Regionale Unterschiede in der Prävalenz von kardiovaskulären Risikofaktoren bei Männern und Frauen in Deutschland

Hintergrund: Über die Hälfte aller kardiovaskulären Erkrankungen wird von acht zum Teil vermeidbaren Risikofaktoren verursacht.

Ziele: Angesichts deutlicher Prävalenz- und Mortalitätsunterschiede bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen zwischen den deutschen Bundesländern wird die regionale Verteilung von kardiovaskulären Risikofaktoren bevölkerungsrepräsentativ und geschlechtsspezifisch untersucht.

Methoden: Anhand von gepoolten Daten (n = 62.606) der bundesweiten, telefonischen Gesundheitssurveys „Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA)“ 2009, 2010 und 2012 wurden die Prävalenz von sportlicher Inaktivität, riskantem Alkoholkonsum, Rauchen, geringem Obst- und Gemüseverzehr, Adipositas, ärztlich diagnostizierter Hypertonie, Diabetes und Fettstoffwechselstörungen sowie die zusammengefasste Anzahl von Risikofaktoren getrennt für Männer und Frauen in den Bundesländern bestimmt. Zusätzlich wurde der Einfluss von Alter und Sozialstatus auf Prävalenzunterschiede untersucht.

Ergebnisse: Im Bundesdurchschnitt hatten 36,0 % der männlichen und 26,6 % der weiblichen Bevölkerung drei oder mehr Risikofaktoren. Große Unterschiede zwischen Männern und Frauen gab es vor allem beim riskanten Alkoholkonsum (32,8 % versus 21,7 %), einem geringen Obst- und Gemüseverzehr (20,6 % versus 10,4 %) sowie beim aktuellen Rauchen (32,6 % versus 24,9 %). Bei allen acht Risikofaktoren wurden deutliche Prävalenzunterschiede zwischen den Bundesländern gefunden. In den ostdeutschen Bundesländern mit Ausnahme von Berlin wurden die höchsten Prävalenzen von sportlicher Inaktivität, Adipositas, Hypertonie und Diabetes bei beiden Geschlechtern und von riskantem Alkoholkonsum bei Männern beobachtet. Sachsen-Anhalt war das einzige Bundesland mit den höchsten Prävalenzen für zwei Risikofaktoren. Beim Rauchen nahmen die drei Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen vordere Rangplätze ein. Der Anteil der Bevölkerung mit weniger als einer Portion Obst, Gemüse oder Saft pro Tag war geschlechtsübergreifend im Saarland am höchsten. Die regionalen Unterschiede blieben auch nach Adjustierung für Alter und sozialen Status bestehen.

Diskussion: Die Verteilung der Risikofaktoren zwischen den Bundesländern zeigt ähnliche regionale Unterschiede wie die Prävalenz und Mortalität von Herz-Kreislauf-Erkrankungen mit einer ungünstigeren Situation in den ostdeutschen Ländern mit Ausnahme von Berlin. Insgesamt ist für ganz Deutschland ein erheblicher Bedarf hinsichtlich der Prävention von größtenteils modifizierbaren Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Männern und Frauen erkennbar.

Regionale Unterschiede in der Prävalenz von kardiovaskulären Risikofaktoren bei Männern und Frauen in Deutschland

21.12.2016, Fachartikel, Deutsch

Schlüsselwörter

  • Risikofaktoren
  • Regionale Unterschiede
  • Kardiovaskuläre Erkrankungen
  • Hypertonie
  • Diabetes