Selbsteingeschätzte allgemeine Gesundheit (ab 18 Jahre) (Selbsteingeschätzte Gesundheit)

Die selbsteingeschätzte allgemeine Gesundheit ist die globale Bewertung des allgemeinen Gesundheitszustands einer Person auf der Grundlage der subjektiven Wahrnehmung, einschließlich der körperlichen, sozialen und emotionalen Funktionsfähigkeit und krankheitsrelevanter Aspekte und Symptome (Cox et al. 2009). Eine negativere Selbsteinschätzung der allgemeinen Gesundheit ist mit einem häufigeren Vorliegen gesundheitlicher Beschwerden und chronischer Krankheiten verbunden und gilt als wichtiger Prädiktor für Funktionseinschränkungen, kognitive Beeinträchtigungen, Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen und Sterblichkeit. Die selbsteingeschätzte allgemeine Gesundheit ist ein fester Bestandteil des Minimum European Health Module (MEHM) (Cox et al. 2009). Im Kontext der öffentlichen Gesundheit wird sie von der Europäischen Kommission zum Monitoring des Gesundheitszustands einer Bevölkerung und zur Verfolgung dessen Veränderungen in den europäischen Ländern empfohlen (European Commission 2015).

Schon gewusst?

(Selbsteingeschätzte Gesundheit)

66,1 % der Erwachsenen schätzten im Jahr 2023 ihre allgemeine Gesundheit als sehr gut oder gut ein.

(Selbsteingeschätzte Gesundheit)

80,7 % der Personen mit hoher Bildung schätzten ihre allgemeine Gesundheit als sehr gut oder gut ein, aber nur 50,1 % der Personen mit niedriger Bildung.

(Selbsteingeschätzte Gesundheit)

Zwischen 2003 und 2023 ging der Anteil der Erwachsenen, die ihre allgemeine Gesundheit als sehr gut oder gut einschätzten, zurück.

Visualisierung

Darstellung
Geschlecht

Zeitverlauf

NachRegion

NachAlter

NachGechlecht

NachBildung

Ergebnis

Im Jahr 2023 lag in Deutschland der Anteil der Erwachsenen mit einer als sehr gut oder gut selbsteingeschätzten allgemeinen Gesundheit bei 66,1 %, wobei der Anteil bei Männern mit 68,5 % höher war als bei Frauen (64,1 %). Der Anteil der Personen mit mindestens guter allgemeiner Gesundheit nahm mit zunehmendem Alter kontinuierlich ab, von 82,8 % bei 18- bis 29-Jährigen, 77,5 % bei 30- bis 44-Jährigen, 61,3 % bei 45- bis 64-Jährigen, 56,8 % bei 65- bis 79-Jährigen auf 43,8 % bei über 80-Jährigen. Der beobachtete Geschlechterunterschied zugunsten der Männer war bei den 18- bis 29-Jährigen und den über 80-Jährigen größer als in den anderen Altersgruppen. In der niedrigen Bildungsgruppe wurde die allgemeine Gesundheit zu einem geringeren Anteil (50,1 %) als sehr gut oder gut eingeschätzt im Vergleich zur mittleren (68,6 %) und hohen (80,7 %) Bildungsgruppe. Zwischen den Bundesländern zeigten sich Unterschiede: In Bayern (72,0 %) lag der Anteil von Personen mit sehr guter oder guter allgemeiner Gesundheit über und in Brandenburg (57,8 %) niedriger als im Bundesdurchschnitt. Nach Altersstandardisierung blieb nur den Unterschied in Bayern bestehen. Im Zeitraum 2003 bis 2023 ging der Anteil von Erwachsenen mit sehr guter oder guter allgemeiner Gesundheit zurück, von 70,4 % in 2003 auf 66,1 % in 2023. Altersstandardisiert fiel der Rückgang geringer aus (2003: 69,0 %; 2023: 67,5 %).

