Depressive Symptomatik: Prävalenz (ab 18 Jahre) (Depression)

Depressionen sind definiert durch Niedergeschlagenheit, Verlust von Interesse und Freude sowie schnelle Ermüdbarkeit in Verbindung mit weiteren Symptomen wie verändertem Schlaf- und Essverhalten, veränderter Psychomotorik, Konzentrationsproblemen, Selbstzweifeln bis hin zu Suizidgedanken. Diese Beschwerden sind weit verbreitet und werden stark durch belastende Lebensereignisse oder -umstände beeinflusst (Lund et al. 2018). Da Depressionen die Lebensqualität, Funktionsfähigkeit und Teilhabe einschränken, sind sie durch eine hohe individuelle und gesellschaftliche Krankheitslast gekennzeichnet. Sie treten häufig gemeinsam mit anderen psychischen Störungen und körperlichen Erkrankungen auf. In Verbindung mit diesen Komorbiditäten sowie in Zusammenhang mit Suizidalität sind Depressionen mit einem erhöhten Sterberisiko assoziiert (RKI 2021).

Die Verbreitung depressiver Symptome in der Bevölkerung wird per Fragebogen erfasst. Damit kann das Vorliegen einer aktuellen depressiven Symptomatik festgestellt werden, jedoch aufgrund fehlender Ein- und Ausschlussdiagnostik keine depressive Störung gemäß klinischen Standards.

Schon gewusst?

(Depression)

14,4 % der Erwachsenen waren im Jahr 2023 von einer depressiven Symptomatik betroffen.

(Depression)

Fast dreimal so viele Personen der niedrigen im Vergleich zu Personen der hohen Bildungsgruppe waren von einer depressiven Symptomatik betroffen

(Depression)

Die Prävalenz einer depressiven Symptomatik hat zwischen 2014 und 2023 deutlich zugenommen.

Visualisierung

Darstellung
Geschlecht

Zeitverlauf

NachRegion

NachAlter

NachGechlecht

NachBildung

Ergebnis

Im Jahr 2023 lag in Deutschland bei 14,4 % der Erwachsenen eine depressive Symptomatik vor. Bei Altersstandardisierung wiesen Frauen (15,8 %) häufiger eine depressive Symptomatik auf als Männer (13,2 %). Jüngere Erwachsene (18 – 29 Jahre) waren mit 19,4 % häufiger betroffen als 65- bis 79-Jährige mit 8,3 % und 80-Jährige und Ältere mit 11,4 %. Im mittleren Erwachsenenalter war der Anteil mit 15,2 % bei den 30- bis 44-Jährigen und 15,5 % bei den 45- bis 64-Jährigen in etwa gleich. Dieser Altersverlauf zeigte sich insbesondere bei Frauen, teilweise auch bei Männern. Es zeigte sich ein ausgeprägter sozialer Gradient nach Bildung, wobei Personen der niedrigen Bildungsgruppen häufiger von einer depressiven Symptomatik betroffen waren (20,5 %), gefolgt von Personen der mittleren (14,4 %) und der hohen Bildungsgruppe (7,0 %). Dieser starke Gradient zeigte sich auch bei Männern, bei Frauen unterschied sich nur die hohe von den beiden niedrigeren Bildungsgruppen. Nach einem Rückgang der Prävalenz einer depressiven Symptomatik zwischen 2014 (10,1 %) und 2019 (8,3 %) zeigten sich 2022 (13,3 %) und 2023 deutlich höhere Werte.

Fazit

Die Prävalenz einer depressiven Symptomatik hat in Deutschland in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Angesichts der gravierenden individuellen und gesellschaftlichen Konsequenzen depressiver Störungen und ihren negativen Wechselwirkungen mit anderen psychischen Störungen sowie körperlichen Erkrankungen (RKI 2021) sind Maßnahmen zur Förderung und zum Schutz der psychischen Gesundheit der Bevölkerung angezeigt. Dies gilt umso mehr, da die Stärkung von Prävention und Behandlung von Depressionen als nationales Gesundheitsziel vereinbart wurde (BMG 2006). Das häufigere Auftreten depressiver Symptome bei Personen der niedrigen Bildungsgruppen verweist auf die Wichtigkeit soziallagenbezogener Gesundheitsförderung und verhältnispräventiver Maßnahmen zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Menschen in sozial benachteiligten Lagen.

Methodik und Datenquellen

Definition

Der Indikator Depressive Symptomatik: Prävalenz ist definiert als der Anteil der Erwachsenen mit einer depressiven Symptomatik in den letzten zwei Wochen gemäß Fragebogen.

