Schlaganfall: Sterblichkeit (Herz-Kreislauf-Erkrankungen)

Der Schlaganfall zählt weltweit zu den häufigsten Todesursachen. Es kommt bei einem Schlaganfall zunächst zu einer plötzlich auftretenden Funktionsstörung des Gehirns (Schlaganfall: Prävalenz). Häufigste Ursache ist die Durchblutungsstörung eines gehirnversorgenden Gefäßes, das durch ein Blutgerinnsel verschlossen wird (ischämischer Schlaganfall). Seltener kann ein Schlaganfall durch eine Hirnblutung nach dem Zerreißen von Hirngefäßen verursacht werden (hämorrhagischer Schlaganfall). In beiden Fällen sterben infolge Nervenzellen im betroffenen Areal des Gehirns ab. Der Schaden vergrößert sich in Abhängigkeit von der Zeit, wird irreversibel und kann unter anderem zu dauerhaften Lähmungen sowie zu Sensibilitäts- oder Sprachstörungen bis hin zur Bewusstlosigkeit führen. Die Schlaganfall-Sterblichkeit geht seit vielen Jahren zurück, was mit dem Rückgang in der Häufigkeit wichtiger Risikofaktoren sowie mit Verbesserungen in der medizinischen Versorgung des Schlaganfalls in Verbindung gebracht wird (Rücker et al. 2018, Prendes et al. 2024).

Schon gewusst?

(Herz-Kreislauf-Erkrankungen)

37.292 Personen verstarben im Jahr 2022 an einem Schlaganfall.

(Herz-Kreislauf-Erkrankungen)

Die Sterberate an Schlaganfall lag in Regionen mit hoher sozioökonomischer Deprivation höher als in Regionen mit niedriger Deprivation.

(Herz-Kreislauf-Erkrankungen)

Die Schlaganfall-Sterberate ist bei beiden Geschlechtern um mehr als zwei Drittel zwischen 1998 und 2022 zurückgegangen.

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Ergebnis

Im Jahr 2022 starben in Deutschland 37.292 Menschen an einem Schlaganfall (Frauen: 20.747; Männer 16.545). Die altersstandardisierte Sterberate lag bei 36,9 pro 100.000 Personen und war für Männer mit 40,5 höher als für Frauen (33,7 pro 100.000 Personen). Die Schlaganfall-Sterblichkeit stieg ab 45 Jahren mit zunehmendem Alter deutlich an: In der Altersgruppe der 45- bis 64-Jährigen belief sie sich auf 11,3 pro 100.000 Personen, bei den 65- bis 79-Jährigen auf 77,1 und bei den über 80-Jährigen auf 446. Die altersstandardisierten Sterberaten des Schlaganfalls variierten im Bundeslandvergleich zwischen dem Bundesland mit der höchsten und der niedrigsten Sterberate um maximal einem Drittel. In Regionen mit hoher sozioökonomischer Deprivation lagen die Schlaganfall-Sterberaten im Jahr 2021 altersstandardisiert pro 100.000 Personen bei Frauen mit 35,3 und bei Männern mit 42,2 um 9 % beziehungsweise 14 % höher als in Regionen mit niedriger Deprivation (Frauen: 31,9; Männer: 36,5). Im Zeitverlauf zwischen 1998 und 2022 sank die Schlaganfall-Sterblichkeit bei beiden Geschlechtern und in allen Altersgruppen deutlich ab. Altersstandardisiert gingen die Schlaganfall-Sterberaten bei beiden Geschlechtern um mehr als zwei Drittel zurück. Ebenso waren die regionalen Unterschiede in der Schlaganfall-Sterblichkeit über die Zeit rückläufig. Lag die Sterblichkeit im Jahr 1998 im Bundesland mit der höchsten Sterberate mehr als doppelt so hoch wie im Bundesland mit der niedrigsten Sterberate, reduzierte sich dieser Unterschied auf nur noch etwa ein Drittel im Jahr 2022.

Fazit

In den vergangenen 25 Jahren nahm die Schlaganfall-Sterblichkeit in Deutschland deutlich ab. Die gleichzeitige Reduktion der Sterblichkeitsunterschiede zwischen den Bundesländern steht im Einklang mit Verbesserungen der Versorgung wie dem flächendeckenden Zugang zu Spezialstationen (Stroke Units) in Krankenhäusern (Rücker et al. 2018). Zwischen 2003 und 2021 gingen die Unterschiede in der Sterblichkeit an Schlaganfall unabhängig von regionaler Deprivation zurück (Tetzlaff et al. 2024), jedoch blieben weiterhin sozioökonomische Unterschiede bestehen. In den letzten Jahren flachte sich der Rückgang in der Schlaganfall-Sterblichkeit zudem ab, was vor allem mit einem Anstieg von Risikofaktoren wie Diabetes und mit Versäumnissen in der Prävention im Bereich Tabakkontrolle und Ernährung in Verbindung gebracht wurde (Emmert-Fees et al. 2023). Die Ergebnisse unterstreichen den Bedarf an einer umfassenden Strategie zur Herz-Kreislauf-Prävention und Gesundheitsförderung in allen Lebensphasen sowie an soziallagenbezogenen Präventionsansätzen.

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Schlaganfall: Sterblichkeit ist definiert als die Anzahl der Sterbefälle, bei denen ein Schlaganfall (ICD-10-WHO-Code: I60 – I64) als zum Tode führendes Grundleiden (Todesursache) kodiert wurden, pro 100.000 Personen in einem Jahr.

