Sterblichkeit (Lebenserwartung und Todesursachen)

Die Sterblichkeit ist einer der grundlegenden Indikatoren der Demografie. Anhand der Sterblichkeit in einer Bevölkerung kann man Rückschlüsse auf ihren Gesundheitszustand ziehen. Eine kontinuierliche Beobachtung der Sterblichkeit hilft, ungünstige Veränderungen in der Bevölkerung frühzeitig zu erkennen und eröffnet die Möglichkeit, dagegen vorzugehen. Studien haben gezeigt, dass erhebliche Unterschiede in der Sterblichkeitsrate zwischen wohlhabenden und deprivierten Regionen bestehen (Tetzlaff et al. 2024). Die Sterblichkeit ist auch Grundlage für die Berechnung anderer Maßzahlen, zum Beispiel für die Lebenserwartung. Außerdem kann sie für Vergleiche mit anderen europäischen Ländern genutzt werden und liefert dabei mögliche Erklärungen für Differenzen in der gesundheitlichen Lage und im zeitlichen Verlauf.

Schon gewusst?

(Lebenserwartung und Todesursachen)

1.076 Sterbefälle pro 100.000 Personen traten im Jahr 2022 auf.

(Lebenserwartung und Todesursachen)

892 pro 100.000 Personen ist die Sterberate für Frauen, die damit deutlich geringer ausfiel als bei Männern mit 1.311 pro 100.000 Personen.

(Lebenserwartung und Todesursachen)

Die Sterblichkeit ist seit 1998 kontinuierlich gesunken, stagnierte im Jahr 2019 und stieg im ersten COVID-19-Pandemiejahr 2020 leicht an.

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Ergebnis

Im Jahr 2022 verstarben in Deutschland 1.066.341 Menschen (Frauen: 534.008; Männer 532.333). Insgesamt lag die altersstandardisierte Sterberate damit bei 1.076 Fällen je 100.000 Personen. Männer wiesen mit 1.311 Sterbefällen pro 100.000 Personen eine höhere Rate auf als Frauen (892 pro 100.000 Personen). Die höchste Sterberate ist sowohl bei Frauen als auch bei Männern in der Altersgruppe der über 80-Jährigen zu sehen. Die Sterberate unterschied sich zwischen den Bundesländern: Die höchsten Sterberaten wiesen Sachsen-Anhalt, das Saarland und Mecklenburg-Vorpommern auf, die niedrigsten Baden-Württemberg und Bayern. Sowohl bei Frauen als auch bei Männern ist die Sterblichkeit in sozioökonomisch hoch deprivierten Regionen höher als in Regionen mit niedriger sozioökonomischer Deprivation. Im Zeitverlauf sind die Raten stetig gesunken, 1998 lag die Sterberate noch bei 1.301 Fällen pro 100.000 Personen. Der Rückgang der Raten stagnierte jedoch nach 2019 und während der COVID-19-Pandemie war ein leichter Anstieg zu beobachten. Dieser Trend zeigt sich sowohl bei Frauen als auch bei Männern und ist in allen Bundesländern zu beobachten, allerdings in unterschiedlichem Ausmaß.

Fazit

In Deutschland hat der Rückgang der Sterblichkeit in den letzten Jahren, insbesondere aufgrund der erhöhten Sterblichkeit während der COVID-19-Pandemie, stagniert. Gemäß einer aktuellen Studie zu Sterblichkeit-Trends in verschiedenen europäischen Ländern, hat sich der Rückgang der Sterblichkeit in Deutschland seit dem Jahr 2000 jedoch auch im Vergleich zu anderen Ländern verlangsamt. Die Unterschiede werden insbesondere auf die variierende Sterblichkeit in den Altersgruppen der über 75-Jährigen und der Frauen zurückgeführt (Grigoriev et al. 2024). Darüber hinaus hat eine aktuelle Studie gezeigt, dass die Sterblichkeit in sozioökonomisch hoch deprivierten Regionen höher ist als in Regionen mit niedriger sozioökonomischer Deprivation und dass sich die Kluft zwischen den Regionen seit 2000 vergrößert hat, was auf Unterschiede in der Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und der Krebssterblichkeit in mittleren und höheren Altersgruppen zurückzuführen sein könnte (Tetzlaff et al. 2024).

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Sterblichkeit ist definiert als die Anzahl der Sterbefälle pro 100.000 Personen in einem Jahr.

Bezugspopulation

Bevölkerung mit ständigem Wohnsitz in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Statistik der Sterbefälle umfasst alle Sterbefälle von Personen mit ständigem Wohnsitz in Deutschland mit Angaben zu Alter, Geschlecht und Wohnsitz.

