Kognitive Einschränkungen (ab 18 Jahre) (Funktionseinschränkungen)

Kognitive Fähigkeiten umfassen alle geistigen Fähigkeiten und Denkprozesse des menschlichen Gehirns, zum Beispiel planerisches Handeln, Konzentration, Aufmerksamkeit oder das Gedächtnis. „Gesundes kognitives Altern“ ist eine Grundvoraussetzung für ein gesundes Älterwerden und eine unabhängige Lebensführung. Da eine objektive Testung der kognitiven Leistungsfähigkeit in Befragungsstudien nicht möglich ist, kann nur die Selbsteinschätzung einer relevanten Gedächtnisverschlechterung (Jessen et al. 2007) Hinweise auf die Verbreitung kognitiver Einschränkungen in der Bevölkerung geben. Personen mit einer subjektiven Gedächtnisverschlechterung haben ein erhöhtes Risiko für eine Reihe negativer gesundheitlicher Folgen, zum Beispiel das Auftreten einer Demenzerkrankung, die Verschlechterung kognitiver Fähigkeiten und eine geringere Lebenserwartung (Pike et al. 2021, Tangen et al. 2019).

Schon gewusst?

(Funktionseinschränkungen)

15,9 % der Erwachsenen berichteten im Jahr 2023 über eine subjektiv wahrgenommene Verschlechterung ihres Gedächtnisses und machten sich deshalb Sorgen.

(Funktionseinschränkungen)

2 x Personen ab 80 Jahren waren im Vergleich zu 18- bis 29-Jährigen doppelt so häufig von einer subjektiven Gedächtnisverschlechterung betroffen.

(Funktionseinschränkungen)

Jede vierte Frau der niedrigen Bildungsgruppe sorgte sich über ihr schlechter gewordenes Gedächtnis, aber nur etwa jede siebte Frau der hohen Bildungsgruppe.

Visualisierung

Darstellung
Geschlecht

Zeitverlauf

NachRegion

NachAlter

NachGechlecht

NachBildung

Ergebnis

Im Jahr 2023 berichteten in Deutschland 15,9 % der Erwachsenen, dass sich nach ihrer Selbsteinschätzung ihr Gedächtnis verschlechtert hat und sie sich deswegen Sorgen machen. Mit 18,3 % waren Frauen deutlich häufiger betroffen als Männer (13,2 %). Der Anteil von Personen mit einer subjektiven Gedächtnisverschlechterung nahm im Lebensverlauf zu und war in der Altersgruppe ab 80 Jahren am höchsten (21,4 %) und in der jüngsten Altersgruppe zwischen 18 und 29 Jahren am niedrigsten (11,5 %). Unterschiede nach Bildungsgruppen zeigten sich für Frauen: Frauen der niedrigen Bildungsgruppe (23,6 %) waren häufiger von subjektiver Gedächtnisverschlechterung betroffen als Frauen der mittleren Bildungsgruppe (16,9 %) und der hohen Bildungsgruppe (15,0 %).

Fazit

Eine subjektive Gedächtnisverschlechterung kann auch ein Thema im jungen Erwachsenenalter sein, kommt aber deutlich häufiger im höheren Alter vor. Ein gehäuftes Auftreten in der niedrigen Bildungsgruppe ist vor allem bei Frauen zu sehen. Zur objektiven Einschätzung der kognitiven Funktion bedarf es eines bevölkerungsrepräsentativen Untersuchungssurveys, der derzeit aussteht. Da es keine Behandlungsmöglichkeiten bei einer Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten oder einer bestehenden Demenzerkrankung gibt, ist die Prävention und Reduktion von Risikofaktoren während des gesamten Lebensverlaufs wichtig. Zu den beeinflussbaren Risikofaktoren gehören soziale und umweltbedingte Faktoren (niedriges Bildungsniveau, soziale Isolation, Luftverschmutzung), Risikoverhalten (körperliche Inaktivität, Alkoholkonsum, Rauchen) und bestimmte Erkrankungen (Adipositas, Bluthochdruck, erhöhte Cholesterinwerte, Depression, Diabetes mellitus, Sehstörung, Hörverlust, Kopfverletzungen) (Livingston et al. 2024). Dies ist speziell im Hinblick auf eine alternde Gesellschaft von besonderer Bedeutung.

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Kognitive Einschränkungen ist definiert als der Anteil der Erwachsenen, die über eine Verschlechterung ihres Gedächtnisses berichten und sich darüber Sorgen machen.

Operationalisierung

Die Erfassung von kognitiven Einschränkungen basiert auf Selbstangaben der Befragten:

GEDA 2023:

  • „Haben Sie das Gefühl, Ihr Gedächtnis wird schlechter?“
  • Antwortmöglichkeiten: „Ja“, „Nein“
  • Wenn diese Frage bejaht wurden, wurde anschließend gefragt: „Macht Ihnen das Sorgen?“
  • Antwortmöglichkeiten: „Ja“, „Nein“
  • Eine subjektive Gedächtnisverschlechterung wird angenommen, wenn berichtet wird, dass das Gedächtnis schlechter wird und dies Sorgen bereitet (Jessen et al. 2007).

