Entwicklung der Diagnoseprävalenz psychischer Störungen 2012–2022
Nutzung bundesweiter vertragsärztlicher Abrechnungsdaten für Mental Health Surveillance
Hintergrund: In Auswertungen von Krankenkassen zeigt sich für die Diagnoseprävalenz psychischer Störungen eine Zunahme, deren Niveau und Umfang variieren. Im Rahmen von Mental Health Surveillance sollen Trends kassenübergreifend und differenziert nach verschiedenen Diagnosegruppen, Geschlecht und Alter sowie vor und während der COVID-19-Pandemie beschrieben werden.
Methode: In bundesweiten vertragsärztlichen Abrechnungsdaten der Jahre 2012–2022 (Nmin = 68,7 Millionen, Nmax = 73,7 Millionen Personen) wurden Diagnoseprävalenzen psychischer Störungen (ICD-10 F00–F99 sowie für fünf ausgewählte Diagnosegruppen) stratifiziert nach Geschlecht und Altersgruppen untersucht und Veränderungen im Spektrum aller dokumentierten F-Diagnosen beschrieben.
Ergebnisse: 2012–2022 stieg der Anteil von Personen mit ambulanten Diagnosen psychischer Störungen von 33,4 % auf 37,9 % an (+13,4 %). In den ausgewählten Diagnosegruppen rangieren die Trends zwischen −11,6 % und +115,8 % und verlaufen überwiegend stetig, ab 2020 auch vereinzelt verstärkt oder stagnierend. Bei männlichen Personen (+18,3 %) nahm die Diagnoseprävalenz 2012–2022 stärker zu als bei weiblichen (+10,8 %). Im Altersbereich 11–17 sowie 60–84 Jahre zeigten sich die stärksten Zuwächse (> +15 %). Die Zusammensetzung des Diagnosespektrums blieb bei Erwachsenen stabiler als bei Kindern und Jugendlichen.
Schlussfolgerung: Die Trends der Diagnoseprävalenz unterscheiden sich zwischen psychischen Störungen und Bevölkerungsgruppen und haben sich seit der COVID-19-Pandemie in einigen Diagnosegruppen verändert. Für ein genaues Verständnis der Entwicklungen ist kontextualisierende Forschung notwendig.