Datenqualität

Die Statistik der Sterbefälle ist eine Vollerhebung mit Auskunftspflicht. Sie umfasst alle Sterbefälle in der Wohnbevölkerung, die in Deutschland standesamtlich registriert werden, unabhängig vom Sterbeort. Ist der Sterbeort im Ausland, wird der Sterbefall erfasst, sofern er nachträglich standesamtlich beurkundet wird. Es finden mehrstufige Vollständigkeit- und Plausibilitätskontrollen statt, sodass eine hohe Zuverlässigkeit gegeben ist (Destatis 2024).

Weiterführende Links

Berechnung

  • Beschreibung: Quotient aus der Anzahl aller Sterbefälle und der Anzahl aller Personen mit ständigem Wohnsitz in Deutschland.
  • Stratifizierung: Die Darstellung nach Bundesland basiert auf dem Wohnort der verstorbenen Person. Die Stratifizierung nach regionaler sozioökonomischer Deprivation erfolgt auf Grundlage des German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD) (Jahre 2003 – 2020: GISD Release 2020, Jahr 2021: GISD Release 2022 v0.2) (Michalski et al. 2022). Der GISD fasst Merkmale der Erwerbs-, Bildungs- und Einkommenssituation für jeden Kreis und jede kreisfreie Stadt in einer Kennzahl zusammen. Die Kreise werden entlang ihrer GISD-Werte in Quintile von niedriger bis hoher sozioökonomischer Deprivation eingeteilt, die über den Wohnort der verstorbenen Person mit den Mortalitätsdaten verknüpft werden. Die Berechnung der Mortalitätsraten erfolgt stratifiziert nach niedriger (1. Quintil), mittlerer (2. – 4. Quintil) und hoher (5. Quintil) Deprivation. Unterschiede in der Mortalität nach sozioökonomischer Deprivation beziehen sich auf die räumliche Ebene. 
  • Altersstandardisierung: Mit der europäische Standardbevölkerung 2013 als Bezugspopulation erfolgte eine Altersstandardisierung unter Verwendung von 5-Jahres-Altersgruppen mit Ausnahme von < 1, 1 – 4 Jahre und ≥ 90 Jahre. Für die Auswertungen nach GISD wird die Altersgruppe ≥ 85 Jahre als höchste Altersgruppe verwendet.
  • Berechnungen: Für die Berechnung der Sterberaten insgesamt sowie nach Geschlecht, Altersgruppen und Bundesland wurde die Durchschnittsbevölkerung als Bezugspopulation verwendet (Destatis 2024). Für die Auswertung nach GISD wurde der Bevölkerungsdurchschnitt eines Jahres (Mittelwert der Bevölkerung zum 31.12. des Vorjahres und des dargestellten Jahres) verwendet und die Berechnung erfolgte im Forschungsdatenzentrum der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder (Todesursachenstatistik 2003 - Todesursachenstatistik 2021).

Publikationen zum Thema

Age-specific and cause-specific mortality contributions to the socioeconomic gap in life expectancy in Germany, 2003–21: an ecological study

01.05.2024, Fachartikel, English

Background: Earlier death among people in socioeconomically deprived circumstances has been found internationally and for various causes of death, resulting in a considerable life-expectancy gap between socioeconomic groups. We examined how age-specific and cause-specific mortality contributions to the socioeconomic gap in life expectancy have changed at the area level in Germany over time.

Methods

Soziale Unterschiede in der Mortalität und Lebenserwartung in Deutschland. Aktuelle Situation und Trends

14.03.2019, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Soziale Unterschiede in der Mortalität und Lebenserwartung sind ein deutlicher Ausdruck bestehender sozialer und gesundheitlicher Ungleichheit in der Bevölkerung. Nach Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) der Jahre 1992 bis 2016 sterben 13 % der Frauen und 27 % der Männer aus der niedrigsten Einkommensgruppe bereits vor Vollendung des 65. Lebensjahres, während dies in der höchsten …

Entwicklung der Lebenserwartung in Deutschland – aktuelle Trends

14.03.2019, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Die Lebenserwartung in Deutschland ist seit Beginn der 1990er-Jahre um 4,2 Jahre bei den Frauen auf nunmehr 83,2 Jahre und um 5,9 Jahre bei den Männern auf 78,4 Jahre angestiegen. Verbunden mit diesem Anstieg ist die zunehmende Angleichung der Lebenserwartung in den neuen an die in den alten Bundesländern. Bei Frauen lag die Lebenserwartung in den neuen Bundesländern zuletzt sogar leicht über der …