Passivrauchbelastung (ab 18 Jahre) (Tabakkonsum)

Tabakrauchen hat nicht nur negative gesundheitliche Folgen für Rauchende, sondern auch für Personen, die Passivrauch ausgesetzt sind, wenn auch in einem geringeren Ausmaß. Auch von Tabakrauch auf Oberflächen (kalter Rauch) werden Schadstoffe in die Raumluft abgegeben. Kinder sind gegenüber Passivrauch besonders gefährdet. In der Schwangerschaft gefährdet Passivrauch die gesunde Entwicklung des Embryos. Die Krankheitskosten der Passivrauchbelastung werden auf 1,3 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt (Effertz 2018). Um heutige und künftige Generationen vor den gesundheitlichen, gesellschaftlichen, ökologischen und wirtschaftlichen Folgen des Tabakkonsums und des Passivrauchens zu schützen, wurde unter Leitung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) das Rahmenübereinkommen zur Eindämmung des Tabakgebrauchs (FCTC) ausgehandelt. Deutschland hat den Vertrag 2004 ratifiziert. Seitdem sind verschiedene gesetzliche Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakkonsums und zum Nichtraucherschutz ergriffen worden. Begleitet wurden diese Maßnahmen durch das nationale Gesundheitsziel „Tabakkonsum reduzieren“ (BMG 2015).

Schon gewusst?

(Tabakkonsum)

8,3 % der nichtrauchenden Erwachsenen waren im Jahr 2019 regelmäßig Passivrauch ausgesetzt.

(Tabakkonsum)

10,9 % der Männer waren Passivrauch ausgesetzt, aber nur 6,0 % der Frauen.

(Tabakkonsum)

18 % der 18- bis 29-Jährigen waren am häufigsten Passivrauch ausgesetzt.

Visualisierung

Darstellung
Geschlecht

Zeitverlauf

NachRegion

NachAlter

NachGechlecht

NachBildung

Ergebnis

Im Jahr 2019 waren in Deutschland 8,3 % der Erwachsenen, die selbst nicht rauchen regelmäßig Passivrauch ausgesetzt. Mit 10,9 % waren deutlich mehr Männer betroffen als Frauen (6,0 %). Die höchste Exposition gegenüber Passivrauch bestand bei den 18- bis 29-Jährigen (18,0 %). Mit zunehmendem Alter nahm der Anteil deutlich ab und lag bei den über 80-Jährigen bei unter 3 %. Der Anteil nichtrauchender Personen mit regelmäßiger Passivrauchbelastung war in der niedrigen (9,1 %) und mittleren Bildungsgruppe (9,3 %) doppelt so hoch wie in der hohen Bildungsgruppe (4,5 %). Die Alters- und Bildungsunterschiede zeigten sich sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Bei Frauen war allerdings nur ein bedeutsamer Unterschied in der Passivrauchbelastung zwischen der mittleren und der hohen Bildungsgruppe zu verzeichnen. Zwischen den verschiedenen Regionen waren keine bedeutsamen Unterschiede festzustellen.

Fazit

Ein Teil der nichtrauchenden Erwachsenen ist regelmäßig Passivrauchbelastung ausgesetzt, wobei Männer deutlich häufiger betroffen sind und sich bei ihnen Bildungsunterschiede zuungunsten der niedrigen Bildungsgruppe zeigen. Die seit 2007 erlassenen Nichtraucherschutzgesetze des Bundes und der Länder haben zur Reduktion der Passivrauchbelastung und deren Folgen beigetragen (Mons et al. 2019). Im internationalen Vergleich besteht in Deutschland bei den bislang umgesetzten Maßnahmen zum Nichtraucherschutz aber noch Verbesserungsbedarf. Auf der Tabakkontrollskala, die Länder hinsichtlich ihrer Bemühungen um effektive Tabakprävention und Tabakkontrolle miteinander vergleicht (Joossens 2021), erreicht Deutschland für umgesetzte Maßnahmen im Bereich „Rauchfreie öffentliche Einrichtungen und Arbeitsstätten“ nur 11 von 22 Punkten. Die konsequente Umsetzung von Rauchverboten in der der Gastronomie und am Arbeitsplatz wäre ein wichtiger Beitrag, um die Passivrauchbelastung weiter zu verringern.

