Schwangerschaftskomplikationen bei Frauen mit präkonzeptionellem Diabetes mellitus und Gestationsdiabetes mellitus
Hintergrund: Diabetes mellitus (DM) ist ein wichtiger Risikofaktor für Schwangerschaftskomplikationen. Auf Basis aller stationären Geburten in Deutschland wurden Risiken ausgewählter Schwangerschaftskomplikationen bei Vorliegen eines präkonzeptionellen Diabetes mellitus (präDM) oder eines Gestationsdiabetes mellitus (GDM) eingeschätzt.
Methode: Datengrundlage bilden alle Einlingsgeburten der stationären Qualitätssicherung zur Perinatalmedizin der Jahre 2013–2019. Die Häufigkeiten von Frühgeburt, erhöhtem Geburtsgewicht („large-for-gestational-age“, LGA), Sectio caesarea, Verlegung des Neugeborenen auf die Perinatalstation und Totgeburt wurden stratifiziert nach dem maternalen Alter und dem Diabetesstatus (präDM, GDM, kein Diabetes) betrachtet. Relative Risiken (RR) und zugehörige 95-%-Konfidenzintervalle [95-%-KI] für Schwangerschaftskomplikationen bei Frauen mit GDM beziehungsweise präDM im Vergleich zu Frauen ohne Diabetes wurden mittels Poisson-Regression für den gesamten Zeitraum und jedes einzelne Jahr geschätzt.
Ergebnisse: Insgesamt wurden 4 991 275 Einlingsgeburten eingeschlossen, wovon für 283 210 (5,7 %) ein GDM und für 46 605 (0,93 %) ein präDM dokumentiert war. Ein GDM war mit einem erhöhten RR für Frühgeburt (1,13 [1,12; 1,15]), LGA (1,57 [1,55; 1,58]), Sectio caesarea (1,26 [1,25; 1,27]) und Verlegung des Neugeborenen (1,54 [1,52; 1,55]) assoziiert. Noch stärker zeigten sich diese Zusammenhänge bei Vorliegen eines präDM: Frühgeburt (2,13 [2,08; 2,18], LGA (2,72 [2,67; 2,77]), Sectio caesarea (1,62 [1,60; 1,64]) und Verlegung des Neugeborenen (2,61 [2,56; 2,66]). Ein präDM erhöhte das Risiko einer Totgeburt (RR: 2,34 [2,11; 2,59]); der GDM war mit einem niedrigeren Risiko assoziiert (RR: 0,67 [0,62; 0,72]). Für Frauen mit präDM nahm das Risiko für Schwangerschaftskomplikationen über die betrachteten Berichtsjahre zu.
Schlussfolgerung: GDM und präDM sind weiterhin mit erhöhten Risiken für Schwangerschaftskomplikationen assoziiert. Die höheren Risiken eines präDM könnten auf die schwerwiegendere und bereits präkonzeptionell vorliegende Hyperglykämie zurückzuführen sein. Ein kontinuierliches Monitoring sollte Risikofaktoren der Schwangeren und versorgungsrelevante Aspekte einschließen.