Inzidenz, Prävalenz und Versorgung von Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland: Zeittrends und sozialräumliche Lage
Hintergrund: Zeitliche Trends und mögliche sozialräumliche Ungleichheiten hinsichtlich der Häufigkeit und Versorgung von Typ-1-Diabetes mellitus (T1D) bei Kindern und Jugendlichen sind für die Planung von zielgerechten Behandlungsstrukturen von Bedeutung.
Methode: Mit Daten der bundesweiten Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV) und des Diabetesregisters in Nordrhein-Westfalen wurden für unter 18-Jährige Inzidenz und Prävalenz des Typ-1-Diabetes sowie HbA1c-Wert, diabetische Ketoazidosen und schwere Hypoglykämien dargestellt. Die Indikatoren wurden im Verlauf zwischen 2014 und 2020 nach Geschlecht und für 2020 stratifiziert nach Geschlecht, Alter und regionaler sozioökonomischer Deprivation abgebildet.
Ergebnisse: 2020 betrug die Inzidenz 29,2 pro 100.000 Personenjahre und die Prävalenz 235,5 pro 100.000 Personen, mit jeweils höheren Werten bei Jungen als bei Mädchen. Der HbA1c-Wert betrug im Median 7,5 %. Bei 3,4 % der Behandelten trat eine Ketoazidose auf, signifikant häufiger in Regionen mit sehr hoher (4,5 %) als in Regionen mit sehr niedriger Deprivation (2,4 %). Der Anteil schwerer Hypoglykämien lag bei 3,0 %. Zwischen 2014 und 2020 änderten sich Inzidenz, Prävalenz und HbA1c-Wert kaum, während die Anteile von Ketoazidosen und schweren Hypoglykämien abnahmen.
Schlussfolgerungen: Die Abnahme von Akutkomplikationen weist auf eine verbesserte Versorgung des Typ-1-Diabetes hin. Ähnlich wie in früheren Studien deuten die Ergebnisse eine Ungleichheit in der Versorgung nach sozialräumlicher Lage an.