Fleischkonsum (ab 18 Jahre) (Ernährungsverhalten)

Ein hoher Konsum von rotem Fleisch wie Rind-, Schweine- und Lammfleisch erhöht das Risiko für Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems, Darmkrebs und Typ-2-Diabetes (Battaglia Richi et al. 2016). Für Geflügelfleisch wurde ein derartiger Zusammenhang nicht nachgewiesen. Auch führt die aktuelle Fleischerzeugung, insbesondere von Rindfleisch, zu hohen Emissionen von sogenannten Treibhausgasen, beeinträchtigt die biologische Vielfalt, erzeugt schädliche Nebenprodukte wie Stickstoff und Phosphor und erfordert einen hohen Verbrauch an Fläche und Wasser (Willett et al. 2019). Ein verringerter Fleischkonsum und eine stärker pflanzenbasierte Ernährung haben somit Vorteile sowohl für die Gesundheit als auch für die Umwelt und das Klima. Aktuell empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung für Erwachsene einen maximalen Verzehr von 300 Gramm Fleisch pro Woche, inklusive daraus hergestellter Wurstwaren.

Schon gewusst?

(Ernährungsverhalten)

26,7 % der Erwachsenen konsumierten in 2022 mindestens dreimal pro Woche rotes Fleisch.

(Ernährungsverhalten)

38,1 % der Männer konsumierten mindestens dreimal pro Woche rotes Fleisch, aber nur 16,0 % der Frauen.

(Ernährungsverhalten)

Personen der niedrigen Bildungsgruppe konsumierten häufiger mindestens dreimal pro Woche rotes Fleisch als Personen der hohen Bildungsgruppe.

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Ergebnis

Im Jahr 2022 konsumierten in Deutschland 26,7 % der Erwachsenen mindestens dreimal pro Woche rotes Fleisch. Der Konsum von Geflügelfleisch und Wurstwaren war darin nicht enthalten. Der Anteil war mit 38,1 % bei Männern deutlich höher als bei Frauen (16,0 %). In den Altersgruppen unter 65 Jahren war der Anteil mit etwa 30 % jeweils ähnlich. Erst ab 65 Jahren aß ein geringerer Anteil der Bevölkerung mindestens dreimal pro Woche rotes Fleisch. Bei Betrachtung nach Geschlecht trafen diese Altersunterschiede nur für Männer zu. Der Anteil der Personen, die mindestens dreimal pro Woche rotes Fleisch konsumierten, war in der niedrigen Bildungsgruppe mit 29,0 % höher als in der hohen Bildungsgruppe (23,0 %).

Fazit

Etwa ein Viertel der Erwachsenen gab an, mindestens dreimal pro Woche rotes Fleisch zu konsumieren. Geflügelfleisch und Wurstwaren waren darin nicht enthalten. Bei Frauen war ein mindestens dreimaliger Verzehr von rotem Fleisch pro Woche deutlich seltener als bei Männern zu verzeichnen. Der Fleischkonsum ist in den letzten Jahren etwas zurückgegangen (BMEL 2024), liegt aber rein rechnerisch pro Person immer noch deutlich über den maximal empfohlenen 300 Gramm Fleisch pro Woche (DGE 2024). Deshalb sollte eine weitere Reduktion angestrebt und verstärkt pflanzliche Eiweißquellen wie Hülsenfrüchte und Nüsse genutzt werden.

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Fleischkonsum ist definiert als der Anteil der Erwachsenen, die mindestens dreimal pro Woche Rind-, Schweine- oder Lammfleisch verzehren.

Operationalisierung

Die Erfassung des Konsums von rotem Fleisch basiert auf Selbstangaben der Befragten:

GEDA 2022:

  • „Wie oft essen Sie Rind-, Schweine- oder Lammfleisch. Nicht gemeint sind Geflügelfleisch oder Wurstwaren.“
  • Antwortmöglichkeiten: „Nie oder sehr selten“, „1 – 2-mal pro Woche“, „3 – 4-mal pro Woche“, „5 – 6-mal pro Woche“, „Täglich“, „Mehrmals täglich“
  • Ein Konsum von rotem Fleisch mindestens dreimal pro Woche wird angenommen, wenn die Frage mit „3 – 4-mal pro Woche“, „5 – 6-mal pro Woche“, „Täglich“ oder „Mehrmals täglich“ beantwortet wurde.

Bezugspopulation

Deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 18 Jahren in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Ergebnisse basieren auf folgendem bundesweiten Befragungssurvey des Robert Koch-Instituts:

  • GEDA 2022:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, Erhebung unterteilt in Welle 1 bis 10 mit einem Basismodul und bis zu vier Fragebogenmodulen; N = 33.149 (relevante Teilstichprobe Welle 4 bis 10, Modul 2 und Welle 4 bis 7, Modul 4: n = 8.974)
    • gültige Werte für den Indikator aus Modul 2 und 4, Welle 1 bis 10: n = 8.963

Datenqualität

Die RKI-Befragungssurveys liefern repräsentative Ergebnisse für die deutschsprachige Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren. Wie bei allen bevölkerungsbezogenen Studien ist davon auszugehen, dass einige Personengruppen unterrepräsentiert sind, wie Personen der niedrigen Bildungsgruppe, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Darüber hinaus basieren alle Informationen auf Selbstangaben und nicht auf ärztlichen Interviews.

