Arbeitslosenquote (15 – 64 Jahre) (Soziale und ökonomische Rahmenbedingungen)

In einer Vielzahl von nationalen und internationalen Studien wurde nachgewiesen, dass Personen in Arbeitslosigkeit im Vergleich zu Erwerbstätigen einen schlechteren Gesundheitszustand aufweisen, insbesondere in Bezug auf die psychische Gesundheit. Von Arbeitslosigkeit betroffene Personen erfahren materielle Benachteiligungen und haben geringere Chancen der gesellschaftlichen Teilhabe. Sie sind häufiger von körperlichen Beschwerden und Beeinträchtigungen betroffen und insbesondere häufiger von psychischen Störungen wie Depressionen oder Angststörungen. Dabei ist das Zusammenwirken von Arbeitslosigkeit und Gesundheit komplex. Gesundheitliche Beeinträchtigungen treten nicht nur als Folge von Arbeitslosigkeit auf, sondern vermindern ebenso die Chancen einer Integration in den Arbeitsmarkt (Paul und Moser 2009, Kroll et al. 2016).

Schon gewusst?

(Soziale und ökonomische Rahmenbedingungen)

5,7 % der Erwerbspersonen waren im Jahr 2023 arbeitslos gemeldet.

(Soziale und ökonomische Rahmenbedingungen)

1/5 Die Arbeitslosenquote liegt unter Personen ohne Berufsausbildung mit 20,8 % deutlich höher als bei jenen mit beruflicher Qualifikation mit 3,0 %.

(Soziale und ökonomische Rahmenbedingungen)

Die Arbeitslosenquote ist seit 2009 kontinuierlich gesunken, seit der COVID-19-Pandemie leicht angestiegen.

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Ergebnis

Im Jahr 2023 lag in Deutschland die Arbeitslosenquote bei 5,7 % (Frauen: 5,5 %; Männer: 5,8 %). Jüngere Personen im Alter zwischen 15 und 24 Jahren (4,9 %) waren etwas seltener arbeitslos gemeldet als ältere Personen zwischen 55 und 64 Jahren (5,9 %). Die Arbeitslosenquote unterschied sich jedoch stark zwischen den Bundesländern, wobei die höchsten Quoten in den Stadtstaaten Bremen (10,6 %) und Berlin (9,1 %) vorlagen, die niedrigsten Quoten in Bayern (3,4 %) und Baden-Württemberg (3,9 %). Große Unterschiede waren auch bei der Betrachtung nach beruflichen Qualifikationsniveaus zu erkennen: Während 20,8 % der Personen ohne Berufsausbildung arbeitslos gemeldet waren, waren es bei Personen mit betrieblicher/schulischer Ausbildung 3,2 % und bei Personen mit akademischer Ausbildung 2,5 %. Insgesamt zeigte sich im zeitlichen Verlauf, dass die Arbeitslosenquote von 2009 (8,1 %) bis 2019 (5,0 %) kontinuierlich gesunken und seit der COVID-19-Pandemie leicht angestiegen ist.

Fazit

Insgesamt zeigt sich, dass die Arbeitslosenquote im Zeitverlauf seit 2009 gesunken und seit der COVID-19-Pandemie leicht angestiegen ist. Insbesondere Personen ohne berufliche Qualifikation sind deutlich häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen. Die Arbeitslosenquoten sind regional sehr unterschiedlich, insgesamt zeigen sich ein Ost-West-, ein Nord-Süd- sowie ein Stadt-Land-Gefälle. Unterschiede zwischen Frauen und Männern sind eher gering, die Arbeitslosenquote älterer Personen ist im Vergleich zu jüngeren Personen etwas höher. Insgesamt besteht Bedarf an Maßnahmen zur Gesundheitsförderung bei Personen in Arbeitslosigkeit. Eine internationale systematische Übersichtsarbeit zeigt auf, dass es hierfür evidenzbasierte Ansätze gibt, die auch positive Effekte für die Arbeitsmarktintegration zeigen. Zudem weisen die Ergebnisse darauf hin, dass die Beschäftigungssituation insbesondere bei gering Qualifizierten verbessert werden sollte (Hollederer 2019, Hollederer 2021). 

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Arbeitslosenquote ist definiert als Anteil der Arbeitslosen an allen zivilen Erwerbspersonen mit Wohnsitz in Deutschland.