Fazit

Etwa zwei Drittel der Erwachsenen bewerteten ihren allgemeinen Gesundheitszustand als sehr gut oder gut. Dabei zeigten sich Unterschiede nach Alter, Geschlecht und Bildung. Mit zunehmendem Alter nimmt die körperliche Funktionsfähigkeit allmählich ab, und es können multiple chronische Beschwerden und Krankheiten auftreten, die eng mit der wahrgenommenen allgemeinen Gesundheit zusammenhängen. Es ist bekannt, dass bei Erwachsenen geschlechtsspezifische und sozioökonomische Ungleichheiten in Bezug auf die selbsteingeschätzte allgemeine Gesundheit bestehen, wobei Frauen beziehungsweise Personen der niedrigeren Bildungsgruppe ihre allgemeine Gesundheit schlechter einschätzen. Diese Unterschiede haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten kaum verändert (Wachtler et al. 2019, Sperlich et al. 2019). Die Unterschiede zwischen den Bundesländern spiegeln möglicherweise unter anderem die sozioökonomische Lage wider, wie Unterschiede hinsichtlich des Armutsrisikos und der Arbeitslosigkeit. Die zeitlichen Trends der selbsteingeschätzten allgemeinen Gesundheit und die möglichen Gründe dafür sollten weiter beobachtet und untersucht werden

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Selbsteingeschätzte allgemeine Gesundheit ist definiert als der Anteil der Erwachsenen mit einem sehr guten oder guten subjektiven allgemeinen Gesundheitszustand.

Operationalisierung

Die Erfassung der selbsteingeschätzten allgemeinen Gesundheit basiert auf Selbstangaben der Befragten:

GSTel03 und GSTel06

  • „Zuerst ein paar allgemeine Fragen zu Ihrer Gesundheit. Wie ist Ihr Gesundheitszustand im Allgemeinen? Ist er sehr gut, gut, mittelmäßig, schlecht oder sehr schlecht?“

GEDA 2009, GEDA 2010 und GEDA 2012

  • „Wie ist Ihr Gesundheitszustand im Allgemeinen? Ist er sehr gut, gut, mittelmäßig, schlecht oder sehr schlecht?“

GEDA 2014/2015-EHIS

  • „Wie ist Ihr Gesundheitszustand im Allgemeinen?
  • Antwortmöglichkeiten. „Sehr gut“, „Gut“, „Mittelmäßig“, „Schlecht“, „Sehr schlecht“

GEDA 2019/2020-EHIS, GEDA 2022 und GEDA 2023

  • „Ich möchte Ihnen jetzt Fragen zu Ihrer Gesundheit stellen. Wie ist Ihr Gesundheitszustand im Allgemeinen? Ist er…“
  • Antwortmöglichkeiten. „Sehr gut“, „Gut“, „Mittelmäßig“, „Schlecht“, „Sehr schlecht“

Basierend auf den Antworten wird eine dichotome Variable zur positiven Einschätzung der subjektiven Gesundheit (sehr gut/gut versus mittelmäßig bis sehr schlecht) gebildet.

Bezugspopulation

Deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 18 Jahren in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Ergebnisse basieren auf folgenden bundesweiten Befragungssurveys des Robert Koch-Instituts:

  • GSTel03:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 8.318
    • gültige Werte für den Indikator: n = 8.313
  • GSTel06:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 5.542
    • gültige Werte für den Indikator: n = 5.538
  • GEDA 2009:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 21.262
    • gültige Werte für den Indikator: n = 21.230
  • GEDA 2010:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 22. 050
    • gültige Werte für den Indikator: n = 22.029
  • GEDA 2012:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz, N = 19.294
    • gültige Werte für den Indikator: n = 19.285
  • GEDA 2014/2015-EHIS:
    • webbasierte und schriftliche Befragungen auf der Basis einer Einwohnermeldeamtsstichprobe, N = 24.016
    • gültige Werte für den Indikator: n = 23.906
  • GEDA 2019/2020-EHIS:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, N = 23.001
    • gültige Werte für den Indikator: n = 22.696
  • GEDA 2022:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, Erhebung unterteilt in Welle 1 bis 10 mit einem Basismodul und bis zu vier Fragebogenmodulen, N = 33.149
    • gültige Werte für den Indikator aus Welle 1 bis 10, Basismodul: n = 33.123
  • GEDA 2023:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, Erhebung unterteilt in Welle 11 bis 20 mit einem Basismodul und bis zu vier Fragebogenmodulen; N = 30.002
    • gültige Werte für den Indikator aus Welle 11 bis 22, Basismodul: n = 29.969