Bezugspopulation

Deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 18 Jahren in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Ergebnisse basieren auf folgendem bundesweiten Befragungssurvey des Robert Koch-Instituts:

  • GEDA 2023:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, Erhebung unterteilt in Welle 11 bis 22 mit einem Basismodul und bis zu vier Fragebogenmodulen; N = 30.002 (relevante Teilstichprobe Welle 13, Modul 1 und Welle 14 bis 22, Modul 2: n = 10.026)
    • gültige Werte für den Indikator aus Welle 13, Modul 1 und Welle 14 bis 22, Modul 2: n = 9.941

Datenqualität

Die RKI-Befragungssurveys liefern repräsentative Ergebnisse für die deutschsprachige Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren. Wie bei allen bevölkerungsbezogenen Studien ist davon auszugehen, dass einige Personengruppen unterrepräsentiert sind, wie Personen der niedrigen Bildungsgruppe, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Darüber hinaus basieren alle Informationen auf Selbstangaben und nicht auf ärztlichen Interviews.

Weiterführende Links

Berechnung

  • Beschreibung und Stratifizierung: Für den Indikator werden die Kennzahlen für Gesamt sowie nach Geschlecht, Alter, Region und Bildung ausgewiesen. In den GEDA-Wellen 2009 bis 2014/2015-EHIS wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie männlich oder weiblich sind. Seit GEDA 2019/2020-EHIS werden das Geburtsgeschlecht und die geschlechtliche Identität erhoben (Pöge et al. 2022). In den Analysen nach Geschlecht werden Personen ausgewiesen, die sich als weiblich oder männlich identifizieren. Genderdiverse Menschen, die sich diesen Kategorien nicht zuordnen, werden aufgrund der geringen Fallzahl nicht gesondert ausgewiesen, sind jedoch in der Gesamt-Kategorie enthalten. Die Darstellung nach Region basiert auf dem Wohnort der Befragten. Der Bildungsstatus wird anhand des CASMIN-Indexes bestimmt (Brauns et al. 2003). Dieser verwendet Angaben zu schulischer und beruflicher Bildung und ermöglicht die Einteilung in eine niedrige, mittlere und hohe Bildungsgruppe.
  • Umgang mit unsicheren Werten: Voraussetzung für die stratifizierte Darstellung eines Indikators ist, dass die Fallzahl in der Gruppe mindestens 5 beträgt und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als akzeptabel angesehen wird (Konfidenzintervall schmaler als 25 Prozentpunkte und Variationskoeffizient ≤ 33,5 %). Letzteres bedeutet, dass die untere Grenze des Konfidenzintervalls mindestens die Hälfte des Schätzers betragen muss. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, werden die Werte nicht berichtet („zu wenige Daten“). Berichtet, jedoch als unsicher markiert, werden Werte, die auf weniger als 10 Fällen basieren, deren Konfidenzintervall breiter als 20 Prozentpunkte ist oder wenn die Untergrenze weniger als ⅔ des Schätzers beträgt (Variationskoeffizient ≤ 16,6 %). Aufgrund der Unsicherheit sollten diese Werte mit Vorsicht interpretiert werden.
  • Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der zugrundeliegenden Bezugspopulation durch unterschiedliche Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in jedem Survey ein Gewichtungsfaktor verwendet. Diese berücksichtigen die Ziehungswahrscheinlichkeit der Teilnehmenden und passen außerdem die Surveys an die Bevölkerungsstruktur Deutschlands hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung an. Dabei wurden die Daten des Statistischen Bundesamts zum Stichtag 31.12.2021 (GEDA 2023) verwendet. Die Bildungsverteilung wurde dem Mikrozensus 2018 entnommen.
  • Altersstandardisierung: Eine Standardisierung nach Alter und Geschlecht wurde innerhalb der Bundesländer sowie innerhalb der Bildungsgruppen durchgeführt. Dazu wurde die europäische Standardbevölkerung 2013 verwendet. Es werden sowohl die Ergebnisse mit als auch die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung ausgewiesen. Die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung bilden die tatsächliche Alters- und Geschlechtsverteilung innerhalb der Bundesländer bzw. Bildungsgruppen ab und sind damit zum Beispiel geeignet, um Fragen des Versorgungsbedarfs zu beantworten. Bei den Ergebnissen mit Altersstandardisierung sind die Bundesländer und die Bildungsgruppen hinsichtlich Alter und Geschlecht vergleichbar. Dadurch können Unterschiede aufgezeigt werden, die sich nicht durch Alter und Geschlecht erklären lassen.
  • Berechnung:
    • Konfidenzintervalle: Die zufallsbedingte Variabilität der Ergebnisse kann den 95 %-Konfidenzintervallen in den Tabellen und Abbildungen entnommen werden. Die Konfidenzintervalle wurden mit der Logit-Methode berechnet. Dabei wurde die Streuung der Gewichtungsfaktoren berücksichtigt.

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