Bezugspopulation

Alle zivilen Erwerbspersonen mit Hauptwohnsitz in Deutschland.

Datenquelle

Statistik der Bundesagentur für Arbeit (https://statistik.arbeitsagentur.de/) zur Arbeitslosigkeit im Zeitverlauf und zur qualifikationsspezifischen Arbeitslosenquote. 

Datenqualität

Für die Ermittlung qualifikationsspezifischer Arbeitslosenquoten entsteht aus methodischen Gründen eine Zeitverzögerung in den Bezugsgrößen, sodass die Bezugsgröße (Anzahl der Beschäftigten) etwa ein Jahr älter ist als die Arbeitslosenzahl im Nenner. Zudem müssen für fehlende Angaben zum Qualifikationsniveau Schätzverfahren verwendet werden (Bundesagentur für Arbeit 2017).

Aufgrund der Neukonzeption des Mikrozensus im Jahr 2020 sind Vergleiche mit Vorjahresergebnissen ab dem Jahr 2022 nur noch eingeschränkt möglich (Destatis - Neuregelung ab 2020).

Berechnung

  • Beschreibung: Die Arbeitslosenquote der Bundesagentur für Arbeit setzt die Zahl der registrierten Arbeitslosen in Beziehung zur Zahl aller zivilen Erwerbspersonen. Als arbeitslos gelten Personen, die vorübergehend nicht in einem Beschäftigungsverhältnis stehen, das 15 Wochenstunden und mehr umfasst, die eine versicherungspflichtige Beschäftigung von mindesten 15 Wochenstunden suchen, die den Vermittlungsbemühungen der Agenturen für Arbeit beziehungsweise der Träger der Grundsicherung zur Verfügung stehen und sich dort persönlich oder nach § 141 SGB III elektronisch arbeitslos gemeldet haben (Bundesagentur für Arbeit 2022). Alle zivilen Erwerbspersonen sind die Summe aller zivilen Erwerbstätigen (einschließlich Selbständigen und mithelfenden Familienangehörigen) und Arbeitslosen. Die Arbeitslosenquote bezieht sich auf Personen mit Wohnsitz im Bundesgebiet.
  • Stratifizierung: Die Arbeitslosenquote wird nach dem beruflichen Qualifikationsniveau ausgewiesen, welches wiedergibt, ob die von Arbeitslosigkeit betroffenen Personen keine Berufsausbildung, eine schulisch/betriebliche oder eine akademische Ausbildung abgeschlossen haben. Die Darstellung nach Bundesland basiert auf dem Wohnort der Person.

Weiterführende Links

Publikationen zum Thema

Arbeitslosigkeitserfahrung, soziale Unterstützung und Depression

16.10.2020, Fachartikel, Deutsch

Der Verlust des Arbeitsplatzes geht mit erheblichen gesundheitlichen Folgen einher, Arbeitslose sind von Depressionen häufiger betroffen als Erwerbstätige. Der Beitrag geht der Frage nach, inwiefern der Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeitserfahrung und Depression durch soziale Unterstützung vermittelt wird. Dazu werden bevölkerungsweite Querschnittsdaten des Zusatzmoduls «Psychische Gesundheit» …

Gesundheitliche Ungleichheit in verschiedenen Lebensphasen

24.04.2017, Bericht, Deutsch

Soziale Unterschiede in der Gesundheit und Lebenserwartung sind ein zentrales Thema von Public Health und Gesundheitspolitik. Mittlerweile belegen zahlreiche Studien, dass die Angehörigen sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen häufiger von chronischen Krankheiten und Beschwerden betroffen sind, ihre eigene Gesundheit und gesundheitsbezogene Lebensqualität schlechter einschätzen und zu einem …

Arbeitslosigkeit und ihre Auswirkungen auf die Gesundheit

02.12.2015, Fachartikel, Deutsch

Ausgehend vom nationalen und internationalen Forschungsstand wird im vorliegenden Beitrag der Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und Gesundheit analysiert. Datenbasis bilden die Erhebungen 2010 und 2012 der Studie „Gesundheit in Deutschland aktuell“ (GEDA) des Robert Koch-Instituts. Für die Analysen wurden Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter von 18 bis 64 Jahren ausgewählt, die Angaben zu …

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