Bezugspopulation

Bevölkerung mit ständigem Wohnsitz in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Todesursachenstatistik der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder umfasst alle Sterbefälle von Personen mit ständigem Wohnsitz in Deutschland mit Angaben zu Alter, Geschlecht, Wohnsitz und der zugrundeliegenden Todesursache (Grundleiden) – kodiert nach ICD-10-WHO-Version.

Datenqualität

Die Statistik der Sterbefälle ist eine Vollerhebung mit Auskunftspflicht. Sie umfasst alle Sterbefälle in der Wohnbevölkerung, die in Deutschland standesamtlich registriert werden, unabhängig vom Sterbeort. Ist der Sterbeort im Ausland, wird der Sterbefall erfasst, sofern er nachträglich standesamtlich beurkundet wird. Es finden mehrstufige Vollständigkeit- und Plausibilitätskontrollen statt, sodass eine hohe Zuverlässigkeit gegeben ist (Destatis 2024).

In der unikausalen Todesursachenstatistik wird für jeden Todesfall das zum Tode führende Grundleiden kodiert, auch wenn mehrere Erkrankungen zum Tod geführt haben könnten. Weitere Angaben aus der Todesbescheinigung werden in der amtlichen Todesursachenstatistik nicht berücksichtigt. Die Qualität der kodierten Todesursachen variiert in Abhängigkeit der Dokumentation eines validen Grundleidens und wird gemäß einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Deutschland als „mittel“ eingestuft (WHO 2005, Zack et al. 2017).

Berechnung

  • Beschreibung: Quotient aus der Anzahl aller Sterbefälle an einem Schlaganfall (ICD-Code I60 – I64) und der Anzahl aller Personen mit ständigem Wohnsitz in Deutschland.
  • Stratifizierung: Die Darstellung nach Bundesland basiert auf dem Wohnort der verstorbenen Person. Die Stratifizierung nach regionaler sozioökonomischer Deprivation erfolgt auf Grundlage des German Index of Socioeconomic Deprivation (GISD) (Jahre 2003 – 2020: GISD Release 2020, Jahr 2021: GISD Release 2022 v0.2) (Michalski et al. 2022). Der GISD fasst Merkmale der Erwerbs-, Bildungs- und Einkommenssituation für jeden Kreis und jede kreisfreie Stadt in einer Kennzahl zusammen. Die Kreise werden entlang ihrer GISD-Werte in Quintile von niedriger bis hoher sozioökonomischer Deprivation eingeteilt, die über den Wohnort der verstorbenen Person mit den Mortalitätsdaten verknüpft werden. Die Berechnung der Mortalitätsraten erfolgt stratifiziert nach niedriger (1. Quintil), mittlerer (2. – 4. Quintil) und hoher (5. Quintil) Deprivation. Unterschiede in der Mortalität nach sozioökonomischer Deprivation beziehen sich auf die räumliche Ebene. 
  • Altersstandardisierung: Mit der europäischen Standardbevölkerung 2013 als Bezugspopulation erfolgte eine Altersstandardisierung unter Verwendung von 5-Jahres-Altersgruppen mit Ausnahme von < 1, 1 – 4 Jahre und ≥ 90 Jahre. Für die Auswertungen nach GISD wird die Altersgruppe ≥ 85 Jahre als höchste Altersgruppe verwendet.
  • Berechnungen: Für die Berechnung der Sterberaten insgesamt sowie nach Geschlecht, Altersgruppen und Bundesland wurde die Durchschnittsbevölkerung als Bezugspopulation verwendet (Destatis 2024). Da Daten in Altersgruppen mit Fallzahlen zwischen 1 und 3 aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht bereitgestellt werden, wurde für diese Gruppen eine Fallzahl von 1 und eine Sterberate von 0 angenommen. Für die Auswertung nach GISD wurde der Bevölkerungsdurchschnitt eines Jahres (Mittelwert der Bevölkerung zum 31.12. des Vorjahres und des dargestellten Jahres) verwendet und die Berechnung erfolgte im Forschungsdatenzentrum der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder (Todesursachenstatistik 2003 - Todesursachenstatistik 2021).

Weiterführende Links

Publikationen zum Thema

Age-specific and cause-specific mortality contributions to the socioeconomic gap in life expectancy in Germany, 2003–21: an ecological study

01.05.2024, Fachartikel, English

Background: Earlier death among people in socioeconomically deprived circumstances has been found internationally and for various causes of death, resulting in a considerable life-expectancy gap between socioeconomic groups. We examined how age-specific and cause-specific mortality contributions to the socioeconomic gap in life expectancy have changed at the area level in Germany over time.

Methods

Veränderungen in der Sterblichkeit an ausgewählten nicht übertragbaren Krankheiten während der COVID-19-Pandemie in Deutschland 2020 und 2021

24.11.2023, Fachartikel, Deutsch

Es zeigt sicht, dass in Deutschland die beobachtete Sterberate an akutem Herzinfarkt 2020/21 höher und an HKE 2021 tendenziell höher lag als in Fortsetzung des Verlaufs im Referenzzeitraum 2015–2019 erwartet werden konnte. Dies könnte zur Übersterblichkeit in Deutschland während der Pandemie beigetragen haben. Das Ergebnis unserer Analyse weist in dieselbe Richtung wie eine erste Publikation aus …