Weiterführende Links

Berechnung

  • Beschreibung und Stratifizierung: Für den Indikator werden die Kennzahlen für Gesamt sowie nach Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung ausgewiesen. In den GEDA-Wellen 2009 bis 2014/2015-EHIS wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie männlich oder weiblich sind. Seit GEDA 2019/2020-EHIS werden das Geburtsgeschlecht und die geschlechtliche Identität erhoben (Pöge et al. 2022). In den Analysen nach Geschlecht werden Personen ausgewiesen, die sich als weiblich oder männlich identifizieren. Genderdiverse Menschen, die sich diesen Kategorien nicht zuordnen, werden aufgrund der geringen Fallzahl nicht gesondert ausgewiesen, sind jedoch in der Gesamt-Kategorie enthalten. Die Darstellung nach Bundesland basiert auf dem Wohnort der Befragten. Der Bildungsstatus wird anhand des CASMIN-Indexes bestimmt (Brauns et al. 2003). Dieser verwendet Angaben zu schulischer und beruflicher Bildung und ermöglicht die Einteilung in eine niedrige, mittlere und hohe Bildungsgruppe.
  • Umgang mit unsicheren Werten: Voraussetzung für die stratifizierte Darstellung eines Indikators ist, dass die Fallzahl in der Gruppe mindestens 5 beträgt und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als akzeptabel angesehen wird, d. h. Konfidenzintervall schmaler als 25 Prozentpunkte und Variationskoeffizient ≤ 33,5 %. Letzteres bedeutet, dass die untere Grenze des Konfidenzintervalls mindestens die Hälfte des Schätzers betragen muss. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, werden die Werte nicht berichtet („zu wenige Daten“). Berichtet, jedoch als unsicher markiert, werden Werte, die auf weniger als 10 Fällen basieren, deren Konfidenzintervall breiter als 20 Prozentpunkte ist oder wenn die Untergrenze weniger als ⅔ des Schätzers beträgt (Variationskoeffizient ≤ 16,6 %). Aufgrund der Unsicherheit sollten diese Werte mit Vorsicht interpretiert werden.
  • Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der zugrundeliegenden Bezugspopulation durch unterschiedliche Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in jedem Survey ein Gewichtungsfaktor verwendet. Diese berücksichtigen die Ziehungswahrscheinlichkeit der Teilnehmenden und passen außerdem die Surveys an die Bevölkerungsstruktur Deutschlands hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung an. Dabei wurden die Daten des Statistischen Bundesamts zum Stichtag 31.12.2021 (GEDA 2022) verwendet. Die Bildungsverteilung wurde dem Mikrozensus 2018 entnommen.
  • Altersstandardisierung: Eine Standardisierung nach Alter und Geschlecht wurde innerhalb der Bundesländer sowie innerhalb der Bildungsgruppen durchgeführt. Dazu wurde die europäische Standardbevölkerung 2013 verwendet. Es werden sowohl die Ergebnisse mit als auch die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung ausgewiesen. Die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung bilden die tatsächliche Alters- und Geschlechtsverteilung innerhalb der Bundesländer bzw. Bildungsgruppen ab und sind damit zum Beispiel geeignet, um Fragen des Versorgungsbedarfs zu beantworten. Bei den Ergebnissen mit Altersstandardisierung sind die Bundesländer und die Bildungsgruppen hinsichtlich Alter und Geschlecht vergleichbar. Dadurch können Unterschiede aufgezeigt werden, die sich nicht durch Alter und Geschlecht erklären lassen.
  • Berechnung:
    • Konfidenzintervalle: Die zufallsbedingte Variabilität der Ergebnisse kann den 95 %-Konfidenzintervallen in den Tabellen und Abbildungen entnommen werden. Die Konfidenzintervalle wurden mit der Logit-Methode berechnet. Dabei wurde die Streuung der Gewichtungsfaktoren berücksichtigt.

Publikationen zum Thema

Evaluating the diet in Germany with two indices focusing on healthy eating and planetary healthy eating using nationwide cross-sectional food intake data from DEGS1 (2008–2011)

15.08.2024, Fachartikel, English

Purpose: To improve sustainability, adjustments to current diets are necessary. Therefore, limited planetary resources are considered within the healthy reference diet proposed by the EAT-Lancet Commission. The agreement with nationwide food intake was evaluated with two indices which reflect this reference and German food intake recommendations.

Methods: A healthy eating index (HEI-MON) …