Datenqualität

Die RKI-Befragungssurveys liefern repräsentative Ergebnisse für die deutschsprachige Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren in Privathaushalten. Wie bei allen bevölkerungsbezogenen Studien ist davon auszugehen, dass einige Personengruppen unterrepräsentiert sind, wie Personen der niedrigen Bildungsgruppe, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Darüber hinaus basieren alle Informationen auf Selbstangaben und nicht auf ärztlichen Interviews. Zeitvergleiche der Ergebnisse zwischen der GEDA-Welle 2014/2015-EHIS und den übrigen Wellen sollten aufgrund von Unterschieden in der Stichprobenziehung sowie Unterschieden im Erhebungsmodus vorsichtig interpretiert werden.

Berechnung

  • Beschreibung und Stratifizierung: Für den Indikator werden die Kennzahlen für Gesamt sowie nach Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung ausgewiesen. In den Studien GSTel03, GSTel06 sowie den GEDA-Wellen 2009 bis 2014/2015-EHIS wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie männlich oder weiblich sind. Seit GEDA 2019/2020-EHIS werden das Geburtsgeschlecht und die geschlechtliche Identität erhoben (Pöge et al. 2022). In den Analysen nach Geschlecht werden Personen ausgewiesen, die sich als weiblich oder männlich identifizieren. Genderdiverse Menschen, die sich diesen Kategorien nicht zuordnen, werden aufgrund der geringen Fallzahl nicht gesondert ausgewiesen, sind jedoch in der Gesamt-Kategorie enthalten. Die Darstellung nach Bundesland basiert auf dem Wohnort der Befragten. Der Bildungsstatus wird anhand des CASMIN-Indexes bestimmt (Brauns et al. 2003). Dieser verwendet Angaben zu schulischer und beruflicher Bildung und ermöglicht die Einteilung in eine niedrige, mittlere und hohe Bildungsgruppe.
  • Umgang mit unsicheren Werten: Voraussetzung für die stratifizierte Darstellung eines Indikators ist, dass die Fallzahl in der Gruppe mindestens 5 beträgt und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als akzeptabel angesehen wird (Konfidenzintervall schmaler als 25 Prozentpunkte und Variationskoeffizient ≤ 33,5 %). Letzteres bedeutet, dass die untere Grenze des Konfidenzintervalls mindestens die Hälfte des Schätzers betragen muss. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, werden die Werte nicht berichtet („zu wenige Daten“). Berichtet, jedoch als unsicher markiert, werden Werte, die auf weniger als 10 Fällen basieren, deren Konfidenzintervall breiter als 20 Prozentpunkte ist oder wenn die Untergrenze weniger als ⅔ des Schätzers beträgt (Variationskoeffizient ≤ 16,6 %). Aufgrund der Unsicherheit sollten diese Werte mit Vorsicht interpretiert werden.
  • Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der zugrundeliegenden Bezugspopulation durch unterschiedliche Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in jedem Survey ein Gewichtungsfaktor verwendet. Diese berücksichtigen die Ziehungswahrscheinlichkeit der Teilnehmenden und passen außerdem die Surveys an die Bevölkerungsstruktur Deutschlands hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung an. In GEDA 2019/2020-EHIS wurde zusätzlich die regionale Siedlungsstruktur (Kreistyp) berücksichtigt. Dabei werden die Daten des Statistischen Bundesamts zum Stichtag 31.12.2007 (GEDA 2009), 31.12.2008 (GEDA 