Stürze (ab 65 Jahre) (Unfälle)

Stürze spielen im Alter eine bedeutsame Rolle, da sie zu schwerwiegenden Verletzungen führen können; sie ereignen sich auf Basis des Zusammenwirkens von biologischen, verhaltensbezogenen, umweltbezogenen und sozioökonomische Risikofaktoren (WHO 2007). Alter, Multimorbidität, Polypharmazie (die gleichzeitige Einnahme von fünf oder mehr Medikamenten), Mobilitäts- und Seheinschränkungen sind dabei bekannte Risikofaktoren für Stürze (Rubenstein 2006). Sturzereignisse und ihre Folgen können die Lebensqualität beeinträchtigen und ein höheres Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko sowie eine Belastung für die Gesundheits- und Sozialsysteme darstellen. Stürze können zu langfristigen körperlichen Behinderungen, schwerer Abhängigkeit und Krankenhausaufenthalten führen, sowie zu Sturzangst, die wiederum zur Beschränkung körperlicher Aktivität und zu verringerten sozialen Kontakten führen kann.

Schon gewusst?

(Unfälle)

1/4 der Personen ab 65 Jahren gab im Jahr 2022 an, in den letzten 12 Monaten mindestens einmal gestürzt zu sein.

(Unfälle)

9,9 % der Personen ab 65 Jahren waren in den letzten 12 Monaten mehrmals gestürzt.

(Unfälle)

Mit zunehmendem Alter steigt das Risiko, zu stürzen.

Visualisierung

Darstellung
Geschlecht

Zeitverlauf

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NachAlter

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NachBildung

Ergebnis

Im Jahr 2022 waren in Deutschland 23,8 % der Personen ab 65 Jahren mindestens einmal in den letzten 12 Monaten gestürzt. Es zeigte sich ein Zusammenhang mit dem Alter: Menschen ab 80 Jahren stürzten häufiger (33,5 %) als Menschen der Altersgruppe zwischen 65 und 79 Jahren (19,2 %). 9,9 % der Personen waren im letzten Jahr mehrmals gestürzt, auch hier zeigte sich, dass Menschen ab 80 Jahren häufiger mehrmals gestürzt waren (16,7 %) als Menschen zwischen 65 und 79 Jahren (6,7 %). Es fanden sich keine bedeutsamen Unterschiede nach Geschlecht oder Bildung. Zwischen den Jahren 2019 und 2022 ist der Anteil der Personen, die mindestens einmal oder mehrmals gestürzt sind, konstant geblieben.

Fazit

Etwa jede vierte Person im Alter ab 65 Jahren hat im Jahr 2022 angegeben, in den letzten 12 Monaten mindestens einmal gestürzt zu sein, jede zehnte Person sogar mehrmals. Der Anteil der mindestens einmal gestürzten Personen ist dabei seit 2019 stabil geblieben. Stürze können zu schwerwiegenden Verletzungen wie Knochenbrüchen führen, wobei Personen mit Osteoporose besonders gefährdet sind. Es gibt vielfältige Interventionsansätze, Stürze zu verhindern; sie berücksichtigen sowohl individuelle (z. B. Überprüfung der Medikamenteneinnahme) als auch verhältnisbezogene Bedingungen (z. B. Ausstattung der Wohnung) (Gillespie 2012). In Zukunft wird es immer wichtiger werden, derartige Interventionen besonders, aber nicht ausschließlich, in der älteren Bevölkerung umzusetzen. Ohne entsprechende Gegenmaßnahmen kann davon ausgegangen werden, dass mit dem steigenden Anteil von Älteren an der Gesamtbevölkerung die Zahl der Personen, die stürzen, weiter zunehmen wird, mit Folgen sowohl für die Einzelnen als auch für die Gesellschaft.

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Stürze ist definiert als der Anteil der Personen ab 65 Jahren, die angeben, in den letzten 12 Monaten einmal beziehungsweise mehrmals gestürzt zu sein.

Operationalisierung

Die Erfassung von Stürzen basiert auf Selbstangaben der Befragten:

GEDA 2019/2020-EHIS und GEDA 2022

  • „Sind Sie innerhalb der letzten 12 Monate gefallen, gestolpert oder ausgerutscht, sodass Sie Ihr Gleichgewicht verloren haben und auf dem Boden oder einer tieferen Ebene gelandet sind?“
  • Antwortmöglichkeiten: „Ja“, „Nein“
  • Wurde die Frage bejaht, wurde gefragt: „Falls ja: „Wie oft ist dies innerhalb der letzten 12 Monate passiert?“
  • Antwortmöglichkeiten: „1 Mal“, „2 Mal“, „Mehr als 2 Mal“
  • Einfach- beziehungsweise Mehrfachstürze liegen vor, wenn die Frage mit „1 Mal“ oder „2 Mal/Mehr als 2 Mal“ beantwortet wurde.

