist eine Dimension der Gesundheit, die lang andauernde (chronische) Gesundheitsprobleme oder Krankheiten erfasst. Erhoben wird das selbsteingeschätzte Kranksein und damit die subjektive Einschätzung von Befragten darüber, ob bei ihnen eine chronische Krankheit besteht. Diese Kennzahl kann verwendet werden, um den allgemeinen Gesundheitszustand, die Prävalenz von chronischen Krankheiten, gesundheitliche Ungleichheiten und den Bedarf an Gesundheitsversorgung auf Bevölkerungsebene zu bewerten (Eurostat 2017). In Deutschland dominieren nichtübertragbare chronische körperliche und psychische Erkrankungen das Krankheits- und Sterbegeschehen, zum Beispiel Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronische Lungenerkrankungen und Depressionen (WHO 2018). Diese gehen mit einem erhöhten Risiko für gesundheitliche Beeinträchtigungen und vorzeitige Sterblichkeit einher und können mit Infektionskrankheiten interagieren.

Schon gewusst?

(Funktionseinschränkungen)

50,8 % der Erwachsenen gaben im Jahr 2023 eine chronische Krankheit oder ein langandauerndes Gesundheitsproblem an.

(Funktionseinschränkungen)

2 x 65- bis 79-Jährige gaben im Vergleich zu 18- bis 29-Jährigen mehr als doppelt so oft eine chronische Krankheit oder ein langandauerndes Gesundheitsproblem an.

(Funktionseinschränkungen)

65- bis 79-Jährige gaben im Vergleich zu 18- bis 29-Jährigen mehr als doppelt so oft eine chronische Krankheit oder ein langandauerndes Gesundheitsproblem an.

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Ergebnis

Im Jahr 2023 gaben in Deutschland 50,8 % der Erwachsenen eine chronische Krankheit oder ein langanhaltendes Gesundheitsproblem an. Mit 53,5 % war der Anteil bei Frauen höher als bei Männern (47,6 %). Dieser Anteil nahm über die Altersgruppen hinweg zu, von 30,7 % bei den 18- bis 29-Jährigen bis auf 63,0 % bei den 65- bis 79-Jährigen und stagnierte in der Altersgruppe ab 80 Jahren auf hohem Niveau. Personen der niedrigen Bildungsgruppe waren häufiger chronisch krank (58,3 %) als Personen der mittleren Bildungsgruppe (49,3 %), die wiederum häufiger chronisch krank waren als Personen der hohen Bildungsgruppe (44,7 %). Auch zwischen den Bundesländern zeigten sich Unterschiede: So lag der Anteil von Personen mit chronischer Erkrankung in Mecklenburg-Vorpommern (60,7 %) und Brandenburg (58,2 %) über und in Baden-Württemberg (46,5 %) und Bayern (47,2 %) unter dem Bundesdurchschnitt. Nach Berücksichtigung der Altersstruktur blieb nur der Unterschied in Baden-Württemberg bestehen. Von 2014 auf 2023 hat der Anteil in der Bevölkerung mit einer chronischen Krankheit oder einem langanhaltenden Gesundheitsproblem leicht zugenommen.

Fazit

Die Hälfte der Erwachsenen und über 60 % der älteren Personen (ab 65 Jahren) gaben an, eine chronische Krankheit oder ein langanhaltendes Gesundheitsproblem zu haben. Daraus leitet sich ein erheblicher langfristiger Versorgungsbedarf ab, sowie die Notwendigkeit gesundheitsfördernde und krankheitsvorbeugende Maßnahmen zu ergreifen. Es zeigten sich gesundheitliche Ungleichheiten: Frauen waren häufiger chronisch krank als Männer, Personen in der niedrigen Bildungsgruppe häufiger als Personen in der mittleren und hohen Bildungsgruppe. Darüber hinaus bestanden Unterschiede zwischen den Bundesländern. Präventions- und Versorgungsangebote müssen so gestaltet werden, dass sie auch Bevölkerungsgruppen erreichen, die vermehrt von gesundheitlicher Ungleichheit betroffen sind, zum Beispiel Menschen in der niedrigen Bildungsgruppe.

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Chronisches Kranksein ist definiert als der Anteil der Erwachsenen mit einer chronischen Krankheit oder einem lang andauernden Gesundheitsproblem seit mindestens sechs Monaten.

Operationalisierung

Die Erfassung des chronischen Krankseins basiert auf Selbstangaben der Befragten:

GEDA 2014/2015-EHIS, GEDA 2019/2020-EHIS, GEDA 2022, GEDA 2023

  • „Haben Sie eine chronische Krankheit oder ein lang andauerndes gesundheitliches Problem? Damit gemeint sind Krankheiten oder gesundheitliche Probleme, die mindestens 6 Monate andauern oder voraussichtlich andauern werden.“
  • Antwortmöglichkeiten: „Ja“, „Nein“

Bezugspopulation

Deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 18 Jahren in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Ergebnisse basieren auf folgenden bundesweiten Befragungssurveys des Robert Koch-Instituts:

  • GEDA 2014/2015-EHIS:
    • webbasierte und schriftliche Befragungen auf der Basis einer Einwohnermeldeamtsstichprobe, N = 24.016
    • gültige Werte für den Indikator: n = 23.841
  • GEDA 2019/2020-EHIS:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, N = 23.001
    • gültige Werte für den Indikator: n = 22.639
  • GEDA 2022:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, Erhebung unterteilt in Welle 1 bis 10 mit einem Basismodul und bis zu vier Fragebogenmodulen, N = 33.149
    • gültige Werte für den Indikator aus Welle 1 bis 10, Basismodul: n = 33.032
  • GEDA 2023:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, Erhebung unterteilt in Welle 11 bis 22 mit einem Basismodul und bis zu vier Fragebogenmodulen, N = 30.002
    • gültige Werte für den Indikator aus Welle 11 bis 22, Basismodul: n = 29.903

