Diabetes Typ 1: Prävalenz (0 – 17 Jahre) (Diabetes mellitus)

Diabetes mellitus bezeichnet eine Gruppe chronischer Stoffwechselerkrankungen, die durch einen erhöhten Blutzuckerspiegel gekennzeichnet sind. Bei Typ-1-Diabetes handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem aufgrund einer fehlgeleiteten Reaktion insulinproduzierende Zellen in der Bauchspeicheldrüse zerstört, was zu einem absoluten Insulinmangel führt. Die Krankheitsentstehung wird vermutlich durch genetische und Umweltfaktoren bestimmt. Über Schädigungen von großen und kleinen Blutgefäßen und Nervenfasern erhöht Diabetes das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Erkrankungen der Augen und der Nieren sowie Amputationen. Die Erkrankung vermindert sowohl die Lebensqualität als auch die Lebenserwartung der Betroffenen (DiMeglio et al. 2018). Mit weltweit etwa 1,5 Millionen Betroffenen unter 20 Jahren ist Typ-1-Diabetes eine der häufigsten chronischen Stoffwechselerkrankungen im Kindes- und Jugendalter (Gregory et al. 2021).

Schon gewusst?

(Diabetes mellitus)

34.567 Kinder und Jugendliche zwischen 0 und 17 Jahren waren im Jahr 2022 an Typ-1-Diabetes erkrankt.

(Diabetes mellitus)

463 pro 100.000 Personen betrug die Prävalenz des Typ-1-Diabetes in der Altersgruppe der 14- bis 17-Jährigen und war damit höher als in den jüngeren Altersgruppen.

(Diabetes mellitus)

Von 2014 bis 2022 stieg die Prävalenz des Typ-1-Diabetes bei Jungen zwischen 0 und 17 Jahren bedeutsam an.

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Ergebnis

Im Jahr 2022 lag in Deutschland die geschätzte Prävalenz des Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen im Alter von 0 bis 17 Jahren bei 243 pro 100.000 Personen. Dies entsprach einer geschätzten absoluten Zahl von 34.567 Erkrankten. Jungen (251) waren deutlich häufiger betroffen als Mädchen (233). Die Betrachtung über die Altersgruppen zeigte kontinuierlich und deutlich steigende Prävalenzen, von 23,5 bei unter 3-Jährigen auf 463 bei 14- bis 17-Jährigen. Im Zeitvergleich zwischen 2014 und 2022 war die Prävalenz des Typ-1-Diabetes bei Jungen angestiegen.

Fazit

Auf Basis von Registerdaten waren im Jahr 2022 etwa 34.600 Kinder und Jugendliche von Typ-1-Diabetes betroffen, Jungen häufiger als Mädchen. Dabei stieg im Zeitraum von 2014 bis 2022 die Prävalenz bei Jungen, aber nicht bei Mädchen, bedeutsam an. Angesichts der schwerwiegenden Folgen von Typ-1-Diabetes ist eine optimale Stoffwechseleinstellung gerade im Kindes- und Jugendalter von entscheidender Bedeutung. Für die Planung und Realisierung von Präventions- und Versorgungsleistungen ist es nicht nur relevant, die Entwicklung des Anteils an Betroffenen valide abzuschätzen, sondern auch die Entwicklung der Versorgungsqualität (z. B. Langzeitblutzuckerwert, Akutkomplikationen) und Langzeitkomplikationen (z. B. Nierenerkrankung, Nervenschädigungen) von Typ-1-Diabetes im Rahmen eines Surveillancesystems abzubilden.

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Diabetes Typ 1: Prävalenz ist definiert als die Anzahl der Kinder und Jugendlichen mit einem registrierten oder dokumentierten Typ-1-Diabetes pro 100.000 Kinder und Jugendliche in der Bevölkerung.

Bezugspopulation

Kinder und Jugendliche zwischen 0 und 17 Jahren mit Wohnsitz in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Bundesweite und regionale Diabetesregister (Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV-Register), Erhebungseinheit für Seltene Pädiatrische Erkrankungen in Deutschland (ESPED-Inzidenzregister), Diabetesregister in Nordrhein-Westfalen, Sächsisches Diabetesregister). Grundlage ist der Datenbestand 03/2023 der DPV-Datenbank.

Datenqualität

Die Diabetesregister stellen von freiwillig teilnehmenden Praxen beziehungsweise Kliniken übermittelte ambulante beziehungsweise stationäre Diagnosedaten und Informationen zur Therapieform von gesetzlich und privat Krankenversicherten zu unterschiedlichen Diabetestypen und Altersgruppen bereit. Die Datenqualität hängt von der Dokumentationspraxis ab, die einer gründlichen Plausibilitätsprüfung unterliegt. Die Annäherung an eine Vollerfassung für die Bezugspopulation erfolgt durch statistische Verfahren und resultiert in korrigierten Schätzungen.

Berechnung

  • Beschreibung: Die Anzahl der Erkrankungen pro 100.000 Kinder und Jugendliche von 0 bis 17 Jahren in Deutschland im Beobachtungszeitraum von 2014 bis 2022.
  • Hochrechnung/Gewichtung: Für die bundesweiten Schätzungen wurden die Fortschreibungsdaten des Statistischen Bundesamtes auf der Grundlage des Zensus 2011 verwendet. Ergebnisse mit 95 %-Konfidenzintervallen wurden unter Annahme einer Poissonverteilung der Fälle nach der Personenjahre-Methode geschätzt (Woodward 2013, Sahai und Khurshid 1993).
  • Standardisierung: Alters- und geschlechtsstandardisierte Schätzungen mit einer Gleichgewichtung für das Geschlecht und einer Altersgewichtung entsprechend der Altersspanne der Altersgruppen.
  • Absolute Zahlen: Die Summe der absoluten Zahlen von beiden Geschlechtern entspricht nicht unbedingt exakt der absoluten Zahl für die entsprechende Gesamtgruppe, da die Schätzungen aus separaten log-linearen Modellen abgeleitet sind.
  • Rundung: Aufgrund von Rundung kann es bei den Ergebnissen zu Ungenauigkeiten im Nachkommastellenbereich kommen.
  • Umgang mit unsicheren Werten: Als unsicher markiert werden Werte, wenn die Untergrenze des Konfidenzintervalls weniger als ⅔ des Schätzers beträgt (Variationskoeffizient ≤ 16,6 %).

Weiterführende Links

Publikationen zum Thema

Inzidenz, Prävalenz und Versorgung von Typ-1-Diabetes bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland: Zeittrends und sozialräumliche Lage

14.06.2023, Journal of Health Monitoring, Deutsch

Hintergrund: Zeitliche Trends und mögliche sozialräumliche Ungleichheiten hinsichtlich der Häufigkeit und Versorgung von Typ-1-Diabetes mellitus (T1D) bei Kindern und Jugendlichen sind für die Planung von zielgerechten Behandlungsstrukturen von Bedeutung.

Methode: Mit Daten der bundesweiten Diabetes-Patienten-Verlaufsdokumentation (DPV) und des Diabetesregisters in Nordrhein-Westfalen wurden für …