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Passivrauchbelastung ist definiert als der Anteil nichtrauchender Erwachsener, die regelmäßig Passivrauch ausgesetzt sind.

Operationalisierung

Die Erfassung der Passivrauchbelastung basiert auf Selbstangaben der Befragten:

GEDA 2019/2020-EHIS:

  • „Wie oft sind Sie in geschlossenen Räumen Tabakrauch ausgesetzt?“
  • Antwortmöglichkeiten: „Täglich, 1 Stunde oder mehr“, „Täglich, weniger als 1 Stunde“, „Mindestens 1 Mal pro Woche (aber nicht täglich)“ „Weniger als 1 Mal pro Woche“, „Nie oder fast nie“
  • Eine regelmäßige Passivrauchbelastung liegt vor, wenn Personen angeben, dass sie täglich oder mindestens einmal pro Woche Passivrauch ausgesetzt sind.

Bezugspopulation

Deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 18 Jahren in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Ergebnisse basieren auf folgendem bundesweiten Befragungssurvey des Robert Koch-Instituts:

  • GEDA 2019/2020-EHIS:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, N = 23.001
    • gültige Werte für den Indikator: n = 17.823

Datenqualität

Die RKI-Befragungssurveys liefern repräsentative Ergebnisse für die deutschsprachige Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren. Wie bei allen bevölkerungsbezogenen Studien ist davon auszugehen, dass einige Personengruppen unterrepräsentiert sind, wie Personen der niedrigen Bildungsgruppe, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Darüber hinaus basieren alle Informationen auf Selbstangaben und nicht auf ärztlichen Interviews.

Weiterführende Links

Berechnung

  • Beschreibung und Stratifizierung: Für den Indikator werden die Kennzahlen für Gesamt sowie nach Geschlecht, Alter, Region und Bildung ausgewiesen. In den GEDA-Wellen 2009 bis 2014/2015-EHIS wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie männlich oder weiblich sind. Seit GEDA 2019/2020-EHIS werden das Geburtsgeschlecht und die geschlechtliche Identität erhoben (Pöge et al. 2022). In den Analysen nach Geschlecht werden Personen ausgewiesen, die sich als weiblich oder männlich identifizieren. Genderdiverse Menschen, die sich diesen Kategorien nicht zuordnen, werden aufgrund der geringen Fallzahl nicht gesondert ausgewiesen, sind jedoch in der Gesamt-Kategorie enthalten. Die Darstellung nach Region basiert auf dem Wohnort der Befragten. Der Bildungsstatus wird anhand des CASMIN-Indexes bestimmt (Brauns et al. 2003). Dieser verwendet Angaben zu schulischer und beruflicher Bildung und ermöglicht die Einteilung in eine niedrige, mittlere und hohe Bildungsgruppe.
  • Umgang mit unsicheren Werten: Voraussetzung für die stratifizierte Darstellung eines Indikators ist, dass die Fallzahl in der Gruppe mindestens 5 beträgt und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als akzeptabel angesehen wird (Konfidenzintervall schmaler als 25 Prozentpunkte und Variationskoeffizient ≤ 33,5 %). Letzteres bedeutet, dass die untere Grenze des Konfidenzintervalls mindestens die Hälfte des Schätzers betragen muss. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, werden die Werte nicht berichtet („zu wenige Daten“). Berichtet, jedoch als unsicher markiert, werden Werte, die auf weniger als 10 Fällen basieren, deren Konfidenzintervall breiter als 20 Prozentpunkte ist oder wenn die Untergrenze weniger als ⅔ des Schätzers beträgt (Variationskoeffizient ≤ 16,6 %). Aufgrund der Unsicherheit sollten diese Werte mit Vorsicht interpretiert werden.
  • Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der zugrundeliegenden Bezugspopulation durch unterschiedliche Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in jedem Survey ein Gewichtungsfaktor verwendet. Diese berücksichtigen die Ziehungswahrscheinlichkeit der Teilnehmenden und passen außerdem die Surveys an die Bevölkerungsstruktur Deutschlands hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung an. In GEDA 2019/2020-EHIS wurde zusätzlich die regionale Siedlungsstruktur (Kreistyp) berücksichtigt. Dabei wurden die Daten des Statistischen Bundesamts zum Stichtag 31.12.2019 (GEDA 2019/2020-EHIS) verwendet. Die Bildungsverteilung wurde dem Mikrozensus 2017 entnommen.
  • Altersstandardisierung: Eine Standardisierung nach Alter und Geschlecht wurde innerhalb der Bundesländer sowie innerhalb der Bildungsgruppen durchgeführt. Dazu wurde die europäische Standardbevölkerung 2013 verwendet. Es werden sowohl die Ergebnisse mit als auch die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung ausgewiesen. Die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung bilden die tatsächliche Alters- und Geschlechtsverteilung innerhalb der Bundesländer bzw. Bildungsgruppen ab und sind damit zum Beispiel geeignet, um Fragen des Versorgungsbedarfs zu beantworten. Bei den Ergebnissen mit Altersstandardisierung sind die Bundesländer und die Bildungsgruppen hinsichtlich Alter und Geschlecht vergleichbar. Dadurch können Unterschiede aufgezeigt werden, die sich nicht durch Alter und Geschlecht erklären lassen.
  • Berechnung:
    • Konfidenzintervalle: Die zufallsbedingte Variabilität der Ergebnisse kann den 95 %-Konfidenzintervallen in den Tabellen und Abbildungen entnommen werden. Die Konfidenzintervalle wurden mit der Logit-Methode berechnet. Dabei wurde die Streuung der Gewichtungsfaktoren berücksichtigt.
    • Regionale Unterschiede: Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Regionen und dem Bundesdurchschnitt wurden mittels Chi-Quadrat-Test unter Adjustierung für multiples Testen ermittelt. Dabei wurden die einzelnen Regionenn im Vergleich zu den jeweils verbleibenden Regionen (zusammengefasst) getestet. Die Einteilung in der Karte erfolgt anhand von fünf äquidistanten Kategorien.  