Datenqualität

Die RKI-Befragungssurveys liefern repräsentative Ergebnisse für die deutschsprachige Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren in Privathaushalten. Wie bei allen bevölkerungsbezogenen Studien ist davon auszugehen, dass einige Personengruppen unterrepräsentiert sind, wie Personen der niedrigen Bildungsgruppe, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Darüber hinaus basieren alle Informationen auf Selbstangaben und nicht auf ärztlichen Interviews. Zeitvergleiche der Ergebnisse zwischen der GEDA-Welle 2014/2015-EHIS und den übrigen Wellen sollten aufgrund von Unterschieden in der Stichprobenziehung sowie Unterschieden im Erhebungsmodus vorsichtig interpretiert werden.

Berechnung

  • Beschreibung und Stratifizierung: Für den Indikator werden die Kennzahlen für Gesamt sowie nach Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung ausgewiesen. In den GEDA-Wellen 2009 bis 2014/2015-EHIS wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie männlich oder weiblich sind. Seit GEDA 2019/2020-EHIS werden das Geburtsgeschlecht und die geschlechtliche Identität erhoben (Pöge et al. 2022). In den Analysen nach Geschlecht werden Personen ausgewiesen, die sich als weiblich oder männlich identifizieren. Genderdiverse Menschen, die sich diesen Kategorien nicht zuordnen, werden aufgrund der geringen Fallzahl nicht gesondert ausgewiesen, sind jedoch in der Gesamt-Kategorie enthalten. Die Darstellung nach Bundesland basiert auf dem Wohnort der Befragten. Der Bildungsstatus wird anhand des CASMIN-Indexes bestimmt (Brauns et al. 2003). Dieser verwendet Angaben zu schulischer und beruflicher Bildung und ermöglicht die Einteilung in eine niedrige, mittlere und hohe Bildungsgruppe.
  • Umgang mit unsicheren Werten: Voraussetzung für die stratifizierte Darstellung eines Indikators ist, dass die Fallzahl in der Gruppe mindestens 5 beträgt und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als akzeptabel angesehen wird (Konfidenzintervall schmaler als 25 Prozentpunkte und Variationskoeffizient ≤ 33,5 %). Letzteres bedeutet, dass die untere Grenze des Konfidenzintervalls mindestens die Hälfte des Schätzers betragen muss. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, werden die Werte nicht berichtet („zu wenige Daten“). Berichtet, jedoch als unsicher markiert, werden Werte, die auf weniger als 10 Fällen basieren, deren Konfidenzintervall breiter als 20 Prozentpunkte ist oder wenn die Untergrenze weniger als ⅔ des Schätzers beträgt (Variationskoeffizient ≤ 16,6 %). Aufgrund der Unsicherheit sollten diese Werte mit Vorsicht interpretiert werden.
  • Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der zugrundeliegenden Bezugspopulation durch unterschiedliche Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in jedem Survey ein Gewichtungsfaktor verwendet. Diese berücksichtigen die Ziehungswahrscheinlichkeit der Teilnehmenden und passen außerdem die Surveys an die Bevölkerungsstruktur Deutschlands hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung an. In GEDA 2019/2020-EHIS wurde zusätzlich die regionale Siedlungsstruktur (Kreistyp) berücksichtigt. Dabei wurden die Daten des Statistischen Bundesamts zum Stichtag 31.12.2014 (GEDA 2014/2015-EHIS), 31.12.2019 (GEDA 2019/2020-EHIS) und 31.12.2021 (GEDA 2022, GEDA 2023) verwendet. Die Bildungsverteilung wurde dem Mikrozensus 2013 (GEDA 2014/2015-EHIS), 2017 (GEDA 2019/2020-EHIS) und 2018 (GEDA 2022, GEDA 2023) entnommen.
  • Altersstandardisierung: Eine Standardisierung nach Alter und Geschlecht wurde innerhalb der Bundesländer sowie innerhalb der Bildungsgruppen durchgeführt. Dazu wurde die europäische Standardbevölkerung 2013 verwendet. Es werden sowohl die Ergebnisse mit als auch die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung ausgewiesen. Die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung bilden die tatsächliche Alters- und Geschlechtsverteilung innerhalb der Bundesländer bzw. Bildungsgruppen ab und sind damit zum Beispiel geeignet, um Fragen des Versorgungsbedarfs zu beantworten. Bei den Ergebnissen mit Altersstandardisierung sind die Bundesländer und die Bildungsgruppen hinsichtlich Alter und Geschlecht vergleichbar. Dadurch können Unterschiede aufgezeigt werden, die sich nicht durch Alter und Geschlecht erklären lassen.
  • Berechnung:
    • Konfidenzintervalle: Die zufallsbedingte Variabilität der Ergebnisse kann den 95 %-Konfidenzintervallen in den Tabellen und Abbildungen entnommen werden. Die Konfidenzintervalle wurden mit der Logit-Methode berechnet. Dabei wurde die Streuung der Gewichtungsfaktoren berücksichtigt.
    • Regionale Unterschiede: Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Bundesländern und dem Bundesdurchschnitt wurden mittels Chi-Quadrat-Test unter Adjustierung für multiples Testen ermittelt. Dabei wurden die einzelnen Bundesländer im Vergleich zu den jeweils verbleibenden Bundesländern (zusammengefasst) getestet. Die Einteilung in der Karte erfolgt anhand von fünf äquidistanten Kategorien.  

Weiterführende Links

Publikationen zum Thema

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