Bezugspopulation

Deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 65 Jahren in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Ergebnisse basieren auf folgenden bundesweiten Befragungssurveys des Robert Koch-Instituts:

  • GEDA 2019/2020-EHIS:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, N = 23.001
    • gültige Werte für den Indikator: n = 7.849 Personen ab 65 Jahren
  • GEDA 2022:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, Erhebung unterteilt in Welle 1 bis 10 mit einem Basismodul und bis zu vier Fragebogenmodulen, N = 33.149 (relevante Teilstichprobe Welle 1 bis 7, Modul 1: n = 12.937)
    • gültige Werte für den Indikator aus Welle 1 bis 7, Modul 1: n = 2.148 Personen ab 65 Jahren (Einfachstürze); n = 2.147 Personen ab 65 Jahren (Mehrfachstürze)

Datenqualität

Die RKI-Befragungssurveys liefern repräsentative Ergebnisse für die deutschsprachige Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren in Privathaushalten. Wie bei allen bevölkerungsbezogenen Studien ist davon auszugehen, dass einige Personengruppen unterrepräsentiert sind, wie Personen der niedrigen Bildungsgruppe, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Darüber hinaus basieren alle Informationen auf Selbstangaben und nicht auf ärztlichen Interviews.

Berechnung

  • Beschreibung und Stratifizierung: Für den Indikator werden die Kennzahlen für Gesamt sowie nach Geschlecht, Alter und Bildung ausgewiesen. In den GEDA-Wellen 2009 bis 2014/2015-EHIS wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie männlich oder weiblich sind. Seit GEDA 2019/2020-EHIS werden das Geburtsgeschlecht und die geschlechtliche Identität erhoben (Pöge et al. 2022). In den Analysen nach Geschlecht werden Personen ausgewiesen, die sich als weiblich oder männlich identifizieren. Genderdiverse Menschen, die sich diesen Kategorien nicht zuordnen, werden aufgrund der geringen Fallzahl nicht gesondert ausgewiesen, sind jedoch in der Gesamt-Kategorie enthalten. Der Bildungsstatus wird anhand des CASMIN-Indexes bestimmt (Brauns et al. 2003). Dieser verwendet Angaben zu schulischer und beruflicher Bildung und ermöglicht die Einteilung in eine niedrige, mittlere und hohe Bildungsgruppe.
  • Umgang mit unsicheren Werten: Voraussetzung für die stratifizierte Darstellung eines Indikators ist, dass die Fallzahl in der Gruppe mindestens 5 beträgt und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als akzeptabel angesehen wird (Konfidenzintervall schmaler als 25 Prozentpunkte und Variationskoeffizient ≤ 33,5 %). Letzteres bedeutet, dass die untere Grenze des Konfidenzintervalls mindestens die Hälfte des Schätzers betragen muss. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, werden die Werte nicht berichtet („zu wenige Daten“). Berichtet, jedoch als unsicher markiert, werden Werte, die auf weniger als 10 Fällen basieren, deren Konfidenzintervall breiter als 20 Prozentpunkte ist oder wenn die Untergrenze weniger als ⅔ des Schätzers beträgt (Variationskoeffizient ≤ 16,6 %). Aufgrund der Unsicherheit sollten diese Werte mit Vorsicht interpretiert werden.
  • Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der zugrundeliegenden Bezugspopulation durch unterschiedliche Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in jedem Survey ein Gewichtungsfaktor verwendet. Diese berücksichtigen die Ziehungswahrscheinlichkeit der Teilnehmenden und passen außerdem die Surveys an die Bevölkerungsstruktur Deutschlands hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung an. In GEDA 2019/2020-EHIS wurde zusätzlich die regionale Siedlungsstruktur (Kreistyp) berücksichtigt. Dabei wurden die Daten des Statistischen Bundesamts zum Stichtag 31.12.2019 (GEDA 2019/2020-EHIS) und 31.12.2021 (GEDA 2022) verwendet. Die Bildungsverteilung wurde dem Mikrozensus 2017 (GEDA 2019/2020-EHIS) und 2018 (GEDA 2022) entnommen.
  • Altersstandardisierung: Eine Standardisierung nach Alter und Geschlecht wurde innerhalb der Bundesländer sowie innerhalb der Bildungsgruppen durchgeführt. Dazu wurde die europäische Standardbevölkerung 2013 verwendet. Es werden sowohl die Ergebnisse mit als auch die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung ausgewiesen. Die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung bilden die tatsächliche Alters- und Geschlechtsverteilung innerhalb der Bundesländer bzw. Bildungsgruppen ab und sind damit zum Beispiel geeignet, um Fragen des Versorgungsbedarfs zu beantworten. Bei den Ergebnissen mit Altersstandardisierung sind die Bundesländer und die Bildungsgruppen hinsichtlich Alter und Geschlecht vergleichbar. Dadurch können Unterschiede aufgezeigt werden, die sich nicht durch Alter und Geschlecht erklären lassen.
  • Berechnung:
    • Konfidenzintervalle: Die zufallsbedingte Variabilität der Ergebnisse kann den 95 %-Konfidenzintervallen in den Tabellen und Abbildungen entnommen werden. Die Konfidenzintervalle wurden mit der Logit-Methode berechnet. Dabei wurde die Streuung der Gewichtungsfaktoren berücksichtigt. 

Weiterführende Links

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