Publikationen zum Thema

DHS Jahrbuch Sucht 2024: Tabak – Zahlen und Fakten zum Konsum

14.05.2024, Bericht, Deutsch

In der Bevölkerung ist Rauchen unter Erwachsenen nach wie vor verbreitet. Nach aktuellen Ergebnissen der Deutschen Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA-Studie) liegt der Anteil bei einem Drittel. Bei Jugendlichen ist der Anteil Rauchender deutlich geringer und liegt nach Daten des Alkoholsurveys 2021 für die 12- bis 17-Jährigen bei 7 %. Tendenziell rauchen insgesamt weniger Erwachsene und …

Rauchverhalten und Passivrauchbelastung Erwachsener – Ergebnisse aus GEDA 2019/2020-EHIS

14.09.2022, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Hintergrund: Rauchen ist ein bedeutendes Gesundheitsrisiko und die führende Ursache vorzeitiger Sterblichkeit. Passivrauch verursacht dieselben negativen gesundheitlichen Folgen wie das Rauchen, wenn auch in einem geringeren Ausmaß. Die Verringerung des Tabakkonsums und der Schutz vor Passivrauch sind daher wichtige gesundheitspolitische Ziele.

Methode: Die Studie Gesundheit in Deutschland …

Gesundheitliche Lage in Deutschland in der COVID-19-Pandemie

06.07.2022, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Die Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 im Jahr 2020 und die damit einhergehenden Eindämmungsmaßnahmen haben viele Bereiche des alltäglichen Lebens verändert. Vermutet wird ein Einfluss auf die Gesundheit auch jenseits des Infektionsgeschehens. Deshalb wurde mit Daten der Studie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA 2019/2020-EHIS) die gesundheitliche Lage der Bevölkerung in der ersten …

Indikatoren

Relevante Indikatoren aus anderen Themenbereichen

Rahmenbedingungen