2010), 31.12.2011 (GEDA 2012), 31.12.2014 (GEDA 2014/2015-EHIS), 31.12.2019 (GEDA 2019/2020-EHIS) und 31.12.2021 (GEDA 2022, GEDA 2023) verwendet. Die Bildungsverteilung wurde dem Mikrozensus 2007 (GEDA 2009), 2008 (GEDA 2010), 2011 (GEDA 2012), 2013 (GEDA 2014/2015-EHIS), 2017 (GEDA 2019/2020-EHIS) und 2018 (GEDA 2022, GEDA 2023) entnommen. Beim GSTel03 wurde die Stichprobe an die Bevölkerung innerhalb der Regionen (Nord, NRW, Mitte, Ost, Bayern und Baden-Württemberg), beim GSTel06 innerhalb der Bundesländer nach Altersgruppen und Geschlecht angepasst (Stichtag GSTel03: 31.12.2001, GSTel06: 31.12.2004).
  • Altersstandardisierung: Eine Standardisierung nach Alter und Geschlecht wurde innerhalb der Bundesländer sowie innerhalb der Bildungsgruppen durchgeführt. Dazu wurde die europäische Standardbevölkerung 2013 verwendet. Es werden sowohl die Ergebnisse mit als auch die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung ausgewiesen. Die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung bilden die tatsächliche Alters- und Geschlechtsverteilung innerhalb der Bundesländer bzw. Bildungsgruppen ab und sind damit zum Beispiel geeignet, um Fragen des Versorgungsbedarfs zu beantworten. Bei den Ergebnissen mit Altersstandardisierung sind die Bundesländer und die Bildungsgruppen hinsichtlich Alter und Geschlecht vergleichbar. Dadurch können Unterschiede aufgezeigt werden, die sich nicht durch Alter und Geschlecht erklären lassen.
  • Berechnung:
    • Konfidenzintervalle: Die zufallsbedingte Variabilität der Ergebnisse kann den 95 %-Konfidenzintervallen in den Tabellen und Abbildungen entnommen werden. Die Konfidenzintervalle wurden mit der Logit-Methode berechnet. Dabei wurde die Streuung der Gewichtungsfaktoren berücksichtigt.
    • Regionale Unterschiede: Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Bundesländern und dem Bundesdurchschnitt wurden mittels Chi-Quadrat-Test unter Adjustierung für multiples Testen ermittelt. Dabei wurden die einzelnen Bundesländer im Vergleich zu den jeweils verbleibenden Bundesländern (zusammengefasst) getestet. Die Einteilung in der Karte erfolgt anhand von fünf äquidistanten Kategorien.  

Weiterführende Links

Publikationen zum Thema

Long-term health consequences among individuals with SARS-CoV-2 infection compared to individuals without infection

21.08.2023, Fachartikel, English

Background: Most of the previous studies on health sequelae of COVID-19 are uncontrolled cohorts and include a relatively short follow-up. This population-based multi-center cohort study examined health consequences among individuals about 1 to 1.5 years after SARS-CoV-2 infection compared with non-infected.

Methods: The study population consisted of adults (≥ 18 years) from four municipalities …

Subjektive Gesundheit bei Erwachsenen in Deutschland

03.07.2018, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Die subjektive Gesundheit spiegelt nicht nur vorhandene Krankheiten und Gesundheitsbeschwerden wider, sondern insbesondere das persönliche Wohlbefinden. In Studien wird die subjektive Gesundheit häufig über die Selbsteinschätzung des allgemeinen Gesundheitszustandes erfasst. Im Rahmen der Studie GEDA 2014/2015-EHIS wurde dazu das international bewährte Minimum European Health Module (MEHM) …