Operationalisierung

Die Erfassung von depressiven Symptomen in der Bevölkerung basiert auf Selbstangaben der Befragten und wird mit dem standardisierten Inventar „Gesundheitsfragebogen für Patienten“ (Patient Health Questionnaire-8, PHQ-8) erfasst (Kroenke et al. 2009):

GEDA 2014/2015-EHIS, GEDA 2019/2020-EHIS, GEDA 2022, GEDA 2023

  • „Wie oft fühlten Sie sich im Verlauf der letzten 2 Wochen durch die folgenden Beschwerden beeinträchtigt?“
    • „Wenig Interesse oder Freude an Ihren Tätigkeiten“
    • „Niedergeschlagenheit, Schwermut oder Hoffnungslosigkeit“
    • „Schwierigkeiten, ein- oder durchzuschlafen, oder vermehrter Schlaf“
    • „Müdigkeit oder Gefühl, keine Energie zu haben“
    • „Verminderter Appetit oder übermäßiges Bedürfnis zu essen“
    • „Schlechte Meinung von sich selbst; Gefühl, ein Versager zu sein oder die Familie enttäuscht zu haben“
    • „Schwierigkeiten, sich auf etwas zu konzentrieren, zum Beispiel beim Zeitunglesen oder Fernsehen“
    • „Waren Ihre Bewegungen oder Ihre Sprache so verlangsamt, dass es auch anderen auffallen würde? Oder waren Sie im Gegenteil „zappelig“ oder ruhelos und hatten dadurch einen stärkeren Bewegungsdrang als sonst?“
  • Antwortmöglichkeiten jeweils: „Überhaupt nicht“ (Wert 0), „An einzelnen Tagen“ (Wert 1), „An mehr als der Hälfte der Tage“ (Wert 2) und „Beinahe jeden Tag“ (Wert 3)
  • Die numerischen Werte der acht Antworten werden zu einem Skalensummenwert von 0 bis 24 addiert. Das Vorliegen einer depressiven Symptomatik wird ab einem Skalensummenwert von mindestens 10 angenommen.

Bezugspopulation

Deutschsprachige Wohnbevölkerung in Privathaushalten ab 18 Jahren in Deutschland.

Datenquelle und Fallzahl

Die Ergebnisse basieren auf folgenden bundesweiten Befragungssurveys des Robert Koch-Instituts:

  • GEDA 2014/2015-EHIS:
    • webbasierte und schriftliche Befragungen auf der Basis einer Einwohnermeldeamtsstichprobe, N = 24.016
    • gültige Werte für den Indikator: n = 23.602
  • GEDA 2019/2020-EHIS:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, N = 23.001
    • gültige Werte für den Indikator: n = 22.261
  • GEDA 2022:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, Erhebung unterteilt in Welle 1 bis 10 mit einem Basismodul und bis zu vier Fragebogenmodulen; N = 33.149 (relevante Teilstichprobe Welle 1 bis 10, Modul 3: n = 8.322)
    • gültige Werte für den Indikator aus Welle 1 bis 10, Modul 3: n = 7.986
  • GEDA 2023:
    • telefonische Befragungen mit Festnetz und Mobilfunk, Erhebung unterteilt in Welle 11 bis 22 mit einem Basismodul und bis zu vier Fragebogenmodulen; N = 30.002 (relevante Teilstichprobe Welle 11 bis 22, Modul 3: n = 12.015)
    • gültige Werte für den Indikator aus Welle 11 bis 22, Modul 3: n = 11.606

Datenqualität

Die RKI-Befragungssurveys liefern repräsentative Ergebnisse für die deutschsprachige Wohnbevölkerung Deutschlands ab 18 Jahren in Privathaushalten. Wie bei allen bevölkerungsbezogenen Studien ist davon auszugehen, dass einige Personengruppen unterrepräsentiert sind, wie Personen der niedrigen Bildungsgruppe, Menschen mit Migrationsgeschichte oder Menschen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen. Darüber hinaus basieren alle Informationen auf Selbstangaben und nicht auf ärztlichen Interviews. Zeitvergleiche der Ergebnisse zwischen der GEDA-Welle 2014/2015-EHIS und den übrigen Wellen sollten aufgrund von Unterschieden in der Stichprobenziehung sowie Unterschieden im Erhebungsmodus vorsichtig interpretiert werden.

Berechnung

  • Beschreibung und Stratifizierung: Für den Indikator werden die Kennzahlen für Gesamt sowie nach Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung ausgewiesen. In den GEDA-Wellen 2009 bis 2014/2015-EHIS wurden die Teilnehmenden gefragt, ob sie männlich oder weiblich sind. Seit GEDA 2019/2020-EHIS werden das Geburtsgeschlecht und die geschlechtliche Identität erhoben (Pöge et al. 2022). In den Analysen nach Geschlecht werden Personen ausgewiesen, die sich als weiblich oder männlich identifizieren. Genderdiverse Menschen, die sich diesen Kategorien nicht zuordnen, werden aufgrund der geringen Fallzahl nicht gesondert ausgewiesen, sind jedoch in der Gesamt-Kategorie enthalten. Die Darstellung nach Bundesland basiert auf dem Wohnort der Befragten. Der Bildungsstatus wird anhand des CASMIN-Indexes bestimmt (Brauns et al. 2003). Dieser verwendet Angaben zu schulischer und beruflicher Bildung und ermöglicht die Einteilung in eine niedrige, mittlere und hohe Bildungsgruppe.
  • Umgang mit unsicheren Werten: Voraussetzung für die stratifizierte Darstellung eines Indikators ist, dass die Fallzahl in der Gruppe mindestens 5 beträgt und die statistische Unsicherheit in der Schätzung der Kennziffer als akzeptabel angesehen wird (Konfidenzintervall schmaler als 25 Prozentpunkte und Variationskoeffizient ≤ 33,5 %). Letzteres bedeutet, dass die untere Grenze des Konfidenzintervalls mindestens die Hälfte des Schätzers betragen muss. Sind diese Kriterien nicht erfüllt, werden die Werte nicht berichtet („zu wenige Daten“). Berichtet, jedoch als unsicher markiert, werden Werte, die auf weniger als 10 Fällen basieren, deren Konfidenzintervall breiter als 20 Prozentpunkte ist oder wenn die Untergrenze weniger als ⅔ des Schätzers beträgt (Variationskoeffizient ≤ 16,6 %). Aufgrund der Unsicherheit sollten diese Werte mit Vorsicht interpretiert werden.
  • Gewichtung: Um Abweichungen der Surveys von der zugrundeliegenden Bezugspopulation durch unterschiedliche Teilnahmebereitschaft oder Auswahlwahrscheinlichkeit zu korrigieren, wurde für die Berechnung des Indikators in jedem Survey ein Gewichtungsfaktor verwendet. Diese berücksichtigen die Ziehungswahrscheinlichkeit der Teilnehmenden und passen außerdem die Surveys an die Bevölkerungsstruktur Deutschlands hinsichtlich Geschlecht, Alter, Bundesland und Bildung an. In GEDA 2019/2020-EHIS wurde zusätzlich die regionale Siedlungsstruktur (Kreistyp) berücksichtigt. Dabei wurden die Daten des Statistischen Bundesamts zum Stichtag 31.12.2014 (GEDA 2014/2015-EHIS), 31.12.2019 (GEDA 2019/2020-EHIS) und 31.12.2021 (GEDA 2022, GEDA 2023) verwendet. Die Bildungsverteilung wurde dem Mikrozensus 2013 (GEDA 2014/2015-EHIS), 2017 (GEDA 2019/2020-EHIS) und 2018 (GEDA 2022, GEDA 2023) entnommen.
  • Altersstandardisierung: Eine Standardisierung nach Alter und Geschlecht wurde innerhalb der Bundesländer sowie innerhalb der Bildungsgruppen durchgeführt. Dazu wurde die europäische Standardbevölkerung 2013 verwendet. Es werden sowohl die Ergebnisse mit als auch die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung ausgewiesen. Die Ergebnisse ohne Altersstandardisierung bilden die tatsächliche Alters- und Geschlechtsverteilung innerhalb der Bundesländer bzw. Bildungsgruppen ab und sind damit zum Beispiel geeignet, um Fragen des Versorgungsbedarfs zu beantworten. Bei den Ergebnissen mit Altersstandardisierung sind die Bundesländer und die Bildungsgruppen hinsichtlich Alter und Geschlecht vergleichbar. Dadurch können Unterschiede aufgezeigt werden, die sich nicht durch Alter und Geschlecht erklären lassen.
  • Berechnung:
    • Konfidenzintervalle: Die zufallsbedingte Variabilität der Ergebnisse kann den 95 %-Konfidenzintervallen in den Tabellen und Abbildungen entnommen werden. Die Konfidenzintervalle wurden mit der Logit-Methode berechnet. Dabei wurde die Streuung der Gewichtungsfaktoren berücksichtigt.
    • Regionale Unterschiede: Statistisch signifikante Unterschiede zwischen den Bundesländern und dem Bundesdurchschnitt wurden mittels Chi-Quadrat-Test unter Adjustierung für multiples Testen ermittelt. Dabei wurden die einzelnen Bundesländer im Vergleich zu den jeweils verbleibenden Bundesländern (zusammengefasst) getestet. Die Einteilung in der Karte erfolgt anhand von fünf äquidistanten Kategorien.  

Weiterführende Links

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